Volkswagen vor Stillstand: Flächendeckende Warnstreiks angekündigt
Am Montag steht Deutschlands größter Autobauer vor einer Kraftprobe. Die IG Metall hat flächendeckende Warnstreiks in allen Volkswagen-Werken angekündigt.
Rund 120.000 Beschäftigte sind aufgerufen, die Arbeit niederzulegen, um ihren Forderungen nach fairen Lohnerhöhungen Nachdruck zu verleihen.
Der Konflikt zwischen Gewerkschaft und Management hat sich in den vergangenen Wochen zugespitzt, seit der Konzern nicht nur jegliche Lohnerhöhung ablehnt, sondern sogar eine Kürzung um zehn Prozent ins Gespräch gebracht hat.
Streitpunkt: Löhne und Arbeitsplatzsicherheit
Die Auseinandersetzung dreht sich um weit mehr als Gehaltsfragen. Volkswagen hat angesichts finanzieller Herausforderungen zusätzlich mögliche Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen ins Spiel gebracht.
Für die Beschäftigten sind diese Drohungen ein klares Signal: Die Zukunft vieler Arbeitsplätze steht auf dem Spiel.
„Wir wünschen uns diesen Konflikt nicht, aber wir werden ihn führen“, sagte Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall Niedersachsen, in einer Pressekonferenz.
Die Friedenspflicht endet, die Arbeitskämpfe beginnen
Mit dem Ende der Friedenspflicht um Mitternacht hat die Gewerkschaft ihre Pläne für Warnstreiks konkretisiert. Schon am Montag sollen erste Aktionen starten, die alle deutschen VW-Standorte erfassen könnten.
Details zu den Streikplänen nannte die IG Metall noch nicht, doch die Botschaft ist klar: Volkswagen soll den Widerstand der Belegschaft deutlich zu spüren bekommen. Thorsten Gröger kündigte an, dass die Arbeitsniederlegungen „nicht zu übersehen sein werden“.
Volkswagen hält an Kürzungen fest
Die Konzernführung zeigt sich bislang wenig kompromissbereit. Volkswagen argumentiert, die finanzielle Lage des Unternehmens erfordere Einsparungen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Neben der Forderung nach Lohnkürzungen von zehn Prozent steht auch die Aussetzung der Beschäftigungssicherung im Raum – ein Schritt, der viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besonders beunruhigt. Laut Gewerkschaftsangaben sind mindestens drei Werke von möglichen Schließungen betroffen.
Ein Konflikt mit Geschichte
Warnstreiks sind für Volkswagen nichts Neues. Die letzten flächendeckenden Arbeitsniederlegungen datieren aus dem Jahr 2018, als mehr als 50.000 Beschäftigte in den großen Werken in Westdeutschland ihre Arbeit niederlegten.
Auch damals ging es um Tarifverhandlungen im sogenannten Haustarif von Volkswagen, der nicht unter die Regelungen der Metall- und Elektroindustrie fällt.
Nächste Verhandlungsrunde am 9. Dezember
Ein Ende des Konflikts ist vorerst nicht in Sicht. Am 9. Dezember wollen Gewerkschaft und Konzernleitung erneut verhandeln. Ob die Gespräche eine Einigung bringen, bleibt fraglich.
Die Gewerkschaft fordert eine Gehaltserhöhung, während Volkswagen weiterhin auf Einsparungen besteht.
„Wir sind bereit zu verhandeln, aber nicht um jeden Preis“, so Gröger.
Spannungen auf allen Ebenen
Die Ankündigung von flächendeckenden Warnstreiks hat die Stimmung innerhalb des Konzerns und in der Öffentlichkeit weiter aufgeheizt. Betriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo sprach von „großem Frust“ in der Belegschaft und forderte die Konzernspitze auf, „endlich zur Vernunft zu kommen“.
Die Arbeitnehmervertretung kritisiert zudem, dass der Vorstand Vorschläge für eine gemeinsame Zukunftsgestaltung, wie den Aufbau eines Zukunftsfonds, abgelehnt habe.
Was auf dem Spiel steht
Für Volkswagen steht nicht nur die Stabilität des eigenen Betriebs auf dem Spiel. Die drohenden Arbeitskämpfe könnten auch den ohnehin angeschlagenen Automobilmarkt in Deutschland weiter belasten.
Während Konkurrenten wie Tesla in Gigafactorys investieren und neue Arbeitsplätze schaffen, sendet Volkswagen mit Kürzungs- und Schließungsplänen ein anderes Signal.
„Das ist eine falsche Botschaft an unsere Mitarbeiter und an die Region“, kritisierte Cavallo.