Investmentweek

Wie ausgerechnet die Sonne das Netz an den Rand bringt

21. April 2025, 15:00 Uhr · Quelle: InvestmentWeek
Wie ausgerechnet die Sonne das Netz an den Rand bringt
Foto: InvestmentWeek
Deutschlands 4,8 Millionen Solaranlagen erreichen heute eine Spitzenleistung von rund 100 Gigawatt – doch etwa die Hälfte davon lässt sich im Ernstfall nicht zentral abschalten.
An Feiertagen droht der Stromüberfluss zum Risiko zu werden. Nicht wegen zu wenig Energie, sondern wegen zu viel. Was absurd klingt, ist ein reales Problem. Und es betrifft vor allem den Süden Deutschlands.

Wenn die Sonne zum Risiko wird

Ostern, Pfingsten, Himmelfahrt. Für viele Menschen sind das Tage der Ruhe, für die Netzbetreiber potenzielle Schreckensszenarien. Dann, wenn Millionen Solaranlagen gleichzeitig Strom ins Netz drücken – bei minimalem Verbrauch. Die Folge: Es droht ein regionaler Brownout – also das gezielte Abschalten von Stromabnehmern oder Einspeisern, um einen echten Blackout zu verhindern.

Solche Abschaltungen wären nicht nur eine Premiere in Deutschland. Sie wären auch ein mediales Desaster für die Energiewende – gerade in einem Land, das sich international als Vorreiter in Sachen grüner Strom inszeniert.

Die „Hellbrise“: Ein schöner Name für ein hässliches Problem

Was bisher unter dem Begriff Dunkelflaute lief – kein Wind, keine Sonne, kein Strom – hat nun ein umgekehrtes Pendant: die Hellbrise. Sie beschreibt eine Situation, in der zu viel Ökostrom erzeugt wird. Besonders an sonnigen Feiertagen, wenn kaum jemand Strom braucht, aber Solaranlagen auf Volllast laufen. Das Netz ist dann schlicht überfordert.

Ein Beispiel: Allein die Photovoltaikanlagen in Deutschland kommen auf eine Spitzenleistung von rund 100 Gigawatt – so viel wie 100 Atomkraftwerke. Doch wohin mit dieser Energie, wenn niemand sie braucht, speichern oder exportieren kann?

Akkus zu klein, Gesetze zu spät

Die Lösung sollen Akkus unter Dächern sein – aber die reichen oft nur für ein paar Stunden. Danach fließt der Strom unkontrolliert weiter. Zwar gibt es gesetzliche Vorgaben für steuerbare Anlagen. Doch diese greifen meist nur bei neuen Solaranlagen. Ein Großteil der älteren Systeme ist schlicht nicht abschaltbar.

Der Bund hat das Problem erkannt und neue Regeln auf den Weg gebracht. Nur: Die Wirkung wird erst Jahre später spürbar sein. Und bis dahin? Drohen riskante Feiertage.

Bayern – das Bundesland der Widersprüche

Besonders betroffen: Bayern. Der Freistaat setzte lange auf Solaranlagen, blockierte aber Windkraft und die großen Stromtrassen aus dem Norden. Nun sitzt das Land auf einem selbstgebauten Dilemma: Im Winter gibt’s zu wenig Strom – im Sommer zu viel.

Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) wies schon mal vorsorglich die Verantwortung von sich: Die Netzbetreiber seien zuständig für die Stabilität, ließ er wissen. Die Netzbetreiber wiederum verweisen auf unzureichende politische Vorgaben. Und so beginnt das klassische Schwarze-Peter-Spiel, noch bevor überhaupt etwas passiert ist.

Bereits zwei Mal – im April und Oktober 2023 – stand Deutschland kurz vor einem regionalen Brownout, weil Wind- und Solarstrom das Netz überfordert haben.

Wetterbericht als Krisenindikator

Über die Osterfeiertage gab es Entwarnung – es war zu bewölkt für ein echtes Stromchaos. Doch schon an Himmelfahrt oder Pfingsten könnte es ernst werden. Dann droht die nächste Hellbrise. Und die Netzbetreiber bereiten sich jetzt schon vor.

Sie optimieren Prozesse, verbessern die Kommunikation zwischen Netzebenen und sprechen mit Industrieunternehmen, um flexible Stromabnahmen zu ermöglichen. Manche Transformatoren sollen sogar überlastet werden – mit dem Risiko, schneller zu altern oder im Notfall auszusteigen.

50 Prozent der Anlagen sind nicht steuerbar

Laut Bundesnetzagentur ist der Extremfall unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Noch fehlt es an einer durchgreifenden Lösung. Immerhin: Großanlagen müssen inzwischen abschaltbar sein. Aber: Etwa die Hälfte aller Solaranlagen in Deutschland kann noch immer nicht zentral gesteuert werden – das ist ein Problem mit Ansage.

Dazu kommt: Der Solarzubau läuft weiter auf Hochtouren. 2023 wurden über 16 Gigawatt neue Leistung installiert – ein Rekord. Und dieses Jahr dürfte noch stärker werden.

Die Energiewende braucht endlich ein funktionierendes Netz

Die Energiewende ist politisch gewollt. Aber sie ist technisch nicht zu Ende gedacht. Wer auf dezentrale Erzeugung setzt, muss auch dafür sorgen, dass diese steuerbar ist. Und dass das Netz damit umgehen kann.

Noch wirkt es, als würden politische Ziele schneller formuliert als sie technisch umsetzbar sind. Der Strom ist da – aber nicht da, wo er gebraucht wird. Und oft auch nicht dann, wenn man ihn nutzen könnte.

Finanzen / Energy
[InvestmentWeek] · 21.04.2025 · 15:00 Uhr
[1 Kommentar]
Der Aufstieg der Cloud-Miner Cloud-Mining hat die Mining-Landschaft revolutioniert und den Bedarf an teurer Hardware und tiefgreifendem technischen Fachwissen überflüssig gemacht. DRML Miner vereinfacht den Prozess noch weiter, indem es Benutzern ermöglicht, Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum und Dogecoin über eine benutzerfreundliche Oberfläche zu minen. DRML Miner: Vereinfachung des Mining- […] (00)
vor 28 Minuten
Eric Dier (Archiv)
München - Eric Dier und der FC Bayern München gehen ab Sommer getrennte Wege. "Wir haben mit Eric die letzten Wochen Gespräche geführt über eine mögliche Vertragsverlängerung. Er hat uns aber jetzt mitgeteilt, dass er den Vertrag nicht verlängern wird beim FC Bayern München und uns mit Saisonende verlassen wird", teilte Sportdirektor Christoph Freund am Freitag mit. Dier war im Winter 2024 von […] (00)
vor 6 Minuten
Was einst als technologische Utopie galt, ist längst Alltag geworden: Push-Benachrichtigungen informieren über Börsenkurse im Sekundentakt, Einkäufe sind mit einem Klick erledigt, Newsfeeds aktualisieren sich im Minutentakt. Wer nicht mitzieht, wird digital abgehängt – so das neue Credo der vernetzten Welt. Von statisch zu dynamisch: Wie das Internet seine Form verändert hat In den frühen […] (00)
vor 4 Minuten
Apple
Cupertino (dpa) - Apple rechnet allein für das laufende Quartal mit zusätzlichen Kosten von 900 Millionen Dollar wegen der Importzölle von US-Präsident Donald Trump. Für die Zeit danach wagte Konzernchef Tim Cook keine Prognose - «weil ich nicht sicher bin, was mit den Zöllen passiert». Apple ist nach Trumps Zoll-Ankündigungen gerade dabei, Lieferungen umzuleiten, um in den USA mehr Geräte aus […] (00)
vor 21 Minuten
Borderlands 4: Nie wieder nerviges Save-Reloading – Bossfights und Story einfach neu starten
Gute Nachrichten für alle Borderlands-Fans: Das ewige Hin und Her mit Spielständen und mühsamem Boss-Respawn gehört bald der Vergangenheit an! Mit Borderlands 4 bringt Gearbox endlich das, worauf man schon im ersten Teil gehofft hat: Moxxi’s Big Encore Machine. Du willst eine bestimmte Waffe vom Boss farmen? Einfach Bosskampf im Menü auswählen, draufhauen, looten, wiederholen – ohne Neustart, ohne […] (00)
vor 17 Minuten
Am 17. Juni geht es in «Hell Motel»
Der Hauptdarsteller ist der frühere «Will & Grace»-Star Eric McCormack. Shudder kündigte heute die neue Horror-Anthologie-Serie Hell Motel an, die von den Schöpfern Aaron Martin und Ian Carpenter stammt. Die auf acht Episoden limitierte Serie mit dem Emmy-Preisträger Eric McCormack in der Hauptrolle wird am Dienstag, den 17. Juni, mit zwei Episoden auf Shudder und AMC+ Premiere feiern und wöchentlich dienstags neue Episoden zeigen. In «Hell» […] (00)
vor 1 Stunde
Donald Trump bei der Formel 1
Miami (dpa) - Auf einmal war Donald Trump da. Im Anlauf auf seine zweite Kür zum US-Präsidenten nutzte er die Formel-1-Bühne in Miami im vergangenen Jahr für seinen persönlichen Vorwahlkampf und inszenierte sich nach dem Premierensieg von Lando Norris als dessen Glücksbringer. Für Trump war es ein unkomplizierter Abstecher, liegt doch sein privates Anwesen Mar-a-Lago nur rund 100 Kilometer vom […] (00)
vor 5 Minuten
Unit4 ernennt Jennifer Sherman zum Chief Product Officer
München, 02.05.2025 (PresseBox) - Unit4, ein weltweit führender Anbieter von cloudbasierten Unternehmensanwendungen für kunden- und mitarbeiterorientierte Organisationen, beruft Jennifer Sherman zum Chief Product Officer. Als anerkannte Produkt- und Customer Experience-Expertin wird Jennifer Sherman für die Führung der Produktorganisation und die Gestaltung der zukünftigen Produktentwicklung von […] (00)
vor 1 Stunde
 
Wie wichtig Homeoffice heute wirklich ist
Homeoffice oder Gehalt? Die Coronapandemie hat nicht nur Videokonferenzen und hybride […] (00)
bitcoin, money, finance, cryptocurrency, coin, currency, blockchain, bank, banking, business, crypto, digital currency, virtual currency, ecommerce, financial, bitcoin, bitcoin, crypto, crypto, crypto, crypto, crypto, ecommerce, ecommerce
Der Bitcoin-Preis steigt erneut über die $95.000-Zone. BTC gewinnt an Fahrt und könnte einen […] (00)
Kostenloses Stock Foto zu banknoten, bargeldlose gesellschaft, berlin
Bitcoin hat die Kontrolle über den Aufwärtstrend zurückerlangt, nachdem es die bedeutende […] (00)
AfD Logo
Berlin (dpa) - Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) hat die AfD als gesichert […] (20)
41 Prozent weniger Gewinn – Volkswagen kämpft
Der Auftakt hätte kaum schwächer ausfallen können: Volkswagen hat im ersten Quartal 2025 einen […] (00)
Signify WiZ – Das TV-Bild mit WiZ zum Leben erwecken
Signify (Euronext: LIGHT), der Weltmarktführer für Beleuchtung, präsentiert neue Produkte für […] (00)
Endlich spielbar! Hollow Knight: Silksong feiert Premiere im ACMI Museum
Du hast schon seit Jahren auf Hollow Knight: Silksong gewartet, deine Geduld ist fast im Keller […] (00)
Radrennen Eschborn-Frankfurt
Frankfurt/Main (dpa) - Der australische Radprofi Michael Matthews hat die 62. Ausgabe des […] (02)
 
 
Suchbegriff