Zollkonflikt zwischen USA und China belastet deutsche Unternehmen – Lokalisation gewinnt an Bedeutung
Der sich zuspitzende Handelsstreit zwischen den USA und China hinterlässt auch bei deutschen Firmen in der Volksrepublik deutliche Spuren. Laut einer Umfrage der deutschen Auslandshandelskammer in Peking berichten ganze 86 Prozent der beteiligten Unternehmen, von Zöllen direkt betroffen zu sein. Dabei fühlen sich jeweils 36 Prozent von den Tarifen der USA und Chinas direkt beeinträchtigt. Maximilian Butek, AHK-Vorstandsmitglied für Ostchina, beschreibt die Situation als „bedenklich“ und erwartet, dass die Bestrebungen zur Lokalisierung deutscher Firmen in China weiter an Fahrt gewinnen.
Im Rahmen einer Befragung, die Mitte April stattfand und an der sich 143 Mitgliedsunternehmen beteiligten, gaben 38 Prozent der deutschen Firmen an, ihre lokalen Investitionen in China als Reaktion auf den Handelskonflikt beschleunigen zu wollen. Besonders stark betroffen ist die Automobilbranche, von der 93 Prozent der Befragten die Auswirkungen der Zollbarrieren spüren. Die Hälfte berichtet auch von Einschränkungen durch US-Exportkontrollen.
Oliver Blume, Vorstand des VW-Konzerns, äußerte im Vorfeld der Automesse in Shanghai seine Besorgnis über den zunehmenden Druck durch Handelsbeschränkungen weltweit. Er betonte jedoch, dass Volkswagen und andere Automobilhersteller bereits konstruktive Gespräche mit den USA führten, um die Auswirkungen abzumildern.
Während US-Präsident Donald Trump mit seinen Zöllen primär die heimische Produktion stärken will, gestaltet sich die Umsetzung in der Praxis komplex. Die zuvor für 90 Tage ausgesetzten wechselseitigen Zölle sind mittlerweile wieder in Kraft getreten, mit erheblicher Erhöhung: US-Zölle auf chinesische Importe belaufen sich auf bis zu 145 Prozent, während China seinerseits US-Waren mit bis zu 125 Prozent Importzöllen belegt. Zusätzlich hat China die Ausfuhr essenzieller Rohstoffe wie Mineralien und Magnete weiter eingeschränkt.
Butek von der AHK unterstreicht, dass eine stärkere Lokalisation in China deutsche Firmen allein nicht aus der schwierigen Situation befreit. Da viele Unternehmen tief in die Lieferketten für den Export chinesischer Waren eingebunden sind, bedrohen die US-Zölle nachhaltig ihre Geschäftstätigkeiten. Die aktuelle Lage könnte jedoch für die Europäische Union eine Gelegenheit darstellen, um verbesserte Handels- und Investitionsbedingungen mit China auszuhandeln.