Ungewissheit auf dem Biermarkt: Deutsche Brauer im Spannungsfeld zwischen Zöllen und Absatzschwund
Die Exportperspektiven für deutsches Bier haben sich in bestimmten außereuropäischen Märkten deutlich verschlechtert. Der Fokus liegt insbesondere auf den Zöllen, die für Exporteure in die USA ein erhebliches Problem darstellen. Überdies könnten die derzeitigen Restexporte nach Russland, so Expertenmeinungen, aufgrund massiver Zollbelastungen stark zurückgehen.
Interessanterweise könnten sich diese erschwerten Exportchancen günstig auf die Bierpreise für deutsche Verbraucher auswirken. Die heimische Brauereiwirtschaft leidet unter signifikanten Überkapazitäten und einem kontinuierlich sinkenden Inlandsabsatz im Jahr 2025, wie die aktuellen Zahlen belegen. Laut Rodger Wegner, Geschäftsführer des Verbands der Ausfuhrbrauereien Nord-, West- und Südwestdeutschlands, schlagen seit dem 5. April 2025 die zehnprozentigen Basiszölle der USA zu Buche, während Bier in Aluminiumdosen von einem weiteren Aluminiumzoll von 25 Prozent betroffen ist. Der Zoll könnte im Juli gar auf 20 Prozent steigen, sollten sich die USA und die EU bei den Zöllen nicht einigen. Der Handelskonflikt mit den USA sorgt für getrübte Aussichten.
Fast ein Fünftel der deutschen Bierproduktion, insgesamt 1,45 Milliarden Liter, findet seinen Weg ins Ausland. Die größten Exportmärkte 2024 waren Italien, China, Russland, Frankreich und die USA. Über die letzten Jahre half der stabile Export, bei rückläufigem Inlandsabsatz die Verluste der deutschen Brauereien zu mildern. Während der Absatz im Inland zwischen 2014 und 2024 um 15 Prozent sank, fiel der Export lediglich um 6 Prozent.
Ein drastischer Zollanstieg in Russland auf 1 Euro pro Liter Bier trifft insbesondere die Hersteller von Billigbier. Dies führt zu weiteren Überkapazitäten, die auf andere Märkte drängen, so Niklas Other, Herausgeber des Magazins „Inside“. Viele große deutsche Marken hatten sich jedoch nach dem Einmarsch in die Ukraine 2022 aus Russland zurückgezogen.
Der Wettbewerb bleibt in allen Preissegmenten lebhaft, was für Konsumenten Vorteile bietet. Handelsketten nutzten weiterhin Sonderangebote, um Kunden mit Aktionspreisen zu locken. Die beliebteste Biersorte, Pils, wird überwiegend über solche Aktionen abgesetzt.
Für Veltins und Krombacher, renommierte Marken aus Nordrhein-Westfalen, stellen die Exportaktivitäten außerhalb Europas nicht ihren Hauptfokus dar. Ihre Strategie richtet sich primär auf europäische Nachbarn wie Italien, Spanien und die Niederlande, die verlässliche Absatzmöglichkeiten bieten. Auch Oettinger setzt auf eine verstärkte Expansion nach Asien, um neue Märkte zu erschließen und die internationale Präsenz zu stärken.
Im Inland setzte der Bierkonsum ebenso zum Rückzug an. Laut Experte Other sank der Bierabsatz im Januar und Februar 2025 im Vergleich zum Vorjahr um gut 570.000 Hektoliter. Angesichts dieser Entwicklung bleibt die Prognose für das Jahr zurückhaltend, es sei denn, ein außergewöhnlicher Sommer sorgt für eine Trendwende.