Der Revoluzzer - Ché oder Fidel Castro?

Ringo

Well-known member
19 Mai 2006
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Letztens im Buchladen ist mir aufgefallen, dass es wesentlich mehr Bücher über Ché gibt, als über Fidel Castro. Das fand ich ein wenig verwunderlich. ISt Ché denn wirklich bekannter? Vielleicht liegt es ja daran, dass er gerade bei den jüngeren ein riesen Idol ist. Wenn man aber mal nachhakt, was der denn alles so tolles gemacht hat. Sieht man ratlose Gesichter. Es fällt einem Dies und Das ein, aber so richtig Ahnung haben die meisten Anhänger nicht (Ich zähl mich dazu ;) ) Dabei finde ich Fidels Wirken fast noch interessanter. Der Mann kämpft sich durch sein Leben und scheint dies ja immer noch zu tun. Zumindest habe ich in den letzten Tagen keine neue Nachricht über den gesehen. Der ist doch noch am Leben?
Mich würde auf jeden Fall interessieren welchen Revoluzzer ihr interessanter findet? Und ob ihr vielleicht mehr Ahnung über die beiden habt als ich?
 
ich empfehle dir motorcycles diaries anzusehen.
Che wollte ganz Südamerika revolutionieren um den Leuten zu helfen, vor allem Krankheiten besser bekämpfen zu können. Fidel ging es meiner Meinung eher um Politik, Macht und Systemwechsel, weniger um die Menschen.
 
Das es Ché schlussendlich wirklich um die Menschen ging, glaube ich nicht. Gerade zum Schluss (nach seinem Weggang aus Cuba) kann man den Eindruck bekommen, dass es die Revolution nur noch um der Revolution willen betrieb.
 
Che hat den großen Vorteil, daß er tot ist. Tote machen keine Fehler. Castro hatte nen Staat an der Backe, und da kann man es nie allen Recht machen.
Ausserdem ist Che längst nicht mehr Revolutionär, sondern Popstar.
Ich meine... irgendwo macht es ja Sinn, Portemonnaies mit Che-Motiv zu verkaufen (immerhin war er Finanzminister o.ä.), aber pervers ist es trotzdem ein bisschen.
 
..ich denke auch, dass ihn der "Märtyrertod" unsterblich gemacht hat.

es gibt auch Gerüchte, dass Fidel und Che sich zum Schluß in Kuba garnichtmehr so gut gesonnen waren. dabei ging es wohl auch um Machtkämpfe innerhalb der Regierung. Für Castro war es nach Che's Tod dann relativ einfach, ihn zum Volkshelden und zur Lichtgestalt aufzubauen.

Auf jeden Fall verehren die Kubaner Che ohne Ende...
 
Ich glaube mich erinnern zu können, dass Che nicht ganz mit der Militärführung in Cuba zufrieden war.... aber dazu müsste ich mich nochmal reinlesen. Fakt ist, dass Cuba ein relativ gutes Gesundheitssystem hat für Mittel und Südamerika. Nicht zuletzt wegen Che.
 
Che war in seinem revolutionären Denken immer radikaler als Fidel, die Auseinandersetzungen zwischen Fidel und Che zum Ende seines Lebens, drehten sich vor allem darum. Ich denke der Unterschied ist, dass Che im Herzen ein Revolutionär war, der seiner Frau verboten hat, italienische Schuhe zu tragen, und dass Fidel die Revolution um der Macht Willen betrieben hat. Er war von Anfang an ein brillianter Politiker, der das Volk und die Medien geschickt manipuliert hat, und seine Frau durfte mit Sicherheit ausländische Schuhe tragen...
Es stimmt, viele laufen ganz stolz mit Che auf dem T-Shirt rum, nicht fähig den Namen richtig zu buchstabieren. Mit dem Wort Revolution kann sich eben jede Jugend identifizieren, darum geht es in diesen Jahren ja. Auch ich besitze ein Che Shirt, sogar mein Sohn (5) hat eins, trotzdem sollte man nicht vergessen, das so eine Revolution auch Opfer mit sich bringt und gerade Che war dabei nicht zimperlich, er errichtet z. B. "Lager für Besserungsarbeit" für Feinde Cubas...gibt einem schon zu denken..
Sein Märtyrer-Tod half ihm bestimmt beim Werden zur Ikone, Fidel wird eine solche Verehrung nach seinem Tod sicherlich nicht zuteil werden.
Ich empfehle dir die Biografie über Che zu lesen, finde das Buch gerade nicht, sonst würde ich dir den Autor sagen können..poste es vllt später..
In diesem Sinne: Viva la revoluciòn! Victoria o muerte!

edit: Jon L. Anderson, wenn du dich für die Beziehung der beiden interessierst, dann les das Buch;)
 
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"Che" hat den roten Terror bis nach Kuba geschleift. Bis zu 2000 Todesurteile sollen auf sein Konto gehen. Der Typ war nur einer von viele kommunistischen Mördern, grausam & unmenschlich.

Das es Leute gibt die so einen Schurken auf dem Shirt tragen ist schon verwunderlich - da kann man sich ja gleich noch einen Karl Koch auf den Rücken setzen.

@liquid: Lobe das Gesundheitssystem - es mag ganz nett sein. Aber vergiss nicht das der allergrößte Teil der kubanischen Bevölkerung in bitterster Armut lebt, durch Zäune abgeschirmt von den touristischen Bereichen. Damit das Kettenende dieser Diktatur auch ja nicht sieht womit sich dieses mörderische Unrechtsregime über Wasser hält - Devisen der bösen Kapitalisten.

@ringo: Castro dürfte vorne liegen. "Che" war auch nur einer der herzlosen Vasallen mit denen er seine Ansprüche durchsetzte. Das hippe aufsässige Kid trägt "Che" wie "Currywurst statt Döner". Aber wie es oben schon geschrieben stand: wirkliche Substanz hat das wohl nicht, gerade auch weil die wenigsten wissen was diese "Helden" wirklich getrieben haben.
 
Polli hat mit seinem Beitrag sicherlich recht, und dennoch ist er für viele Kubander ein Held! Womit erklärst du das? Nur mit Unwissenheit? Wie ich schon schrieb, Che hat Lager für seine Gegner errichtet und unzählige Tote gehen auf sein Konto...das kann ja nicht bewundert werden. Ich denke er wird nicht für seine Grausamkeit oder den Kommunismus von vielen bewundert, sondern für seinen Glauben an etwas..in seinem Fall die Revolution. Er hat gelebt was er vertreten hat, er hatte eine Integrität, die heute vielen Menschen fehlt. Das heißt aber nicht, dass ich gut finde an WAS er geglaubt hat, bin wahrlich kein Fan des Kommunismus, glaube Polli hat mich da missverstanden, aber ich bewundere seinen Glauben in eine Sache...

Dein Ava passt natürlich wie die Faust aufs Auge, Polli....;)
 
Habt Ihr schon mal eine von den kubanischen DVDs gesehen "Wege der Revolution", die gibts von Che und Fidel. Interessant fand ich beim Schauen, dass der Eindruck entsteht, die westliche Welt stellt die beiden Sozialisten aus einem ganz bestimmten Grund in die Diktator / Mörder Ecke. Die Menschen sollen weiterhin glauben, der Kapitalismus sei das beste Wirtschaftssystem und die Demokratie das beste politische System.
Keine Frage, Mitspracherecht ist super, aber was nützt es, wenn es wie in den USA manipuliert wird (Wahlcomputer) und in den Jahren zwischen den Wahlen Kriege angezettelt werden und kein Mitspracherecht herrscht?

Die DVDs haben mir jedenfalls die Menschen Che und Fidel mal näher gezeigt, um zu verstehen, warum es zu der Revolution kam. Letztlich haben sie sich nur gegen die Knechtschaft gewehrt. Oder?
 
Flieg mal nach Kuba und schau dir die Situation live an. Knechtschaft, Armut und Unterdrückung ist das was deine sozialistischen Freunde diesem Volk beschert haben.

Cheers
 
Zudem hat dir die DVD nur eine Subjektive Story aus Sicht des/der Autoren gezeigt. Nutz mehrere Quellen empfehl ich dir.
 
Kann mich polli nur anschließen, die meisten Menschen die mit einem Che T-Shirt rumlaufen haben keine Ahnung was er eigentlich gemacht hat. Im großen und ganzem war er ein Terrorist. Natürlich waren ein paar Sachen die er gemacht hat gut (das gleiche gilt für Castro), aber die Mittel mit denen sie ihre Ziele erreichen wollten (vor allem CHe) waren die falschen. Sie haben Bomben gelegt, etc. keinen Deut besser wie das damalige Regime. Ihnen ist es genauso um Macht gegangen wie den meisten anderen auch.
 
...immerhin haben die beiden Batista und die US-Imperialisten von der Insel gejagt. Wenn Du heute mit den "alten" Kubanern sprichst wirst Du immer wieder eine Antwort erhalten: " Sicher geht es uns heute nicht gut.... aber unter dem korrupten Batista-Regime und den amerikanischen Ausbeutern ging es uns wirklich schlecht... "
 
Nun gut, in Deutschland würde man es "Vom Regen in die Traufe kommen" nennen. 1918 waren die meisten Russen wohl auch noch froh, das der Zar weg war - aber ob sie sich danach wirklich verbessert haben... :think:
 
...vermutlich wäre Kuba ohne Embargo eines der reicheren Länder der Region. Ich kann eigentlich jedem raten, diese Insel mal als Urlaubsziel ins Auge zu fassen ( und bloß nicht nach Varadero !!!!!!). Mich persönlich hat die Insel sowie die Menschen dort ziemlich beeindruckt.... im krassen Gegensatz zur Dom.Rep, - zu amerikanisch.. schlechtes Bildungs und Gesundheitssystem.

Auf Kuba hat mich am meisten erstaunt, was die "einfachen Leute" doch für ein großes Allgemeinwissen hatten. Aus "Gehässigkeit" muß ich jetzt mal sagen: Den Amerikanern haushoch überlegen... :mrgreen:

ich war insgsamt 3x dort, - am besten hat mir eine Rundreise mit dem Leihwagen von 10 Tagen gefallen... abenteuerlich zwar, aber genial...

1918 Waren die meisten Russen wohl auch noch Froh, das der Zar weg war

witzig, - genau aus zu dieser Zeit sind meine Vorfahren (väter- und mütterlicherseits) von Petersburg nach Frankreich ins Exil gegangen...;)
 
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...vermutlich wäre Kuba ohne Embargo eines der reicheren Länder der Region. Ich kann eigentlich jedem raten, diese Insel mal als Urlaubsziel ins Auge zu fassen
"Und bloss nicht nach Varadero..."

Dir ist schon klar das die unmenschliche Unterdrückung durch das labile System vor allem durch Reise - Devisen am Leben gehalten wird? Hast du außer antiwestlichen Hass - Parolen eigentlich sonst noch was zu bieten?

Kuba ja, aber erst wenn sich das Volk von den roten Barbaren befreit hat.
 
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... wohin diese Form des Revoluzzertums führt (totale Verstaatlichung aller Industrie und Wirtschaft, Gleichschaltung der Medien etc.) sieht man im Moment wunderbar an Venezuela.

Castros und Che's grundlegende Ziele sind sicher als ehern zu bezeichnen.

Die Mittel, mit denen diese Ziele in der Vergangenheit erreicht werden sollten, widersprechen aber höchstgradig den Zielen selbst.

Man kann das menschliche Individuum auf Dauer nicht zwingen, seine Individualität der breiten Masse unterzuordnen. Schon gar nicht mit Gewalt und Repressalien.
Auf mittelfristige Sicht sind alle dieser totalitären Systeme durch die Bürger dieser Länder zu Fall gebracht worden.
Spätestens als die Menschen merkten, dass die Idee einer solidarischen Gesellschaft zwar ganz nett war, sich die Führungsriege aber einen Dreck um diese Idee schertw und Systemkritiker gnadenlos verfolgt wurden, kommt der Individualismus ins Spiel ...
Und genau dieser ist [zum Glück !] tödlich für solche Regime.