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Wie sich Deutschlands Top-Manager aus dem Krisenjahr herausvergüteten

15. April 2025, 10:00 Uhr · Quelle: InvestmentWeek
Wie sich Deutschlands Top-Manager aus dem Krisenjahr herausvergüteten
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Mercedes-Chef Ola Källenius erhielt mit 12,5 Millionen Euro das dritthöchste Gehalt im DAX – dabei stieg der Umsatz seines Konzerns 2024 nur moderat. Im Vorjahr hatte er einen Teil seiner Boni öffentlichkeitswirksam gespendet.
Während viele Belegschaften mit Lohnzurückhaltung leben müssen, steigen die Vorstandsgehälter im DAX wieder zweistellig. Wer kassiert, warum das System wankt – und was Aktionäre jetzt fordern.

Die Elite zahlt sich selbst aus

Die Zahlen lesen sich wie eine Gewinnmeldung – doch sie kommen aus den Chefetagen. 231,4 Millionen Euro verdienten die Vorstandsvorsitzenden der 40 DAX-Konzerne im Jahr 2024.

Ein Plus von 10,4 Prozent – obwohl die Gewinne der Unternehmen nahezu stagnierten. Die Vorstandsgremien insgesamt streichen fast 900 Millionen Euro ein. Die Message: Für die Chefetagen läuft’s.

Während sich viele Beschäftigte mit Reallohnverlusten konfrontiert sahen, schraubten sich einige CEOs ihre Gesamtvergütung in schwindelerregende Höhen. SAP-Chef Christian Klein steht mit knapp 19 Millionen Euro an der Spitze – das entspricht einer Steigerung von 160 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Auch Vincent Warnery von Beiersdorf verfünffachte sein Gehalt auf über 13 Millionen Euro. Möglich machten das variable Bonusprogramme – nachträglich ausgelöst durch gute Kursentwicklungen.

Kein „Pay for Performance“ – sondern Pay trotz Performance

Der Unterschied zum restlichen Arbeitsmarkt könnte kaum größer sein. Während die Durchschnittslöhne in Deutschland laut Statistischem Bundesamt real um 3,1 Prozent stiegen, gönnten sich die DAX-Vorstände das Dreifache.

Dabei wuchs der aggregierte Nettogewinn der DAX-Konzerne 2024 nur um rund ein Prozent – der Lohnzuwachs der Vorstände fällt damit zehnmal so hoch aus wie das Gewinnwachstum ihrer Unternehmen.

Vergütungsexperten wie Sebastian Pacher kritisieren die Entkopplung. Er sieht in den aktuellen Boni-Systemen ein strukturelles Problem: Sie schlagen bei positiver Kursentwicklung extrem aus – nach unten aber kaum. „Die Asymmetrie ist schwer zu erklären“, sagt Pacher.

Mit 18,98 Millionen Euro kassierte SAP-Chef Klein 2024 das höchste Gehalt aller DAX-Manager – ein Plus von 160 % gegenüber dem Vorjahr, obwohl die Lohnerhöhungen im Konzern laut Betriebsrat „nicht bei allen ankommen“.

Die magische Zehn-Millionen-Marke ist gefallen

Lange galt die inoffizielle Regel, dass zehn Millionen Euro die Schmerzgrenze für deutsche CEO-Gehälter sei. Diese Linie ist nun mehrfach überschritten worden – ohne Skandal, ohne Widerspruch. Fünf DAX-Chefs liegen 2024 darüber. Neben Klein und Warnery zählen auch Mercedes-Chef Ola Källenius, VW-Chef Oliver Blume und Allianz-Chef Oliver Bäte dazu.

Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) spricht von einem „Dammbruch“. Was früher Empörung ausgelöst hätte, wird heute durch Abstimmungsmehrheiten auf Hauptversammlungen legitimiert. Tüngler fordert ein Umdenken:

„Wenn die Kurse fallen und die Vergütung bleibt hoch, ist das System unglaubwürdig.“

Der Bonus als Black Box

Auch Wissenschaftler zweifeln am aktuellen Vergütungsmodell. Managementprofessor Michael Wolff von der Universität Göttingen kritisiert die intransparenten Ziele: „Dass im Schnitt Zielerreichungen über 100 Prozent festgestellt werden, deutet auf zu niedrig gesetzte Benchmarks hin.“ Für ihn ist klar: Die variable Vergütung wird zum Automatismus, statt echte Leistung zu belohnen.

Zugleich beklagen Betriebsräte, dass Gehaltsbudgets für die Belegschaft nicht im gleichen Maß steigen. Bei SAP etwa gibt es zwar ein Plus von 2,4 Prozent – aber ohne Garantie auf gleichmäßige Verteilung. Intern wird bereits von „Alibi-Erhöhungen“ gesprochen.

Wie weit kann das noch gehen?

Dass DAX-Konzerne globale Maßstäbe anlegen, ist richtig. Doch Experten wie Tüngler und Pacher warnen davor, internationale Vergleiche zum Freifahrtschein zu machen. Denn anders als in den USA oder UK gelten in Deutschland traditionell strengere Maßstäbe für Vergütungsangemessenheit.

Und doch gibt es Anzeichen, dass manche Aufsichtsräte die Reißleine ziehen. Bei Siemens Energy oder Rheinmetall – zwei der besten Kursperformer im DAX 2024 – blieben die CEO-Gehälter deutlich unter zehn Millionen. Auch Merck-Chefin Belen Garijo musste Einbußen hinnehmen – ihre Bezüge fielen um rund ein Drittel.

Der öffentliche Druck steigt

Mit Blick auf die aktuelle Hauptversammlungssaison zeichnet sich eine Polarisierung ab: In fast der Hälfte aller DAX-Konzerne steht das Vergütungssystem auf der Tagesordnung.

Und während einige Unternehmen bereits neue Maximalvergütungen aufsetzen – etwa 14 Millionen bei der Telekom oder elf bei RWE – wächst bei Investoren der Unmut.

Tüngler bringt es auf den Punkt: „Wenn sich Vergütung nicht an schlechten Jahren misst, wird das Modell kippen.“ Für viele Investoren ist klar: Boni ja – aber nur bei echter Mehrleistung. Andernfalls droht ein Vertrauensverlust gegenüber Aufsichtsräten und Management.

Ein System in Schieflage

Die Zahlen sprechen für sich: Während fünf CEOs zweistellige Millionengehälter einstreichen, bleiben drei Vorstandsvorsitzende unter zwei Millionen Euro. Die Schere geht nicht nur zwischen Vorstand und Belegschaft auseinander – sondern auch innerhalb der Konzernlandschaft selbst. Klein verdiente 13-mal so viel wie Siemens-Energy-Chef Bruch – obwohl dessen Aktie mit 119 Prozent Kursplus die DAX-Rangliste anführte.

Diese Diskrepanz wird zunehmend zum Reputationsrisiko – für Unternehmen, aber auch für den Kapitalmarkt insgesamt.

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[InvestmentWeek] · 15.04.2025 · 10:00 Uhr
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