Wirtschaft im Abschwung: Ifo-Geschäftsklima trübt sich ein
Die deutsche Wirtschaft gerät im November erneut unter Druck, nachdem im Oktober das Ifo-Geschäftsklima noch eine leichte Erholung erfuhr. Das renommierte Ifo-Institut vermeldete einen Rückgang um 0,8 Punkte auf 85,7 Zähler. Damit nähert sich Deutschlands Konjunkturbarometer wieder dem Jahrestiefstand von 85,4 Punkten im September. Die Ambitionen einer nachhaltigen wirtschaftlichen Erholung geraten erneut ins Wanken.
Ulrich Kater von der Dekabank weist auf die erschwerte Wettbewerbssituation Deutschlands hin und sieht darin den Hauptgrund für den Negativtrend. Zusätzliche Verunsicherung entsteht durch den Ausgang der US-Wahlen und die politische Lähmung infolge des Endes der Ampelkoalition. Deutsche Unternehmen stehen zudem vor der Herausforderung potenzieller Zollhürden unter einer erneuten Trump-Administration, so der analytische Blick von Christoph Swonke (DZ Bank).
Ralf Umlauf (Landesbank Hessen-Thüringen) relativiert die Oktober-Daten als vorübergehendes Ereignis, nicht als Trendwende. Hoffnungsträger bleibt die minimale Abnahme der Geschäftserwartungen, eröffnet jedoch erst für 2025 eine verheißungsvolle Perspektive. Robin Winkler von Deutsche Bank Research nutzt die unveränderten Konjunkturerwartungen als Beweis für eine gewisse Resilienz deutscher Unternehmen gegenüber politischen Unsicherheiten.
Martin Moryson von der DWS stellt den privaten Konsum als Lichtblick heraus, der durch die Stabilität des Arbeitsmarktes gestützt wird. Fernab von Optimismus bleibt Jens-Oliver Niklasch (Landesbank Baden-Württemberg), der binnenwirtschaftlichen Stillstand prognostiziert und einen weiteren BIP-Rückgang im folgenden Jahr befürchtet. Die Wellblechkonjunktur, so Thomas Gitzel (VP Bank), wird wohl auch weiterhin die deutsche Volkswirtschaft prägen und die Bauwirtschaft belasten, sollten Arbeitsmarktrisiken weiter zunehmen.
Angesichts der globalen Herausforderungen zeichnet Christian Lips (NordLB) ein düsteres Bild für Deutschlands Exportsektor unter einem möglichen protektionistischen Kurs der USA. Carsten Brzeski (ING) mahnt, dass die konjunkturellen Einflüsse der politischen Umbrüche zeitverzögert im Ifo-Index sichtbar werden könnten. Die wirtschaftliche Zukunft bleibt ungewiss, während auf allen Ebenen Diskussionen über passende Gegenmaßnahmen entbrennen.