Weltgemeinschaft auf neuem Kurs: Pandemievertrag der WHO vereinbart
Die Alarmglocken der Vergangenheit sollen nicht erneut schrillen: In historischer Einigung haben sich die Mitgliedsländer der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf einen umfassenden Pandemievertrag verständigt, um die mangelhaften Reaktionen auf die Corona-Pandemie nicht zu wiederholen. Ziel ist die Vermeidung von Chaos bei der Beschaffung von Schutzmaterial und eine gerechtere Impfstoffverteilung. Der Vertrag steht im Mai bei der WHO-Jahrestagung zur Abstimmung, jedoch wird er erst wirksam, wenn 60 Länder ratifiziert haben – ein Prozess, der noch mindestens zwei Jahre beanspruchen dürfte, da noch Verhandlungen zu Detailpunkten laufen.
Die Stärke der Prävention als Mittel zur Pandemiebekämpfung wird unterstrichen. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bezeichneten die Einigung als historischen Schritt. Neben dem schnellen Austausch von DNA-Sequenzen neuer Erreger, um Pandemien im Keim zu ersticken, erachtet die EU die Initiative als Stärkung der globalen Pandemieprävention, -vorsorge und -reaktion.
Der Rückblick zeigt, dass die Corona-Pandemie mit schmerzhaften Lektionen kam: Panische Alleingänge der Staaten führten zu Engpässen und ungerechter Impfstoffverteilung. Die neuen Vertragsbedingungen umfassen Verpflichtungen der Länder zur Gesundheitsstärkung, Technologietransfer und freier Nutzung von DNA-Sequenzen für Forschung und Entwicklung. Zudem beinhaltet der Vertrag ein System zur gerechten Verteilung von Impfstoffproduktionen, über das noch Verhandlungen laufen.
Nicht unumstritten sind die Kompromisse – afrikanische Länder forcieren strengere Auflagen und bessere Technologietransfers. Europäische Vertreter hingegen wünschten stärkere Präventionsmaßnahmen. Proteste gegen die WHO und den Vertrag, vor allem durch Verschwörungstheorien in sozialen Medien befeuert, tragen zur Debatte bei. Der Vertrag bleibt freiwillig; er sieht keine Zwangsmaßnahmen oder innerstaatlichen Anwendungsvorgaben vor, beruhigt die WHO.
Die Pharmaindustrie bleibt kritisch, um den Patentschutz nicht zu lockern. Investitionen müssen sich weiterhin lohnen, so David Reddy, Generaldirektor der IFPMA. Hinsichtlich der US-amerikanischen Position bleibt Unklarheit: Nach Donald Trumps angekündigtem WHO-Austritt haben die USA nicht an Verhandlungen teilgenommen. Auch Argentinien zeigte sich restriktiv gegenüber dem Konsens. Die WHO zählt aktuell 194 Mitglieder, doch die Lage bleibt dynamisch.