Unsicherheiten am Markt: Handelspolitik und geldpolitische Schritte im Fokus
Die gegenwärtige Erholung am deutschen Aktienmarkt wird von zahlreichen Unsicherheiten überschattet. Selbst in der nach Ostern verkürzten Handelswoche sieht sich der Leitindex Dax potenziellen Herausforderungen durch handelspolitische Spannungen aus den USA gegenüber. Obwohl die europäischen Börsen nach den deutlichen Kursrückgängen der letzten Wochen eine Erholung erfahren, besteht aufgrund der politischen Umbrüche in den USA und im globalen Handelssystem kein Grund zur Entwarnung, erkärt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank.
Besonders die Zölle stellen nur einen sichtbaren Aspekt der neuen, unkooperativen Strategie aus Washington dar. Eine positive Note für die Anleger könnte die jüngste geldpolitische Lockerung durch die Europäische Zentralbank bieten. Der Einlagensatz für Banken wurde auf 2,25 Prozent gesenkt, was möglicherweise den Konsum fördern und Investitionen vergünstigen könnte. Dies vergrößert die Attraktivität von Aktien gegenüber Anleihen und könnte somit die europäischen Märkte unterstützen.
Jürgen Molnar von Robomarkets prognostiziert, dass sich das Umfeld in der Eurozone weiterhin günstiger entwickeln könnte als in den USA. Der Vorsitzende der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, äußerte sich besorgt über inflationäre Tendenzen und ein langsames Wachstum, ausgelöst durch die Zollpolitik. Ob und wann die Fed auf diese Umstände mit Zinssenkungen reagieren wird, bleibt offen – ein längeres Abwarten scheint hierbei nicht ausgeschlossen.
Mit Blick auf die bevorstehenden Konjunkturveröffentlichungen befürchtet Robert Greil von Merck Finck eine Verschlechterung der Einkaufsmanagerindizes für April, bedingt durch die Verunsicherung aus den USA. Gleichzeitig steht am Donnerstag das deutsche Ifo-Geschäftsklima im Fokus, bei dem Analysten mit eher düsteren Aussichten rechnen. Berndt Fernow von der Landesbank Baden-Württemberg warnt davor, dass die derzeitigen Indikatoren auf die tiefsitzenden Ängste vor einem globalen Handelskonflikt hinweisen könten.
Die aktuellen Quartalszahlen und Hauptversammlungen dürften ebenfalls ein eher verhaltenes Bild zeichnen, wobei er davon ausgeht, dass der Dax seinen Tiefpunkt noch nicht erreicht hat. Innerhalb der laufenden Bilanzsaison wird der Softwaregigant SAP am Dienstag nach US-Börsenschluss über das erste Quartal berichten und aufgrund des Stellenabbaus mit positiven Ergebnissen gerechnet. Auch die Aufmerksamkeit richtet sich auf den Elektroautobauer Tesla, dessen Resultate ebenfalls am Dienstag erwartet werden.
Am Donnerstag folgen die Resultate von Delivery Hero und Vossloh. Unterdessen konzentrieren sich die Blicke am Freitag auf Unternehmen wie Südzucker, Nordex und Atoss.