Bildungsexpertin möchte Hausaufgaben zugunsten der Chancengleichheit abschaffen

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25 April 2006
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Folgende News wurde am 28.07.2013 um 16:15:00 Uhr veröffentlicht:
Bildungsexpertin möchte Hausaufgaben zugunsten der Chancengleichheit abschaffen
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Im Interview mit der Nachrichtenagentur "dpa" sprach sich die Bildungsforscherin Jutta Allmendinger für eine Abschaffung der Hausaufgaben aus. Sie möchte damit für mehr Chancengleichheit in den Klassenräumen sorgen. Allmendinger, die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung ist, sieht in Hausaufgaben die Zementierung sozialer Ungleichheit. Ihrer Meinung nach sei es sinnvoller, den Lernstoff zusammen mit der Lehrkraft in kleinen Gruppen zu wiederholen und durchzuarbeiten. Voraussetzung hierfür sei allerdings die Umwandlung aller Schulen in Ganztagsschulen. Wichtig sei vor allem der Ausbau der Bildungsinfrastruktur, da sonst vor allem Kinder aus sozial schwachen Familien von Anfang an einen enormen Entwicklungsrückstand hätten und diesen nur schwer aufholen könnten.
 
Allmählich habe ich die Nase voll von diesen "Möchte-Gerne-Erziehungsschranzen": Hausaufgaben abschaffen, damit die Kinder aus asozialen Familien, bei denen sich niemand um die Hausaufgaben kümmert, nicht ins Hintertreffen geraten im Vergleich zu Familien, in denen Kindern bei den Hausaufgaben geholfen wird. Was soll das bewirken? Abitur auf Hauptschulniveau? Das ändert nichts daran, dass die meisten Haupt- und Realschulabgänger schon jetzt nicht die Qualifikation mitbringen, um eine Lehre zu beginnen.

Hausaufgaben sind wichtig, um den Inhalt der Schulstunden nachzuarbeiten und zu vertiefen. Kindern, die Probleme mit den Hausaufgaben haben, sollte geholfen werden: durch Nachhilfe, durch Hausaufgaben-Hilfe. Leider ist diese Hilfe bisher meistensteils nur sehr teuer privat zu erkaufen. Doch die meisten Kinder, die diese Hilfe brauchen, kommen aus Familien, die sozial schwach sind und sich solche Hilfen nicht leisten können.

Mit der Abschaffung der Hausaufgaben senkt man das Niveau des deutschen Schulsystems. Mit der Schaffung eines schulischen Hausaufgaben-Hilfe- und Nachhilfe-Systems könnte man das Niveau erheblich heben. Wieso wird da nicht angesetzt?
 
Kindern, die Probleme mit den Hausaufgaben haben, sollte geholfen werden: durch Nachhilfe, durch Hausaufgaben-Hilfe. Leider ist diese Hilfe bisher meistensteils nur sehr teuer privat zu erkaufen. Doch die meisten Kinder, die diese Hilfe brauchen, kommen aus Familien, die sozial schwach sind und sich solche Hilfen nicht leisten können.
Du willst nicht sagen, daß Kinder, die dumm (= schulisch schwer von Begriff) sind, meist arme Eltern haben, oder?
 
Ich will nicht sagen, dass Kinder, die Hilfe beim Lernen brauchen, dumm sind. Sie brauchen einfach nur Hilfe, die unser Lehrsystem ihnen nicht gibt.
 
Wieso wird da nicht angesetzt?

In meinen Augen ist die Problematik viel weitreichender und es müsste viel früher irgendwo angesetzt werden.
Es geht doch schon da los, dass es in Deutschland derzeit kein wirklich einheitliches Schulsystem gibt. Jedes Bundesland, was sage ich, manchmal sogar einzelne Schulen, kochen ihr eigenes Süppchen. Die einen machen nach 12 Jahren Abitur, die anderen nach 13... Es gibt Ganztagsschulen, Schulen die ein- bis zweimal die Woche nachmittags Unterricht anbieten und Schulen wo schon mittags Schicht im Schacht ist. Es gibt Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien, es gibt Schulen wo die Haupt- und die Realschule zusammengelegt sind, es gibt Gesamtschulen. Von Privatschulen fange ich mal gar nicht erst an. Es gibt Schulen, die aufgrund gewisser Gegebenheiten (zB. umfangreiche Sportplätze) den Schülern auch nachmittags und außerschulisch ein breites Spektrum an Aktivitäten bieten und es gibt Schulen, da ist die Hauptaktivität "Wie schwänze ich heute mal wieder den Unterricht". Es gibt keine einheitlichen Lehrpläne. Und das es nicht genügend Lehrpersonal gibt steht auch noch auf der Liste.

Die Problematik der Hausaufgaben und Hausaufgabenbetreuung steht da wohl ganz unten.
Und auch wenn es sicher den ein oder anderen Jugendlichen gibt, der brav seine Hausaufgaben macht, ist es ab einem bestimmten Alter doch eher so, dass viele in eine Phase der Rebellion und Selbstentdeckung (und manchmal auch des Null Bock habens) kommen und vielfach einfach anderes/besseres zu tun haben, als sich mit Hausafgaben zu beschäftigen. Dazu kommt noch, dass mit fortschreitender Klassenstufen viele Eltern bei Problemen/Fragen zu Hausaufgaben einfach nicht mehr mitkommen und die Aufgaben eh ungemacht bleiben müssen, bis man den Lehrer befragen konnte.

Sicher würde eine Betreuung seitens der Schule eine Lösung sein, dann wären das aber ja streng genommen keine Hausaufgaben mehr, sondern individuell betreute Schulaufgaben zur Vertiefung des Unterrichtsstoffes. Sicher hätte es auch Vorteile entsprechende Aufgaben in der Schule zu machen, wo man nicht nur einen Lehrer als Aufsichtsperson und Ansprechpartner bei Problemen hat, sondern sich auch mit Mitschülern austauschen kann... Solch ein Prinzip scheitert aber einfach an den Punkten
- zu wenig Lehrpersonal für individuelle Betreuung bei gleichzeitig oftmals zu großen Klassenverbänden
- zu wenig Zeit, die Lehrpläne sind auch jetzt schon bei Ganztagsschulen oftmals ausgefüllt und sowohl Schüler als auch Lehrer wollen mal ne Pause haben und sich ihrer Freizeit und entsprechenden Freizeitaktivitäten widmen
- zu wenig finanzielle Mittel, da hängt im Grunde alles dran...
 
Ich habe etwas vergessen zu erwähnen: Als mein Sohn in die Grundschule kam, wurden wir Eltern von der Klassenlehrerin "geimpft": Wir sollten unseren Kindern auf keinen Fall bei den Hausaufgaben helfen. Das sei die Aufgabe unserer Kinder und sie hätten sich damit zurecht zu finden. Hat nicht so ganz geklappt. Spätestens in der 2. Klasse wurde klar, dass unser Sohn Hilfe beim Lernen brauchte.

Wir haben unserem Sohn in der 3. Klasse Grundschule die private Nachhilfe bezahlt, die er brauchte. Die normale Schule war zur schulischen Förderung nicht bereit (schlechte Schüler sind nicht als einzige zum Förderunterricht berechtigt. Besonders gute Schüler müssen gefördert werden. Den Lehrerinnen waren nur ihre kleinen Liebhlinge wichtig. Der Rest der Klasse war ihnen egal. Wir haben dafür gesorgt, dass unser Sohn die Grundschule durchschnittlich abschnitt.

Zum Abschluß der Grundschulzeit wurden die Kinder in Bezug auf die weiterführende Schule beurteilt.
Unserem Sohn wurde bescheinigt, er würde höchstens den Realchulabschluß schaffen. Seine Empfehlung war Hauptschulabschluß. - Er kommt nach den Sommerferien in die Gymnasiale Oberschule. Ohne private Hilfe in der Grundschule hätter er es selbst nicht so weit geschafft.
 
Es gibt keine einheitlichen Lehrpläne. Und das es nicht genügend Lehrpersonal gibt steht auch noch auf der Liste.
Es gibt Curricula, also Zielvorgaben mit ner ungefähren Wegbeschreibung. Die sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich, und selbst innerhalb eines Bundeslandes sind mindestens die Wegbeschreibungen so gummiparagraphenhaft gefaßt, daß einem schlecht werden kann. Hier zeigt der Föderalismus seine sinnloseste Seite.

Zuwenig Lehrerpersonal ist eines, mangelnde Ausstattung ein anderes. Maximal Gymnasien haben vernünftig ausgestattete Lehrräume für Naturwissenschaften. Gescheit ausgestattete Lehrräume für musische Fächer sucht man in Niedersachsen meist vergeblich. Ist einmal ein Musikraum vorhanden, fehlt es im Gegenzug garantiert am Personal, das den Schülern was beibringen könnte. Hier bei uns in Nienburg (zwischen Hannover und Bremen) gibt es an der Realschule wenigstens noch ein gemeinsames Projekt mit der Musikschule, die von Stadt und Landkreis gefördert wird. Das ist aber schon eine Besonderheit.

Individuelle Fähigkeiten sind in Lehrplänen nicht vorgesehen. Unsere Schulen sind auf Schema F ausgerichtet, und zusätzlich noch gräßlich unterfinanziert - besonders die Nicht-Gymnasien. Aber für "Bankenrettungspläne" ist immer Geld da :evil:
 
Hausaufgaben sind wichtig, um den Inhalt der Schulstunden nachzuarbeiten und zu vertiefen. Kindern, die Probleme mit den Hausaufgaben haben, sollte geholfen werden: durch Nachhilfe, durch Hausaufgaben-Hilfe. Leider ist diese Hilfe bisher meistensteils nur sehr teuer privat zu erkaufen. Doch die meisten Kinder, die diese Hilfe brauchen, kommen aus Familien, die sozial schwach sind und sich solche Hilfen nicht leisten können.

Hast Du den Artikel überhaupt weiter als bis zur Überschrift gelesen?

Da steht weiter unten:

Voraussetzung hierfür sei allerdings die Umwandlung aller Schulen in Ganztagsschulen.

gruss kelle!
 
Hausaufgaben sind wichtig, um den Inhalt der Schulstunden nachzuarbeiten und zu vertiefen. Kindern, die Probleme mit den Hausaufgaben haben, sollte geholfen werden: durch Nachhilfe, durch Hausaufgaben-Hilfe. Leider ist diese Hilfe bisher meistensteils nur sehr teuer privat zu erkaufen. Doch die meisten Kinder, die diese Hilfe brauchen, kommen aus Familien, die sozial schwach sind und sich solche Hilfen nicht leisten können.
Aber mit diesem Vorschlag der Dame würde man doch genau das Problem lösen. Es geht doch darum, die Aufgaben statt zu Hause in der Schule mit Hilfe von Pädagogen abzuarbeiten. Verstehe deshalb deine Aufregung nicht. Oder habe ich etwas falsch verstanden? :roll:
 
@ (Bier)Kelle
Unsere Schulen am Ort sind Ganztagsschulen, d.h. im Klartext: vormittags wird Unterricht gemacht, in der Unterstufe werden nachmittags Arbeitsgruppen angeboten, z.B. Reiten, Sozialdienst, Sport. In der Mittelstufe kommen dann Unterrichtsfächer hinzu. Es ist vorgesehen, dass Hausaufgaben nur noch an den kurzen Dienstagen (6 Unterrichtsstunden) aufgegeben werden. Meist kommen aber auch Hausaufgaben an den langen Tagen (Unterricht bis 15:00 h bzw. 16:00 Uhr) hinzu. Ich habe noch keinen Lehrer kennengelernt, der bereit wäre, nachmittags mit allen Kindern Hausaufgaben zu machen. In der Betreuung der Kinder berufstätiger Eltern gibt es das, aber auch nur mehr oder weniger gezwungenermassen. Kinder, die nach der Schule nach Hause gehen können, werden in solchen Gruppen nicht aufgenommen.

Anscheinenend kenne ich die Situation an unseren Schulen recht gut. Daher weiss ich, dass der im Artikel beschriebene "Wunsch" nichts weiter als das ist und bleiben wird. Aber Du weisst ja anscheinend mal wieder alles besser.
 
Alles nur eine Frage, wie man Ganztagsschule organisiert.

Damals als ich noch zur Schule ging, sah das in etwa wie folgt aus:
- Unterricht
- Mittag essen
- Hausaufgaben machen
- Mittagsschlaf
- Freizeitbeschäftigung/Spielen

Alle konnten daran teilnehmen, und je nachdem wie es zeitlich passte, konnte man entsprechend nach den einzelnen Abschnitten heimgehen.

gruss kelle!
 
- Unterricht
- Mittag essen
- Hausaufgaben machen
- Mittagsschlaf
- Freizeitbeschäftigung/Spielen
Hast Du von dem GANZEN bitte mal ne zeitliche Abfolge? Bist Du sicher, daß die Reihenfolge so richtig ist? Wenn ich das richtig erinnere, bist Du in der DDR zur Schule gegangen. War Ganztagsschule da von der Schulform abhängig? Gab ja POS und EOS.
 
Hast Du von dem GANZEN bitte mal ne zeitliche Abfolge? Bist Du sicher, daß die Reihenfolge so richtig ist?

Sagen wir mal zu 99% was die Reihenfolge anbelangt, zu 100% die einzelnen Abschnitte.

Wenn ich das richtig erinnere, bist Du in der DDR zur Schule gegangen. War Ganztagsschule da von der Schulform abhängig? Gab ja POS und EOS.

Naja, es war eher altersabhängig.

Die POS umfasste im wesentlichen die Klassen von 1 bis 10, wobei man auch früher abgehen konnte, was in Richtung Hauptschule geht, bzw. entsprechend der damals aktuellen Regelung zur 9. oder 11. auf die EOS wechseln konnte.

Bei Klasse 1 - 3 oder 4 gab es obiges Angebot, hin und wieder gespickt mit Pioniernachmittagen.
Ab der 5. Klasse gab es dieses Angebot nicht mehr, weil man per Definition alt genug war, selbst Verantwortung für den Heimweg und die dortigen Hausaufgaben zu übernehmen.
Dafür gab es neben den Pioniernachmittagen dann Arbeitsgemeinschaften, wo aus purer Bequemlichkeit die Angebote der lokalen Vereine/Träger a la Sportverein oder Jugendfeuerwehr mitzählten.
Da hören meine Erinnerungen auf, da sich dann irgendwie die DDR aufgelöst hat, inklusive Schulsystem, um es nach 25 Jahren wieder zu reanimieren. :mrgreen:

gruss kelle!
 
Naja, Fußball spielen oder auch Turnen kann man in der Schule eigentich genauso gut wie im Verein, da ist nur interessant, wem der Platz bzw. die Halle gehört. Und oft nutzen die Turnvereine ja durchaus schulische Sporthallen. Ok, es muß nun nicht jede Schule nen Golfplatz anlegen, aber generell würde den Schulen kein Zacken aus der Krone brechen, wenn sie den nachmittäglichen Sport als regelmäßiges Angebot genauso ermöglichen würden wie eine gescheite Bibliothek.

An US-Schulen sind Schach-, Bücher-, Debattier-Clubs genauso normal wie Foot-, Base-, Basketballmannschaften. Nein, das gibts NICHT nur an den teuren Privatschulen. Aber US-Schulen sind eben Ganztagsschlen - 9 to 5, so wie die Eltern auf Job sind.

Mich wunderte jetzt der Mittagsschlaf NACH den Hausaufgaben.
 
@ (Bier)Kelle
Könnte es sein, dass Du in der DDR aufgewachsen bist? Dort war wohl alles streng durchorganisiert. Ich bin "im Westen" aufgewachsen. Da endete die Schule bis zur Mittelstufe um 13:05 Uhr. Mittagessen, Ganztagsschule gab es bei uns nicht. In der Oberstufe gab es zwar auch Nachmittagsunterricht. Mittagessen gab es nicht. Und um unsere Hausaufgaben mußten wir uns auch selbst kümmern.
 
Damals als ich noch zur Schule ging, sah das in etwa wie folgt aus:
Ich bin mir ziemlich sicher, dass zumindest in den ersten 2 Klassen nach dem Mittagessen der Mittagsschlaf kam und danach erst ausgeruht an die Hausaufgaben gegangen wurde.

Ansonsten kann ich dem Vorrednern nur Recht geben, diese Unterschiede von Bundesland zu Bundesland machen vieles nicht einfacher. Und wenn ich sehe, dass hier in München teilweise die Schüler (min. 6. Klasse) schon um 12 wieder auf dem Heimweg sind, wundert es mich nicht, dass man hier 13 Jahre zur Schule gehen soll.
Da hatte das DDR-Schulsystem doch durch den einheitlichen Lehrplan und dazu passendes Lehrbuch einen riesigen Vorteil.

Allerdings kenne ich auch viele Eltern, die sagen, dass sie auch was von ihrem Kind haben wollen und es selber erziehen wollen (und auch machen) und dadurch Ganztagsschulen eher ungeeignet sind.

anddie
 
Allerdings kenne ich auch viele Eltern, die sagen, dass sie auch was von ihrem Kind haben wollen und es selber erziehen wollen (und auch machen) und dadurch Ganztagsschulen eher ungeeignet sind.

Ich weiß nicht, warum Ganztagsschulen dafür ungeeignet sein sollten.

Erstmal muss es dann Angebot geben, auch mit Augenmerk auf Hausaufgabenerledigung/unterstützung.

Wenn dann Eltern Müller meinen, Ihr Kind braucht das nicht, muss es ja nicht dran teilnehmen und geht nach Schulschluss heim.

gruss kelle!
 
Wenn dann Eltern Müller meinen, Ihr Kind braucht das nicht, muss es ja nicht dran teilnehmen und geht nach Schulschluss heim.

Wenn es denn so wäre, denn anders als in England oder Amerika, wo dann Betreuung, Sport und Clubs angesagt sind, heißt Nachmittagsunterricht in deutschen Landen genau das, was es ist: Im Rahmen der Schulpflicht (und oft aufgrund des auf 12 Jahre verkürzten Abiturs) Unterricht machen zu müssen. Da ist weder was von Hausaufgabenbetreuung, noch von irgendwie gearteten Freizeitaktivitäten (durch die Schule organisiert) die Rede und vom nach dem Mittag nach Hause gehen erst recht nicht.
Mag sein, dass einige Ganztagsschulen es so handhaben, aber meistens steht verpflichtender Unterrricht auf dem Plan und im Vordergrund.
Deshalb sind viele Schüler ja auch am Stöhnen und teilweise kurz vorm seelischen Zusammenbruch, weil sie bis 15/16 Uhr in der Schule sitzen, Unterricht machen... dann nach Hause dürfen, je nach Schulweg entsprechend spät zu hause sind und dann noch Hausaufgaben machen, mittlerweile ist es 18 oder 19 Uhr und eigentlich möchte man ja auch noch was mit Freunden machen, spielen (egal ob draußen oder am PC/Konsole), sich seinem Hobby widmen bzw. in den Sportverein gehen...

Ich weiss noch wie das bei mir war...
Noch nicht all zu lange her, damals wurde grade von Samstagsunterricht auf 2 mal die Woche nachmittags umgestellt (und an den anderen Tagen war auch nicht vor 14 Uhr Schulschluss). Nach Einführung des Nachmittagsunterrichts hat man vor allem 2 Dinge festgestellt: Viele Arbeitsgemeinschaften, also bspw. Schach oder Basketball, hatten weniger Zulauf, sind teilweise ganz verschwunden.
Und an den Tagen nach dem Nachmittagsunterricht hatten nicht einmal die "Superstreber" ihre Hausaufgaben gemacht, was letztendlich dazu führte, dass die Lehrer auf Hausaufgaben verzichten mussten oder gut 30 überaus erboste und rebellische Jugendliche gegenüber hatten (mit denen dann kein Unterricht mehr möglich war), wenn sie nur das H-Wort zur Hälfte aussprachen.

Bei mir persönlich hat sich das insofern bemerkbar gemacht, dass ich vorher sehr engagiert war, immer die Hausafgaben gemacht hatte und auch außerschulisch sehr aktiv war, im Sportverein, bei der Jugendfeuerwehr usw.
Die Aktivitäten habe ich alle aus Zeitgründen einstellen müssen, der Frust darüber und das Eintreten in die Null-Bock-Pubertätsphase (abgesehen von immer noch vorhandenem Zeitmangel) ließ dann auch das Hausaufgabenmachen verebben.

Ich persönlich würde ein Ganztagsschulsystem begrüßen, aber nur wenn spät. gegen 13 Uhr der Unterricht zu Ende ist, es im Anschluss die Wahl gibt zwischen "Ich geh nach Hause" oder "Ich bleibe in der Schule, nehme an der Hausaufgabenbetreuung teil und nutze dann die, von der Schule organisierten, Freizeitaktivitäten". Kein Kind und kein Jugendlicher wird sich beschweren bspw. erst um 18 Uhr zu hause sein zu können, wenn dafür die Hausaufgaben bereits gemacht sind und auch sonstige Freizeitinteressen befriedigt sind und viele Eltern arbeiten mittlerweile Vollzeit und sind auch nicht unbedingt früher zu Hause...
 
Deshalb sind viele Schüler ja auch am Stöhnen und teilweise kurz vorm seelischen Zusammenbruch, weil sie bis 15/16 Uhr in der Schule sitzen, Unterricht machen... dann nach Hause dürfen, je nach Schulweg entsprechend spät zu hause sind und dann noch Hausaufgaben machen, mittlerweile ist es 18 oder 19 Uhr und eigentlich möchte man ja auch noch was mit Freunden machen, spielen (egal ob draußen oder am PC/Konsole), sich seinem Hobby widmen bzw. in den Sportverein gehen...
Ich frage mich bei der Debatte immer wieder, wie das die Schüler in Sachsen und Thüringen machen. Dort gibt es das Abitur seit jeher nach 12 Jahren. Es ließe sich doch sicherlich leicht erfassen, wie lang im Schnitt am Tag Unterricht ist, wie die außerschulischen Aktivitäten in Anspruch genommen werden, wie die Leistungen sind usw.

Meine Vermutung ist, dass die Umstellung auf die 12 Jahre das Problem ist, aber nicht die 12 Jahre ansich. Und da Bildung Ländersache ist, macht jedes Bundesland sein Ding selbst und meint, dass Rad neu erfinden zu müssen (statt wie in diesem Fall die Erfahrungen und Lehrpläne der besagten Länder zu berücksichtigen).
 
Wenn es denn so wäre, denn anders als in England oder Amerika, wo dann Betreuung, Sport und Clubs angesagt sind, heißt Nachmittagsunterricht in deutschen Landen genau das, was es ist: Im Rahmen der Schulpflicht (und oft aufgrund des auf 12 Jahre verkürzten Abiturs) Unterricht machen zu müssen. Da ist weder was von Hausaufgabenbetreuung, noch von irgendwie gearteten Freizeitaktivitäten (durch die Schule organisiert) die Rede und vom nach dem Mittag nach Hause gehen erst recht nicht.

Meine ganz persönliche Meinung: Wer Abi macht, und Hausaufgabenunterstützung notwendig hat, der hat ein Luxusproblem.

Aber man muss erstmal die Basis schaffen, und das in den ersten Jahren, wo sehr wohl die Zeit dafür existent ist, wenn es Angebote gäbe.

Und was die Arbeitsbelastung anbelangt, ich war in der 11. und 12. Klasse im Schnitt von 7:30 - 14:05 täglich an der Schule, klar auch mal nen Tag bis 15:45 Uhr, aber dafür gabs auch den Freitag mit zwei Freistunden zwischendrin.
Da war massig Luft, aber wie perlini schrieb, schauen was Thüringen macht und wie es Thüringen macht, ist zu komplex.

gruss kelle!