Wacker Chemie: Turbulente Zeiten in der Silizium- und Polymerbranche
Wacker Chemie sieht sich mit herausfordernden Bedingungen in seinem Geschäft mit Polysilizium für die Solarindustrie konfrontiert, nachdem das vergangene Jahr von einer schwachen Nachfrage geprägt war. Trotz einer soliden Nachfrage nach höchstreinem Polysilizium für Elektronik- und Computerchips war das Gesamtergebnis ernüchternd. Zudem litt der MDax-Konzern unter der schwachen Konjunktur in der Autobranche und Bauwirtschaft, beides wichtige Abnehmer der Unternehmensprodukte.
Die Herausforderungen im Solarsektor sind auf einen Nachfragerückgang sowie Überkapazitäten in China zurückzuführen. Diskussionen über potenzielle US-Anti-Dumping-Zölle auf Solarimporte aus Südostasien verursachten zusätzliche Unsicherheit. Zwar floriert das Geschäft mit höchstreinem Polysilizium, jedoch musste die Auslastungsrate der Sparte auf 50 Prozent gedrosselt werden, was zu einem dramatischen Rückgang des EBITDA in diesem Bereich um fast 40 Prozent führte.
Parallel stand die Polymer-Sparte unter Druck, da sie sich in einem schwachen Marktumfeld mit niedrigen Verkaufspreisen konfrontiert sah, obwohl der Absatz gesteigert werden konnte. Die schwächelnde Bauwirtschaft belastete diesen Bereich besonders, da Polymere essenziell für Produkte wie Klebstoffe, Bodenbeläge und Farben sind. Im Gegensatz dazu berichtete die Silikon-Sparte von einem Gewinnanstieg, angetrieben durch die Nachfrage in der Lack- und Textilindustrie und profitablere Spezialprodukte. Auch der Geschäftsbereich Biosolutions wuchs weiter, gestützt durch das neue mRNA-Kompetenzzentrum in Halle.
Der Umsatz des Unternehmens sank 2024 um 11 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro. Das EBITDA sank um 7 Prozent auf 770 Millionen Euro, während der Nettoertrag um 20 Prozent auf 265 Millionen Euro fiel. Detaillierte Zahlen und ein Ausblick sollen im März veröffentlicht werden. Obwohl der operative Gewinn die Erwartungen übertraf, machte Analyst Chris Counihan auf die Berücksichtigung eines 30-Millionen-Euro-Betrags aus dem US-Inflation Reduction Act aufmerksam, ohne diesen hätte das Ergebnis leicht unter den Erwartungen gelegen.
Wacker Chemies Aktienkurs fiel nach der Veröffentlichung der Zahlen um etwa ein halbes Prozent auf 64,26 Euro. Die Aktie wurde in den letzten Jahren durch die schwierige Lage der Chemiebranche sowie den Druck im Polysiliziumgeschäft belastet und hat seit Anfang 2023 rund 60 Prozent verloren.