Zwischen Abhängigkeit und neuen Perspektiven: Deutschlands Balanceakt bei seltenen Erden
Deutschland steht vor einer besonderen Herausforderung: Bei der Einfuhr sogenannter seltener Erden ist es innerhalb der EU stark von China abhängig. Im vergangenen Jahr stammten 3.400 Tonnen dieser kritischen Rohstoffe aus der Volksrepublik, was laut dem Statistischen Bundesamt einem Anteil von 65,5 Prozent an den gesamten Importen entspricht. Zum Vergleich: Im Vorjahr lag der Anteil noch bei 69,1 Prozent einer höheren Gesamtimportmenge.
Besonders gefragt sind Stoffe wie Neodym, Praseodym und Samarium, die unerlässlich für die Herstellung von Dauermagneten in Elektromotoren sind. In diesem Bereich bleibt die Abhängigkeit von China auch im Jahr 2024 nahezu vollständig bestehen. Innerhalb der EU liegt Deutschlands Importquote über dem Durchschnitt von 46 Prozent, wobei andere bedeutende Lieferanten wie das sanktionsbelastete Russland und Malaysia nur schwerlich als alternative Quellen gelten können.
Im Handelsstreit mit den USA nutzt China die seltenen Erden als strategisches Druckmittel. Auf dem deutschen Markt erweist sich Österreich als zweitgrößter Lieferant, mit einem Anteil von 23,2 Prozent im Jahr 2024 an den Importen. Estland folgt mit einem Anteil von 5,6 Prozent. Obwohl die ursprüngliche Herkunft der weiterverarbeiteten seltenen Erden aus diesen Ländern nicht statistisch erfasst wird, deutet dies auf eine gewisse Diversifizierung hin.
Forscherin Isabella Gourevich vom Münchner Ifo-Institut eröffnet einen möglichen Zukunftsweg: die Ukraine. Das krisengeplagte Land könnte mit seinen Reserven für zwei Drittel der 34 als kritisch eingestuften Rohstoffe, die auch für die USA von Interesse sind, eine Schlüsselrolle spielen. Gourevich weist jedoch darauf hin, dass neben dem Abbau auch gleichzeitig in die Verarbeitung investiert werden muss, entweder vor Ort in der Ukraine selbst oder in Kooperation mit EU-Staaten.
Diese Investitionen könnten die Ukraine zu einem zentralen Partner für die europäischen Lieferketten machen und damit die Chancen auf mehr Unabhängigkeit erhöhen.