US-Exportstopp für Nvidia-Chips markiert nächste Eskalationsstufe im Technologiekonflikt mit China
Ein Exportverbot für Nvidias H20- und AMDs MI308-Chips trifft einen Nerv der globalen Tech-Industrie. In einem Zug blockiert die US-Regierung Milliardenaufträge chinesischer Cloud-Konzerne wie Alibaba, Tencent und ByteDance, die sich zuletzt mit Ware eindeckten. Allein im ersten Quartal liefen Bestellungen im Wert von 18 Milliarden Dollar bei Nvidia ein – mehr als der gesamte China-Umsatz des Unternehmens im vorangegangenen Fiskaljahr.
Die neuen Exportrestriktionen lassen kaum Interpretationsspielraum: Wer in der Künstlichen Intelligenz mitspielen will, soll nicht mehr auf US-Hardware zählen dürfen. Hintergrund ist die zunehmende Sorge in Washington über Chinas technologische Fortschritte, nicht zuletzt befeuert durch das Aufsehen erregende Auftreten der chinesischen KI-Firma DeepSeek. Diese hatte jüngst demonstriert, wie sich leistungsfähige Modelle mit weniger Rechenleistung betreiben lassen – und dabei stark auf Nvidias H20 zurückgegriffen.
Nvidia selbst gerät damit ins Spannungsfeld zwischen Marktinteressen und geopolitischen Interessen. Das Unternehmen soll laut Insidern rund 70 % seiner China-Umsätze über H20-Chips erzielen. Vorstandschef Jensen Huang reiste in dieser Woche nach Peking und traf dort unter anderem Vizepremier He Lifeng und DeepSeek-Gründer Liang Wenfeng. Öffentlich betonte Huang die Bedeutung des chinesischen Markts, verwies aber auch auf die massiven Auswirkungen der Exportauflagen auf die eigene Geschäftsentwicklung.
Der Schritt der Regierung ist Teil einer breiteren Strategie: Nur Tage zuvor wurde ein 145 %-Tarif auf chinesische Technologieprodukte verhängt – dann teilweise wieder zurückgenommen. Am Montag kündigte Nvidia Investitionen in neue AI-Supercomputer in Texas an. Am Dienstag folgten die Exportbeschränkungen. Diese Volatilität erschwert langfristige Investitionsentscheidungen. „Selbst wenn man sich regelkonform verhält, kann sich das Regelwerk über Nacht ändern“, so Scott Lincicome vom libertären Thinktank Cato Institute.
Die Konsequenzen sind materiell: Nvidia rechnet mit Sonderbelastungen von 5,5 Milliarden Dollar, AMD mit bis zu 800 Millionen Dollar. Auch ASML, Zulieferer für die Halbleiterindustrie, musste einen Auftragsrückgang melden – die Unsicherheit über Handelsbarrieren lähmt Investitionen entlang der Lieferkette.
Aus Sicht der US-Politik ist die Botschaft eindeutig. Handelsminister Howard Lutnick sagte bereits bei seiner Anhörung im Januar: „Wenn China konkurrieren will, soll es das tun – aber nicht mit unseren Werkzeugen.“ Im Klartext: Technologietransfer soll dort enden, wo geopolitischer Wettbewerb beginnt.
Die Realität: In China stehen Alternativen bereit. Citigroup schätzt, dass lokale Anbieter wie Huawei und Cambricon bereits 2025 rund die Hälfte des AI-Chip-Bedarfs decken könnten. Der Kurswechsel in Washington könnte damit nicht nur kurzfristig schaden, sondern langfristig einen technologischen Gegenblock zementieren.