WTO revidiert Prognose: US-Zölle drücken Welthandel ins Minus
Die Welthandelsorganisation (WTO) hat ihre Prognose für den globalen Warenhandel drastisch gesenkt. Für das Jahr 2025 rechnet die Organisation mit einem Rückgang des Welthandelsvolumens um 0,2 %. Ohne die protektionistische Wende in der US-Handelspolitik wäre laut WTO ein Wachstum von fast drei Prozentpunkten mehr möglich gewesen. Für 2026 geht die WTO wieder von einem Anstieg um 2,5 % aus.
Hintergrund der Korrektur sind insbesondere die von US-Präsident Donald Trump verhängten sogenannten „reciprocal tariffs“ – Importzölle zwischen 10 % und 50 %, die als Reaktion auf Handelsdefizite mit China und anderen Staaten eingeführt wurden. Zwar wurde der Spitzensatz zuletzt für 90 Tage ausgesetzt, doch bleibt ein Sockelbetrag von 10 % für alle Länder – mit Ausnahme Chinas, dessen Exporte in die USA nun mit mehr als 100 % verzollt werden.
Die WTO warnt: Sollten die USA ihre Maximalzölle durchsetzen, droht der weltweite Warenhandel 2025 um bis zu 1,5 % zu schrumpfen. Schon jetzt dämpfen Unsicherheiten über den handelspolitischen Kurs der USA Investitionsentscheidungen und Handelsströme. Besonders Nordamerika dürfte laut WTO unter den neuen Regeln leiden, während Europa und Asien allenfalls moderates Wachstum erzielen dürften.
Auch der Dienstleistungssektor gerät unter Druck. Das Wachstum im weltweiten Handel mit kommerziellen Dienstleistungen wird nun nur noch mit 4 % für 2025 beziffert, nachdem es im Vorjahr noch 6,8 % betrug.
China hat seinerseits mit Gegenmaßnahmen reagiert: Neben eigenen Zöllen wurden auch US-Firmen ins Visier genommen und der Export kritischer Rohstoffe eingeschränkt. In Genf warnt die WTO vor einer Eskalation dieses Zoll-Wettrüstens. Retorsionsmaßnahmen auf schwer ersetzbare Zwischenprodukte könnten die Inflation – oder zumindest deren Erwartungen – zusätzlich anheizen, heißt es in dem Bericht.
Besonders brisant ist das Potenzial für Handelsumlenkung. Der abrupte Rückgang im US-chinesischen Warenverkehr könnte dazu führen, dass chinesische Exporteure neue Absatzmärkte suchen – mit wachsenden Spannungen in Drittländern, die sich nun verstärkter Konkurrenz ausgesetzt sehen.
Trotz der kurzfristigen Effekte wie Einnahmensteigerung und lokaler Produktionszuwächse – alles erklärte Ziele Trumps – verweist die WTO klar auf die langfristigen Schäden: Höhere Zölle schwächen den Handel und bremsen die wirtschaftliche Dynamik.