US-Notenbank vor erwartetem Zinsschritt: Ein Tanz auf der Rasierklinge
Die Finanzmärkte blicken gespannt auf die Entscheidung der US-Notenbank, die am Mittwoch voraussichtlich den Leitzins um einen viertel Prozentpunkt senken wird. Gleichzeitig wird allgemein damit gerechnet, dass die Federal Reserve eine langsamere Abfolge künftiger Zinssenkungen signalisieren wird. Unsicherheiten bezüglich der künftigen Inflationsentwicklung sowie die möglichen Auswirkungen von Donald Trumps wirtschaftspolitischen Vorschlägen, dem designierten Präsidenten, scheinen wenig Einfluss auf die bevorstehende Entscheidung zu nehmen.
In den letzten zwei Jahren hat die Fed mit einer Reihe von Zinserhöhungen erhebliche Fortschritte beim Kampf gegen die Inflation erzielt. Jüngst begannen die Währungshüter, die Zinsen zu senken, um die Nachfrage zu stimulieren und den Arbeitsmarkt zu unterstützen. Allerdings stieg die bevorzugte Inflationskennziffer der Notenbank in den vergangenen Monaten leicht an und entfernt sich von der langfristig angestrebten Zielmarke von zwei Prozent.
Dennoch erwarten die Märkte mehrheitlich eine Zinssenkung auf eine Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent. Laut Daten der CME Group scheint diese Ansicht fest verankert. Wäre dies nicht der Fall, hätte die Fed die Märkte bereits frühzeitig eines Besseren belehrt, meint Mark Zandi, Chefvolkswirt bei Moody's Analytics.
Dieser Schritt wäre der dritte Zinsschnitt in Folge und würde den Leitzins um insgesamt einen ganzen Prozentpunkt senken, verglichen mit dem Stand vor drei Monaten. Nathan Sheets, globaler Chefvolkswirt bei Citigroup, äußerte allerdings Zweifel an der Notwendigkeit einer weiteren Senkung, betonte jedoch, dass diese "bereits weitgehend eingepreist" sei.
Im Vorfeld des Amtsantritts von Donald Trump, der auf den demokratischen Präsidenten Joe Biden folgt, geraten die Märkte in Aufruhr. Trumps wirtschaftspolitische Pläne wie Zollerhöhungen und die massenhafte Abschiebung von Millionen illegaler Einwanderer tragen zusätzlich zur Unsicherheit bei. Diese Entwicklungen und der jüngste Inflationsanstieg haben einige Analysten veranlasst, ihre Erwartungen bezüglich der Zinssenkungen für das Jahr 2025 zurückzufahren.
Im September hatten die Fed-Entscheidungsträger noch vier weitere Senkungen um jeweils einen Viertelpunkt geplant. Allerdings rechnen viele Analysten für 2025 nun mit nur noch zwei oder drei Zinsschritten. Citigroup-Ökonom Nathan Sheets erwartet eine Anhebung der Inflationsprognose der Fed angesichts der jüngsten Entwicklungen. Auf der anderen Seite sieht Zandi von Moody's maximal ein bis zwei weitere Zinsschritte im nächsten Jahr als wahrscheinlich an.