Warum Palantir bei Surf Air Mobility einsteigt – trotz Kursflaute
Palantir macht weiter – gegen den Markttrend. Trotz eines Kursverlusts von mehr als 35 Prozent seit Jahresbeginn hat der Datenanalyse-Konzern seine Beteiligung an Surf Air Mobility erneut ausgebaut. 244.011 Aktien kaufte Palantir am 25. März 2025 zum Stückpreis von 3,88 US-Dollar – ein Investment von knapp 950.000 Dollar.
Für Außenstehende mag das wie ein verzweifelter Rettungsversuch wirken. Doch der Schritt folgt einer klaren Strategie – mit einem nicht ganz risikolosen Plan im Hintergrund.
Surf Air Mobility, ein auf elektrische Kurzstreckenflüge spezialisierter Anbieter, gehört zu den Pionieren einer Branche, die viel verspricht – aber bislang wenig geliefert hat. Das Unternehmen will die Luftfahrt regional elektrifizieren, kombiniert Linienbetrieb mit On-Demand-Flügen und träumt vom nachhaltigen Luftverkehr der Zukunft.
Die Realität ist ernüchternder: Zwar stiegen die Umsätze im vergangenen Jahr auf 119,4 Millionen US-Dollar, doch unter dem Strich blieb ein Verlust von 74,9 Millionen – immerhin deutlich besser als die 250 Millionen Dollar Miese aus dem Vorjahr. Im jüngsten Quartal stagnierten die Einnahmen allerdings, was Fragen zur Skalierbarkeit des Modells aufwirft.
Palantir sieht in Surf Air dennoch mehr als nur einen angeschlagenen Nischenplayer. Der Zukauf ist Teil einer größeren Strategie: Software gegen Aktien.
Im Rahmen einer Kooperation liefert Palantir Datenanalyse-Dienste, insbesondere für betriebsrelevante Entscheidungen rund um Routenoptimierung, Wartung und Auslastung – und wird im Gegenzug in Form von Aktien bezahlt. Das verringert den Cash-Bedarf von Surf Air, bindet Palantir aber direkt an die wirtschaftliche Entwicklung des Partners.
Insgesamt hält Palantir nun 3,42 Millionen Surf-Air-Aktien. Doch der Kapitalmarkt zeigt sich unbeeindruckt: Die Aktie verlor am Tag des Zukaufs über vier Prozent. Auch Palantir selbst gab an der NASDAQ um knapp fünf Prozent nach – ein Indiz dafür, dass Investoren dem Engagement skeptisch gegenüberstehen.
Hinzu kommt: Surf Air bleibt eine Wette auf eine Technologie, deren Marktreife noch aussteht. Elektromobilität in der Luftfahrt leidet nach wie vor unter regulatorischen Hürden, limitierter Reichweite und hoher Kapitalintensität. Selbst optimistische Prognosen gehen davon aus, dass ein flächendeckender Betrieb frühestens Ende der Dekade möglich sein wird. Der Weg dorthin dürfte verlustreich bleiben.
Für Palantir bedeutet das: Der kurzfristige ROI ist zweitrangig. Das Unternehmen investiert in Sichtbarkeit und Marktpräsenz im Mobilitätssektor – mit Blick auf eine Zukunft, in der die eigene Technologie einen größeren Hebel entfalten kann. Eine Wette auf Daten als Treibstoff des Flugverkehrs – im wahrsten Sinne des Wortes.
Doch die Risiken sind erheblich. Surf Airs Geschäftsmodell basiert auf dem Versprechen schneller Skalierung und Effizienz durch Technologie. Gelingt dies nicht, könnte aus Palantirs strategischem Engagement ein finanzielles Eigentor werden. Zumal die Aktie aktuell nicht nur unter operativem Druck steht, sondern auch stark durch das Makroumfeld – von steigenden Zinsen bis zur Zurückhaltung bei Wachstumswerten – belastet ist.
Der Fall zeigt exemplarisch, wie eng Technologie, Mobilität und Kapitalmärkte heute verflochten sind – und wie dünn die Luft für junge Börsenstars werden kann. Ob Surf Air abhebt oder abstürzt, wird nicht nur über das Schicksal eines Unternehmens entscheiden, sondern auch darüber, wie viel strategische Geduld sich Investoren wie Palantir leisten können – und wollen.