Wechsel an der Spitze: EnBW-Chef Andreas Schell tritt zurück
In einer überraschenden Wendung gibt Andreas Schell, Vorsitzender der Energie Baden-Württemberg AG (EnBW), sein Amt auf. Bis zu seinem Ausscheiden, das für den 8. März 2024 terminiert ist, bleibt Schell noch in seiner Funktion. Diese Ankündigung folgte nachdem der Aufsichtsrat des Energiekonzerns in einer Sonderkonferenz seiner Demission zustimmte. Schell, der die Vorstandsführung im November 2022 während der Hochphase der Energiekrise übernommen hatte, legt sein Mandat vorzeitig nieder – ursprünglich war seine Amtsperiode auf drei Jahre ausgelegt.
Die Nachfolge tritt Georg Stamatelopoulos an, bis dato Mitglied des Vorstandes und für den Bereich Nachhaltigkeit bei EnBW zuständig. Auseinandersetzungen über die strategische Ausrichtung und Weiterentwicklung des Unternehmens werden als primärer Grund für den Wechsel an der Spitze genannt. Im gegenseitigen Einvernehmen fand die Trennung statt, wobei intensive Diskussionen den Bruch nicht verhindern konnten, so Lutz Feldmann, Vorsitzender des Aufsichtsrates.
Unter Führung des ehemaligen Vorstandschefs Frank Mastiaux hatte das Unternehmen maßgeblich auf den Ausbau erneuerbarer Energiequellen gesetzt und dabei den Atomausstieg vollzogen. Schell führte diesen Weg fort und bekundete, dies setze passende politische Rahmenbedingungen voraus, gerade im Hinblick auf die von der Bundesregierung definierte Kraftwerkstrategie. Vor knapp einem Monat integrierte EnBW Regina Wilde als Strategiechefin, welche nun Schells Weggang mitverantwortet.
Mit einem Mehrheitsbesitz von jeweils knapp 47 Prozent durch das Land Baden-Württemberg und die OEW-Gruppe, stellt sich der EnBW-Aufsichtsrat divers dar und beheimatet unterschiedlichste Interessen, die von Vertretern der Industrie bis zu Landräten und Gewerkschaftlern reichen.
Stamatelopoulos gilt als versierter Kenner des Marktes und der internen Prozesse bei EnBW. Seit Mitte 2021 leitet er den Sektor für nachhaltige Produktionsinfrastrukturen und beschäftigt sich bereits seit circa 15 Jahren intensiv mit der strategischen Umgestaltung innerhalb des Unternehmens. Der Aufsichtsrat bestellte zudem den langjährigen Finanzvorstand Thomas Kusterer zum stellvertretenden Vorsitzenden, mit einer Amtszeit bis Ende März 2029.
EnBW zeigte zuletzt steigende Geschäftszahlen mit rund 5,5 Millionen Kundinnen und Kunden und einer Steigerung des bereinigten EBITDA auf 3,29 Milliarden Euro für 2022. Für das abgelaufene Geschäftsjahr werden Erlöse von bis zu 6,5 Milliarden Euro erwartet. Die detaillierte Bilanz für 2023 soll Ende März publiziert werden. (eulerpool-AFX)