Geschichte Zeit für Revisionismus? Die Gustloff...

[...] Jetzt zu versuchen herauszuklamüsern, wer der Liebere von den ganzen Bösen war, halte ich persönlich für sinnfrei.
Naja, was denkste denn, was ich alles sinnfrei finde. Mir persönlich könnte es auch egal sein, ob 6.000 oder 6 Millionen Juden hingerichtet worden sind. Für viele ist es aber alles andere als egal. Das ist nämlich der Job von Historikern: Fakten suchen, Tatsachen feststellen oder verfälschen.

Für die Beurteilung eines Ereignisses und dessen Verhältnis zu anderen Ereignissen / Gesamtkontext ist es dennoch unerlässlich. Wenn ich hier lese, dass man versucht, noch eine Teilschuld oder gleich die Gesamtschuld an den Ereignissen von Dresden und der Gustloff an die Deutschen zurückzuschieben, könnte ich kotzen. Es geht hierbei nämlich nicht darum, die Deutschen als friedfertiges Völkchen darzustellen, denen ein Krieg aufgenötigt wurde, sondern vielmehr um die Klärung geschichtlicher Ereignisse. Wie diese Fakten dann eingeordnet werden, ist dann allrdings Interpretationssache. Aber erstmal braucht man mal Fakten.

Hast Du mal den Link zu der Historikerkommission angeklickt? Seit 2004 bewegen die sich zwischen Zeugenaussagen und teils unvollständigen Dokumenten, wo von Opferzahlen zwischen 15.000 (OKH) und 243.000 (Befehlshaber vor Ort) die Rede ist. Kein Wunder, dass da bis heute noch reichlich Interpretationsspielraum herrscht.

Gruß,
Photon
 
Es geht hier nicht um Aufrechnen, es geht um Gerechtigkeit für die Opfer.

Dazu folgendes Zitat:

Die meisten amerikanischen Kriegsveteranen, die an diesem Tag an der Landung in der Normandie teilgenommen haben, haben Severloh verziehen bzw. erkannt, dass er ein Opfer der Umstände war. Kritik an Severloh und auch offene Feindschaft gegen ihn ist dagegen aus den Reihen der Nachkommen der Kriegsveteranen, bzw. der Nachkommen der Gefallenen zu hören.

https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Severloh

Es scheint also eine sehr unterschiedliche Wahrnehmung und Verarbeitung von Ereignissen geben, die mal stattfanden.
Direkt Betroffene scheinen damit ganz anders umzugehen, als Generationen, die später geboren wurden.

Auch ist bekannt, dass das Turmkreuz der Dresdner Frauenkirche von einem Schmied gefertigt wurde, dessen Vater Dresden bombardierte.
Komplett finanziert durch Spenden aus Großbritannien.

Auch saßen bei der Einweihung der Kirche Piloten und Opfer friedlich nebeneinander.

Müssen wir uns daher über Gerechtigkeit für Opfer unterhalten, wenn die Opfer schon längst den Frieden mit den Tätern geschlossen haben?

gruss kelle!
 
[...] Auch saßen bei der Einweihung der Kirche Piloten und Opfer friedlich nebeneinander.[...]
Nicht der Pilot hat die Bombardierung einer wehrlosen, mit Zivilisten überfüllten Stadt befohlen und damit zu verantworten!

Von vielen alten Menschen habe ich gehört, wie sie in amerikanischer Kriegsgefangenschaft Freundschaft mit Amerikanern geschlossen haben. Na und? Dass wir alles Menschen sind und so lange sich an soldatische Ehre gehalten wird, auch einander Respekt gegenüber gebracht werden kann - völlig gleichgültig, unter welchem Herren welcher Soldat nun kämpft - ist doch selbstverständlich.

Gruß,
Photon
 
Wenn ich hier lese, dass man versucht, noch eine Teilschuld oder gleich die Gesamtschuld an den Ereignissen von Dresden und der Gustloff an die Deutschen zurückzuschieben, könnte ich kotzen. Es geht hierbei nämlich nicht darum, die Deutschen als friedfertiges Völkchen darzustellen, denen ein Krieg aufgenötigt wurde, sondern vielmehr um die Klärung geschichtlicher Ereignisse.

Sicherlich geht es um die Klärung geschichtlicher Fakten.

Nur muss man da auch zulassen, etwas kritisch zu hinterfragen.
Da die Gustloff keine RotKreuz Markierung hatte, ist eine Torpedierung erstmal rein faktisch nichts ungewöhnliches.
Ob es militärisch sinnvoll war, ob die Russen wussten, was auf der Ostsee los war, das sind Fragen, die sicherlich interessant zu klären wären.

Oder nehmen wir mal die Stadt Braunschweig.
Da hat die RAF für Dresden geübt, und nen Feuersturm entfacht, der in mehr als zwei tagen fast die ganze Stadt vernichtet hat.
Trotzdem lag die Opferzahl mit geschätzten 1.000 Opfern deutlich unter den geschätzten Opferzahlen von Dresden, bei einer vergleichbaren physikalischen Zerstörung.
Da stellt sich mir die Frage, ob die damalige Regierung den Schutz der Bevölkerung überall gleich priorisierte.
Sicherlich stellt sich auch die Frage, was die Angreifer gegenüber dem Angriff auf Braunschweig "verbessert" hatten.
Auch muss man die Situation berücksichtigen, dass sich massenhaft Flüchtlinge in und um Dresden aufhielten.

Zweifelsohne gehört zur Aufarbeitung solcher Ereignisse auch, die Opferzahlen zu ermitteln.
Wenn Zahlen wie 250.000 genannt werden, man aber so etwas liest:
"Am 22. März 1945 erließ der höhere SS- und Polizeiführer Elbe den Tagesbefehl 47: Dieser berichtet von über 20.204 geborgenen Toten und schätzt, dass sich diese Zahl wahrscheinlich auf 25.000 erhöhen werde. Sehr populär in rechtsextremen Kreisen wurde eine von den Nationalsozialisten manipulierte Ausgabe dieses Dokuments, die an alle Zahlen eine Null anhängte, um damit 250.000 Todesopfer behaupten zu können. Sie wurde 1966 in einem Prozess gegen den bekannten und später rechtskräftig verurteilten Holocaustleugner David Irving als Fälschung erwiesen. Dieser räumte am 7. Juli 1966 ein, sich geirrt zu haben." dann frage ich mich wirklich, um welche ungefähren Zahlen wir reden müssen.
Und welche Genauigkeit kann man überhaupt erwarten?

Reichen Aussagen "Mindestens 25.000, höchstens 40.000"?
Oder das Zwischenergebnis der Kommission die Du verlinkt hast:
"Mindestens 25.000, mit 20% Unsicherheitsfaktor"?

Bzw. stellt sich mir dann die Frage, ob Opferzahlen relevant für die Einordnung von Vorfällen/Verbrechen sind.

Und das die Verlierer eines Staates selten große Ansprüche auf Entschädigungen haben, selten ein Tribunal finden, vor dem sie Verbrechen anklagen ist zweifelsohne bescheiden.

Andererseits kann man bei manch einer Armee erkennen, dass sie selbst gegen "persönliche" Kriegsverbrechen massiv vorgingen.

Ob man aber jemals die Alliierten dazu bekommt, Stellung zu Ihren umstrittenen Einsätze zu nehmen, erachte ich für fragwürdig.

gruss kelle!
 
[...]Nur muss man da auch zulassen, etwas kritisch zu hinterfragen.
Na wenn das bloß mal beiden Seiten gestattet wäre, wäre ich ja schon froh! Aber das ist ein anderes Thema und gehört hier nicht hin...

Da die Gustloff keine RotKreuz Markierung hatte, ist eine Torpedierung erstmal rein faktisch nichts ungewöhnliches.
Ob es militärisch sinnvoll war, ob die Russen wussten, was auf der Ostsee los war, das sind Fragen, die sicherlich interessant zu klären wären.
Eben. Nun war die Gustloff auch kein Kriegsschiff (ja, ich weiß, bei Wikipedia ist die Gustloff nach Völkerrecht als solches definiert worden), sondern ein Kreuzfahrt-, später Lazarettschiff gewesen. Aber die Russen haben ja offiziell sowieso keine Lazarettschiffe anerkannt und auf alles geballert, was deutsch aussah. Trotzdem finde ich es wichtig zu klären, ob man gezielt ein weitestgehend wehrloses Schiff mit Zivilisten und Verwundeten versenken wollte, oder ob man sich "irrte".

Oder nehmen wir mal die Stadt Braunschweig.
[...] Trotzdem lag die Opferzahl mit geschätzten 1.000 Opfern deutlich unter den geschätzten Opferzahlen von Dresden, bei einer vergleichbaren physikalischen Zerstörung.
Das mag daran liegen, dass Dresden als Lazarettstadt diente, diese Tatsache auch den Kriegsparteien bekannt war und deshalb das perfekte Ziel zur "Demoralisierung" darstellte.

Da stellt sich mir die Frage, ob die damalige Regierung den Schutz der Bevölkerung überall gleich priorisierte.
Ich glaube, Du machst da einen Denkfehler. Es geht hier nicht darum, die damalige Regierung von irgendetwas frei zu sprechen oder zu behaupten, dass man nichts hätte tun können, den Holocaust von Dresden zu verhindern. Man hätte sicherlich einiges tun können, vor allem natürlich viel früher kapitulieren! Es geht hier in erster Linie darum, welche Ziele man zu welchem Zweck gewählt hat. Und hier fällt eindeutig auf, dass Dresden zu diesem Zeitpunkt keinerlei taktischen oder strategischen Wert hatte, der kriegsentscheidend sein konnte. De facto gab es nicht einmal Gegenwehr. Im Kleinen wie im Großen: Man tritt gern dem in die Fresse, der schon am Boden liegt.

Zweifelsohne gehört zur Aufarbeitung solcher Ereignisse auch, die Opferzahlen zu ermitteln.
Wenn Zahlen wie 250.000 genannt werden, man aber so etwas liest:
[...] dann frage ich mich wirklich, um welche ungefähren Zahlen wir reden müssen.
[...]
Reichen Aussagen "Mindestens 25.000, höchstens 40.000"?
Oder das Zwischenergebnis der Kommission die Du verlinkt hast:
"Mindestens 25.000, mit 20% Unsicherheitsfaktor"?
Ja, noch ist die Kommision ja nicht fertig. Letztlich wird es sich wahrscheinlich auf eine Zahl unter 100.000 einpedeln, denke ich auch. Interessant finde ich die Zeugenaussagen:
Mehrere ehemalige Offiziere und Soldaten geben in ihren Erinnerungsberichten Gerüchte und Beobachtungen wieder, die auf sehr hohe Totenzahlen in Dresden schließen lassen:
- Generalleutnant Mehnert, Kommandant des Festungsbereichs Dresden: 140.000 Tote
- Major Matthes, Ia beim Festungskommandanten: 253.000 Tote
- Oberfähnrich Klaus M.: 118.000 Tote
- Eisenbahner will im Generalkommando gehört haben: 168.000 Tote


Dagegen stehen Erinnerungen hoher Generalstabsoffiziere: Bernd Freytag
von Loringhoven, 1945 Adjutant des Chefs des Generalstabs des Heeres, und Ulrich de Maizière, damals Ia der Operationsabteilung im Oberkommando
des Heeres, berichten, daß im OKH von 25.000 bis 35.000 Toten die Rede gewesen sei.
Klingt für mich so, dass die Leute, die vor Ort waren von über 100.000 Opfern sprechen, die Leute im OKH irgendwas um die 30.000 Opfer an Informationen erhalten haben.

Nun ist es im Krieg ja so, dass die Versorgung der Personen vor Buchführung geht. Brandbomben backen regelrecht Menschen zusammen, sodass man aus einem Haufen EX-DNA bestenfalls noch Opferzahlen erraten kann. Dann werden in Dresden vor Ort auch etliche tausend Menschen gewesen sein, die nirgends überhaupt registriert oder erfasst waren.

Vielleicht meinte man auch mit 25.000 toten nur die Soldaten, die vor Ort waren und kann sich nach inzwischen mehr als 60 Jahren nun nicht mehr genau an den Wortlaut erinnern. Vielleicht hat damals das OKH auch schon längst auf die Zivilisten geschissen und hat sich nur über die toten Soldaten "geärgert", die man ja noch mit Schälmesser und Rollator bewaffnet an die Front hätte schicken können. Wer weiß?

Bzw. stellt sich mir dann die Frage, ob Opferzahlen relevant für die Einordnung von Vorfällen/Verbrechen sind.
Lass' das mal nicht den ZdJ hören :LOL:

Wie auch immer - ja, sie sind relevant. Im Kontext Dresden schon deshalb relevant, weil sich auch mal ein Pilot irren kann und seine Bomben falsch abwirft. Wenn aber eine ganze Staffel gezielt die wehrlose Innenstadt bombardiert, dann wird wohl ein Befehl dahinter gestanden haben. Und Befehle, welche Ziele im Krieg angegriffen werden sollen, werden normalerweise nicht ausgewürfelt.

[...] Ob man aber jemals die Alliierten dazu bekommt, Stellung zu Ihren umstrittenen Einsätze zu nehmen, erachte ich für fragwürdig.
Ich persönlich kann es mir kaum vorstellen, müsste man doch dann einräumen, dass man selbst schändlich gehandelt hat, als man einen Schuft bekämpfte. Ganz schlechte Karten, auch 60 Jahre später. Vielleicht irgendwann einmal, wenn sich geografisch oder geopolitisch wieder irgendwelche Verschiebungen ereignen. Aber das werden wir wahrscheinlich nicht mehr erleben.

Gruß,
Photon
 
Jetzt meine Frage... Findet ihr, dass durch Beleuchtung deutscher Opfer die Geschichte deutschlandfreundlich umgeschrieben wird?
Ja - wenn die Geschichte und die deutschen Opfer durch die Histotainment-Industrie beleuchtet werden. Sprich solche Filme, Guido Knopp oder "Reportagen" auf den sogenannten Nachrichtenkanälen.

Ich muß zugeben, daß ich die im SpOn-Artikel erwähnten Filme nur ausschnittsweise gesehen habe, aber sind die revisionistischen Amifilme wenigsten platte Actionfilme, während die deutschen Produktionen mir - anhand der Ausschnitte - einfach nur unsäglich erscheinen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nehmt doch mal statt Dresden Darmstadt: Auch eine der 5 Städte die über 10% der Bevölkerung durch Bomben verloren. Da wurde beim großen Angriff am 9.11./10.11.44 99% der Altstadt zerbombt. Die Innenstadt war großflächig zerstört. Wo ist da der militärische Sinn?

(Und wieso wurde Sir Arthur Harris nicht wg. Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen angeklagt?)
 
Nehmt doch mal statt Dresden Darmstadt: Auch eine der 5 Städte die über 10% der Bevölkerung durch Bomben verloren. Da wurde beim großen Angriff am 9.11./10.11.44 99% der Altstadt zerbombt. Die Innenstadt war großflächig zerstört. Wo ist da der militärische Sinn?

(Und wieso wurde Sir Arthur Harris nicht wg. Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen angeklagt?)
Besser noch er bekam spät die Ehrung "Sir".
Was ich mich aber viel mehr Frage. Was denkt sich die Antifa bei sprüchen wie "Bomber Harris, do it again"?

perlini schrieb:
Ja - wenn die Geschichte und die deutschen Opfer durch die Histotainment-Industrie beleuchtet werden. Sprich solche Filme, Guido Knopp oder "Reportagen" auf den sogenannten Nachrichtenkanälen.
Kannst du das etwas besser erläutern?
 
Zuletzt bearbeitet:
Besser noch er bekam spät die Ehrung "Sir".
Naja, die Sieger waren nunmal nicht böse! Sie haben uns befreit! (Von Hab' und Gut...)

Was ich mich aber viel mehr Frage. Was denkt sich die Antifa bei sprüchen wie "Bomber Harris, do it again"?
Wenn Du bereit bist, kurz Deinen Verstand abzuschalten und Dir die dumm-dreiste Erklärung der linksfaschistischen Antifa antun möchtest, dann habe ich da was für Dich:

https://de.indymedia.org/2007/02/167971.shtml schrieb:

Warum es in Dresden eine Berechtigung hat „Bomber Harris do it again!“ zu fordern!

Es ist ein Trugschluss, wenn davon ausgegangen wird, dass der Geschichtsrevisionismus der Neonazis bekämpft werden müsse, um die damit getragenen Bilder davor zu bewahren die „Mitte der Gesellschaft“ zu erreichen. Denn dort kommen sie her und sind demzufolge schon längst vorhanden. In Dresden geht es nicht nur darum einen der größten Neonazi- Aufmärsche in der Bundesrepublik zu verhindern, sondern auch um einen Angriff auf die herrschende bürgerliche Normalität.

Für einen Großteil der Dresdner Bevölkerung bleibt eine radikale antifaschistische Demonstration nur die Ansammlung gewalttätiger Chaoten. Eine nicht zu unterschätzende Größe machen desweiteren diejenigen aus, für welche die TeilnehmerInnen einer solchen Demonstration sich als Nachkommen der TäterInnen durch die Identifikation mit den Opfern eine „kostenlos- selbstgerechte Genugtuung“ verschaffen und eine Flucht ins Postnationale vollziehen. Die wenigen, einzelnen Dresdner BürgerInnen, welche durch die Parolen einer linksradikalen Demonstration erreichbar sind, werden sich vom Ausspruch „Bomber Harris do it again!“ nicht in die Flucht schlagen lassen und dies ganz im Gegenteil als Anknüpfungspunkt zu einer kritischen Diskussion ansehen. Die Empörung über diesen Slogan ist auf der Seite derjenigen, welche sich mit den Toten des 13. Februar 1945 identifizieren und damit getragen von Menschen, die sich in erster Linie als Deutsche definieren. Da es aber genau diese Konstruktionen eines identifizierungsfähigen Selbstbildes anzugreifen gilt, ist „Bomber Harris do it again!“ hier die richtige Antwort. Es geht darum genau diejenigen zu treffen, welchen ihre Identifikation mit den deutschen Opfern wichtiger ist, als die Reflektion über ihre Trauerrituale oder die Trauerrituale ihrer Freunde und Bekannten in dieser Stadt und im Rest des Landes. Kein Mensch der „Bomber Harris do it again!“ ruft, wünscht sich damit ernsthaft die Wiederkehr von Fliegerverbänden die irgendeine Stadt angreifen, um tausende Menschen zu töten. Dies soll auch keine Glorifizierung von Krieg darstellen. Es geht darum die Normalität der Trauerfestspiele im barocken Dresden wirksam zu erschüttern und die Provokation als Mittel der politischen Betätigung wiederzuentdecken und zu nutzen.

Es sollte das Ziel einer Linken sein auf die in der Gesellschaft stattfindenden Diskurse Einfluss zu nehmen und demzufolge die Außenwirkung von Demonstrationen mitzudenken, aber es sollte ebenso das Ziel sein sich auf dem Boden der Tatsachen zu bewegen und sich darüber im klaren zu sein, welche Ziele hier und jetzt realistisch sind und welche nicht. Im urkonservativen Dresden, dass zuallererst wegen dem hier vorherrschenden Klima in weiten Teilen der Bevölkerung bereits in den neunziger Jahren von Neonazis zur „Hauptstadt der Bewegung“ auserkoren wurde, ist es aussichtslos seine politischen Forderungen durch eine linksradikale Demonstration an die Bevölkerung zu vermitteln. Diese Mühe ist vergebens. Dies bedeutet nicht, dass hier nicht demonstriert werden sollte. Eine linksradikale Demonstration in Dresden sollte sich jedoch klar machen, was durch sie erreicht werden kann. Die Empörung und das Entsetzen über Slogans wie „Bomber Harris do it again!“, welche die Normalität des Gedenkens am 13. Februar durch eine Emotionen- auslösende Provokation zerschlagen, kann unserer Meinung nach mehr erreichen, als die Bemühungen, um eine adressatenorientierte, vermittelnde Demonstration.

Die antifaschistische Demonstration am 13. Februar in Dresden ist jetzt bereits in den Berichterstattungen eines Großteils der Medien auf eine Art und Weise stigmatisiert worden, dass eine wirkliche Vermittlung von Inhalten in Form von Demosprüchen verunmöglicht wird. Trotzdem ist es wichtig, dass möglichst viele AntifaschistInnen nach Dresden kommen und das beste daraus machen.

„Bomber Harris do it again!“ muss dabei nicht der Leitslogan sein, aber hat durchaus eine Berechtigung!

Naja, typisch für die Antifa: Pseudointellektueller Durchfall...

Gruß,
Photon
 
Zuletzt bearbeitet:
Es scheint also eine sehr unterschiedliche Wahrnehmung und Verarbeitung von Ereignissen geben, die mal stattfanden.
Direkt Betroffene scheinen damit ganz anders umzugehen, als Generationen, die später geboren wurden.
Das ist tatsächlich so. Liegt vielfach daran, dass Menschen schlimme Erlebnisse gerne schnell verdrängen und vergessen und abgeschlossen haben möchten. Fast jeder, der an seine Kindheit denkt, erinnert sich dabei an Positives, ungern an Negatives. Die Nachfahren brauchen dieses Verdrängen nicht.

Auch ist bekannt, dass das Turmkreuz der Dresdner Frauenkirche von einem Schmied gefertigt wurde, dessen Vater Dresden bombardierte.
Komplett finanziert durch Spenden aus Großbritannien.
Es geht hier um die Verantwortung derjenigen, die diesen Angriff befohlen haben. Dass es Engländer, und gerade Piloten, die dabei waren, gibt, die lange verstanden haben, was dort passiert ist, streitet doch niemand ab. Die "offizielle" Meinung der englischen Administration ist aber nach wie vor, dass der Angriff richtig und legitim war.

Auch saßen bei der Einweihung der Kirche Piloten und Opfer friedlich nebeneinander.
Wie sahen denn die Opfer aus, nachdem sie 63 Jahre tot sind?

Müssen wir uns daher über Gerechtigkeit für Opfer unterhalten, wenn die Opfer schon längst den Frieden mit den Tätern geschlossen haben?
Die Überlebenden haben das. Es gibt auch viele überlebende Juden, die ihren Frieden mit den Tätern gefunden haben. Bedeutet das jetzt, wir können das Thema abhaken und die Schuldfrage beim Holocaust als sekundär betrachten? Die Verantwortlichen dieser Massenvernichtung nicht mehr weiter nennen und anprangern? Ich finde nicht.

Marty
 
Willst du uns verarschen!? Wehrmachtsoldaten sind heute über 80 Jahre. Die treiben sich destimmt nicht mehr in irgendwelchen Internetforen rum...

Doch, es gibt noch welche. Das finde ich genauso erstaunlich wie bermerkenswert.

Und ja, die sind tatsächlich über 80. Aber erstaunlich fit. Mein Vater ist zwar erst 70, aber er würde böse werden.

Da haben sich tatsächlich ein paar Veteranen gefunden. Ich finde es sehr spannend, dort zu lesen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, sehr interessant, dieses Forum. Im Forumsteil "Kriegsverbrechen im zweiten Weltkrieg" werden denn auch die scheußlichen Verbrechen der Briten und Russen aufs Genaueste zusammengetragen.
 
Ja, sehr interessant, dieses Forum. Im Forumsteil "Kriegsverbrechen im zweiten Weltkrieg" werden denn auch die scheußlichen Verbrechen der Briten und Russen aufs Genaueste zusammengetragen.


Ja, gabs die denn nicht? Solange nicht gegeneinander aufgerechnet wird - sollte man nicht darüber diskutieren können?
 
Also wenn ich mir die zwei Seiten des Forenabschnittes anschaue, dann sind dort rund 95% der Threads über Vergehen von russischen, amerikanischen und britischen Truppen. Was sicher reiner Zufall ist und keine de facto-Gewichtung darstellt.
 
Also wenn ich mir die zwei Seiten des Forenabschnittes anschaue, dann sind dort rund 95% der Threads über Vergehen von russischen, amerikanischen und britischen Truppen. Was sicher reiner Zufall ist und keine de facto-Gewichtung darstellt.

Sorry bennsenson, dann kann einer von uns beiden keine Prozentrechnung. ;)
Sicher gibt es auch solche Leute in diesem Forum, aber das ist ganz bestimmt kein Nazi-Forum. Sonst hätte ich es nicht empfohlen.

Und ein Gegenrechnen wird dort von den Mods strikt unterbunden.

Evtl. solltest du dich ein wenig intensiver rein lesen? Es gibt z.B. auch Buchtipps und nützliche Links über die Methoden der Gestapo.
 
So? Auf wieviel Prozent kommst Du denn. Naja, ich kenne dieses Forum schon länger, ohne dort angemeldet zu sein. Es stimmt, dass offener Nazismus dort unterbunden wird, darauf wollte ich auch gar nicht hinaus. Aber da das nur vom Thema wegführt .. :ugly: .. lass ichs lieber.
 
Dann solltest du dort dagegen vorgehen, wenn es dich stört, und den Usern hier ihr eigenes Urteil zugestehen....
 
Zum Thema:

Photon schrieb:
Nicht, dass ich etwas anderes vom Spiegel erwartet hätte, aber wenn nunmal ein wehrloses Schiff von den Russen versenkt wurde, auf dem sich Zivilisten befanden und diese Katastrophe groß genug ist, um sie als Grundlage für einen Film zu verwenden, sehe ich darin kein Problem.

darkkurt schrieb:
Das Tragische an dem Fall "Gustloff" ist, das es sich trotz der großen Zahl der Flüchlinge an Bord um ein Kriegsschiff handelte. Es fuhr NICHT unter dem roten Kreuz, es transportierte Marinekadetten UND stand unter dem Kommando der Kriegsmarine - war also defacto ein Truppentransporter, der auch Zivilisten beförderte. Hinzu kommt die dilettantische Wahl der Route und der dämliche Befehl, die Positionslichter einzuschalten.

Ich stimme Darkkurt zu, aber lasse jedem seine Meinung :ugly: :roll: :ugly: :roll: :ugly: :roll: