Vanguard's Neue Perspektive: Marktoptimismus auf dem Prüfstand
Der Indexfonds- und ETF-Gigant Vanguard erwartet, dass die Zinslockerungsmaßnahmen der Federal Reserve weniger umfangreich ausfallen werden, als die Märkte vermuten, da die Inflation hartnäckig hoch bleibt. Laut der Wirtschafts- und Markteinschätzung des Unternehmens für 2025 wird das BIP-Wachstum der USA im nächsten Jahr auf 2,1% zurückgehen.
Das Forschungsteam von Vanguard unter der Leitung von Chefvolkswirt Joseph Davis prognostiziert, dass die Kerninflation 2025 trotz letzter Fortschritte über 2,5% bleiben wird. Dies zwingt die Fed dazu, ihren Leitzins bis zum Jahresende auf oder über 4% zu halten, statt ihn deutlich zu senken.
Für Anleger stellt Vanguards Prognose die Markterwartungen aggressiver Zinssenkungen der Fed infrage und deutet darauf hin, dass ein alternativer Kurs bevorstehen könnte, während die Inflation anhält und das Wirtschaftswachstum trotz zweijähriger restriktiver Geldpolitik robust bleibt.
Mit Blick auf das kommende Jahr sieht Vanguard das Wachstum der USA vor allem durch Produktivitätssteigerungen und verfügbaren Arbeitskräften angetrieben, statt durch die Geldpolitik. Diese angebotsseitigen Faktoren trugen zu einem starken BIP-Wachstum von 3% im Jahr 2023 bei, während die Inflation nachließ.
Vanguard warnt jedoch vor neuen politischen Risiken wie strengeren Einwanderungsregeln und Handelszöllen, die diese positiven Angebotsfaktoren ausgleichen könnten. Für die Eurozone wird ein Wachstum von nur 0,5% prognostiziert, während China mit einer Wachstumsrate von 4,5% und Herausforderungen im Immobiliensektor konfrontiert ist.
Vanguard sieht wachsende Spannungen zwischen Momentum und überhöhten Bewertungen, insbesondere bei US-Aktien-ETFs. Während kurzfristig hohe Renditen möglich bleiben, könnten langfristig hohe Bewertungsniveaus belasten. Der Emittent von ETFs bleibt positiv für Anleihen, mit prognostizierten Renditen von 4,3% bis 5,3% jährlich für US-amerikanische und globale Anleihen außerhalb der USA.