Ukraine verlagert Kampfzone nach Russland – Kiew kündigt Drohnenoffensive an
Ukrainische Streitkräfte operieren laut Präsident Wolodymyr Selenskyj mittlerweile nicht nur in der russischen Region Kursk, sondern auch im angrenzenden Gebiet Belgorod. In seiner Videobotschaft erklärte Selenskyj am Montagabend: „Wir führen aktive Operationen auf dem Gebiet des Feindes aus.“ Es sei wichtig, „dass der Krieg dorthin zurückkehrt, woher er gekommen ist.“
Konkrete Angaben zur Tiefe des Vorstoßes machte der Präsident nicht. Die russische Verwaltung in Belgorod räumte jedoch bereits mehrfach Kontrollverluste in grenznahen Gebieten ein. Dass russische Militäreinheiten zuletzt in der Nähe des Dorfes Popowka einen eigenen Damm zerstörten, deutet darauf hin, dass Moskau den Einsatz ukrainischer Panzertechnik auf eigenem Gebiet fürchtet.
Zugleich kündigte Selenskyj weitere Angriffe im russischen Hinterland an – mit hochentwickelten Glasfaserdrohnen, die unempfindlich gegen elektronische Störsender sind. „Ich kann keine konkreten Zahlen nennen, aber in diesem Jahr werden wir unsere Verteidigungskräfte mit dem nötigen Umfang ausstatten“, sagte Selenskyj. Seit Jahresbeginn seien über 20 neue Drohnentypen zertifiziert worden.
Der ukrainische Präsident betonte, dass die Operationen auf russischem Gebiet nicht nur symbolischen Charakter hätten, sondern gezielt darauf ausgerichtet seien, die militärische Logistik und Ausrüstung des Gegners zu treffen. Bereits die monatelange Präsenz im Raum Kursk habe dazu beigetragen, russischen Druck im besonders umkämpften Donezker Frontabschnitt zu mindern.
Internationale Reaktionen lassen nicht auf sich warten. US-Präsident Donald Trump verurteilte am Montagabend die anhaltenden russischen Bombardierungen ziviler Ziele in der Ukraine. Er sei „nicht glücklich über die ganzen Bombardierungen der letzten Woche, es ist schrecklich“, sagte Trump im Weißen Haus.
Der jüngste Raketenangriff auf Krywyj Rih hat die Diskussion um eine Waffenruhe neu entfacht. Bei dem Einschlag starben 20 Menschen, darunter neun Kinder. Die Ukraine fordert nach dem mutmaßlichen Einsatz von Streumunition eine Dringlichkeitssitzung im UN-Sicherheitsrat. Außenminister Andrij Sybiha sprach von einem gezielten Terrorangriff auf einen Spielplatz.
Während Kiew sich offen für ein US-vermitteltes Waffenstillstandsmodell zeigt, bleibt Moskau vage. Der Kreml spricht weiterhin von „Hochpräzisionsschlägen gegen militärische Ziele“ – Aufnahmen aus Krywyj Rih zeigen hingegen ausschließlich zivile Infrastruktur.