Zwischen Aufarbeitung und Vorsorge: Karl Lauterbachs Plädoyer für eine differenzierte Corona-Analyse
Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat einen klaren Standpunkt zur Aufarbeitung der Corona-Politik formuliert, der auf konstruktiven Erkenntnisgewinn statt auf Schuldzuweisungen setzt. Im Gespräch mit dem "Handelsblatt" betonte der SPD-Politiker, dass es wichtig sei, aus der Pandemieerfahrung Lehren für zukünftige Krisen zu ziehen, ohne rückwärtsgewandte Vorwürfe zu lancieren.
Aus seiner Sicht wäre es unzutreffend, jene zu kritisieren, die damals eine vorsichtige Politik verfolgten, mit dem Argument, die Pandemie hätte keine solch restriktiven Maßnahmen erfordert. Auch Verschwörungstheorien, die einen "tiefen Staat" hinter den Maßnahmen vermuten, weist Lauterbach entschieden zurück. Primäres Ziel sei stets der Schutz der Bevölkerung gewesen, so der Minister.
Für die zukünftige Analyse der Corona-Politik schlägt Lauterbach vor, sich auf die medizinische Angemessenheit der eingesetzten Mittel zu konzentrieren. Zudem sei es entscheidend, neue Wege zu finden, um während Krisen eine Polarisierung der öffentlichen Debatte zu vermeiden.
Dabei spielte das Gesundheitsministerium während der Pandemie eine zentrale Rolle. Unter der Leitung von Jens Spahn (CDU) zu Beginn der Krise bis hin zu Lauterbachs Amtsübernahme nach der Bundestagswahl 2021 wurde die Strategielinie maßgeblich aus dem Kanzleramt, zunächst unter Angela Merkel (CDU) und anschließend Olaf Scholz (SPD), vorgegeben. Lauterbach plädierte regelmäßig für konsequente Schutzmaßnahmen.
Innerhalb der Ampel-Koalition gibt es weiterhin unterschiedlichen Meinungen bezüglich der Aufarbeitungsstrategie: Während die FDP eine Enquete-Kommission des Bundestages fordert, setzt die SPD auf einen Bürgerrat, der zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger einbezieht.