Virtuelles Trommelfeuer: Die Labortheorie und ihre Unterstützer im Rampenlicht
Fünf Jahre nach dem Beginn der Corona-Pandemie bleibt die Frage nach dem Ursprung des Virus ein brennendes Thema. Während sich die wissenschaftlichen Kreise weiter uneins sind, setzt das Weiße Haus auf den dramatischen Effekt medialer Unterstützung: Eine neu gestaltete Webseite nimmt sich aus wie ein Plakat eines Blockbuster-Films und bringt die Labortheorie in kapitalen Lettern prominenter denn je auf die Agenda.
Der Titel "Lab Leak" wird flankiert von einem entschlossenen Donald Trump, handschriftlich ergänzt durch die provokante Frage nach den "wahren Ursprüngen von Covid-19". Die Webseite nimmt kein Blatt vor den Mund und geht mit Medien, Politikern und Gesundheitsbehörden hart ins Gericht. Sie wirft ihnen vor, die Theorie eines natürlichen Ursprungs des Coronavirus vorangetrieben zu haben, während es zahlreiche Indizien gebe, die auf ein Labor in Wuhan als Ursprungsort hindeuten.
Auch der prominente Immunologe Anthony Fauci wird in den kritischen Ausführungen nicht verschont. Für weiteren Zündstoff sorgen die harschen Kritiken an den damals geltenden Maßnahmen wie dem Abstandhalten, Maskentragen und den Lockdowns, die als fehlerhaft dargestellt werden. Nicht nur das Weiße Haus zeigt sich von der Labortheorie überzeugt. Der neue CIA-Direktor John Ratcliffe hat die offizielle Einschätzung seiner Behörde angepasst und bescheinigt einem forschungsbedingten Ursprung der Pandemie mehr Gewicht als der Theorie eines natürlichen Übertritts.
Parallelen dazu finden sich auch im Bericht eines Unterausschusses des Repräsentantenhauses, der Anfang Dezember veröffentlicht wurde. Lothar Wieler, bis März 2023 Präsident des Robert Koch-Instituts, vertritt eine ähnliche Haltung. In einem Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" betonte er, dass die Laborthese angesichts der aktuellen Erkenntnisse mehr Plausibilität besitzt.
Der wissenschaftliche Diskurs zeigt sich indes nach wie vor unentschieden. Eine im renommierten Journal "Cell" erschienene Studie liefert zwar Indizien für einen Ursprung des Erregers aus Wildtierbeständen des Wuhan-Marktes, jedoch bleibt ein eindeutiger Beweis aus. Die mehr als 800 analysierten Proben erlauben keine klaren Schlussfolgerungen, was die Diskussion um die Herkunft von Covid-19 weiterhin offen lässt.