Vogelschutzradar für Windgeneratoren: Kollisionen werden durch Abschalten verhindert
Zugvögel, die den Gotthard-Pass zwischen Italien und der Schweiz auf ihren Wegen von Nord nach Süd – beziehungsweise derzeit von Süd nach Nord – zur Überquerung der Alpen nutzen, sind gut beraten, obwohl dort ein Windpark in gut 2000 Metern Höhe Strom erzeugt. Den Tieren kann er, anders als in fast allen Windparks weltweit, nichts anhaben, denn er ist durch Radarüberwachung gesichert. Vögel können nur in Ausnahmefällen von den Flügeln nicht tödlich getroffen werden.
654 Stunden für den Vogelschutz
Vogelschwärme im Anflug werden von der Kontrolle erkannt. Umgehend werden dann die Rotoren gestoppt, sodass die Tiere unbeschadet passieren können. Dieses Schutzsystem war Bestandteil der Baugenehmigung für die Anlage mit fünf Generatoren, die zusammen auf eine Leistung von 11,75 Megawatt kommen. Sie werden vom Tessiner Stromversorger Azienda Elettrica Ticinese (AET) aus Bellinzona betrieben. 2023 betrug die Ausfallzeit des Windparks auf Grund von Radareingriffen 654 Stunden. Die Wirksamkeit der Maßnahme überwacht der Biologe Federico Tettamanti vom Studio Alpino, das sich dem Umweltmonitoring verschrieben hat. Im Herbst will er seine Ergebnisse vorstellen.
Patrouillen kontrollieren die Wirksamkeit
Die Wirksamkeit der Radarüberwachung wird durch Patrouillen mit Suchhunden während der Vogelflugperioden zwischen März und Juni sowie zwischen August und November sichergestellt. Die Ergebnisse werden auf der Grundlage eines statistischen Modells verarbeitet, das es ermöglicht, die Kollisionsrate unter Berücksichtigung der Effizienz der Suche und des Prozentsatzes des Verschwindens von Vogelresten durch Raubtiere zu bestimmen. Die bisher verfügbaren Daten beziehen sich auf fünf Migrationsperioden zwischen Herbst 2021 und Herbst 2023 mit insgesamt 73 Patrouillen. Die vorläufigen Ergebnisse der Untersuchung belegen die Wirksamkeit des Radareinsatzes zum Schutz der Vogelwelt.
Flügelenden haben Rennwagentempo
Die Flügelenden von großen Windenergieanlagen erreichen eine Geschwindigkeit von bis zu 400 Kilometern pro Stunde. Vögel und Fledermäuse haben kaum eine Chance, den rasenden Massen auszuweichen. Angeblich sollen in Deutschland pro Jahr 100.000 Vögel, vor allem größere, durch Windkraftanlagen getötet werden. Doch die Zahl ist nicht gesichert.