Ukraine-Krieg

Ukraine sieht Kursk als Faustpfand für Friedensverhandlungen

13. August 2024, 19:11 Uhr · Quelle: dpa
Ukraine-Krieg - Provisorische Unterkunft bei Moskau
Foto: Uncredited/Russian Emergency Ministry Press Service/AP/dpa
Aus dem russischen Gebiet Kursk, in dem ukrainische Truppen vorrücken, werden Zehntausende Menschen in Sicherheit gebracht.
Nach der großen Bodenoffensive im russischen Gebiet halten die ukrainischen Streitkräfte dort Dutzende Ortschaften. Kiew erklärt auch, was es damit vorhat. Derweil laufen Evakuierungen weiter.

Kiew/Kursk/Moskau (dpa) - Die Ukraine sieht ihre Eroberungen im russischen Gebiet Kursk nur als eine Art Faustpfand für Friedensverhandlungen. Im Gegensatz zu Russland wolle sich die Ukraine nicht fremdes Gebiet aneignen, sagte der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, Heorhij Tychyj. «Die Ukraine ist nicht daran interessiert, Territorium in der Region Kursk zu erobern. Wir wollen das Leben unserer Menschen schützen.» 

Präsident Wolodymyr Selenskyj teilte auf Telegram mit: «Die Ukraine hat 74 Siedlungen unter ihrer Kontrolle.» Die Angaben sind von unabhängiger Seite nicht überprüfbar. Das wäre mehr als das Doppelte der Orte, die Russland zuletzt angegeben hatte. 

Ein Ziel der Ukrainer: russische Logistik stören

Tychyj begründete die mittlerweile acht Tagen dauernde Operation damit, dass sie russische Angriffe auf das ukrainische Nachbargebiet Sumy unterbinden solle. Außerdem solle die russische Logistik gestört werden, um zu verhindern, dass Moskau zusätzliche Truppen in das ostukrainische Kampfgebiet Donezk verlegt. 

«Je eher sich Russland bereiterklärt, einen gerechten Frieden wiederherzustellen, (...) desto eher werden die Angriffe der ukrainischen Verteidigungskräfte auf das Gebiet Russlands aufhören», sagte Tychyj ukrainischen Medien zufolge. Die ukrainische Armee sei eine zivilisierte Streitkraft und halte sich an die Regeln der Kriegsführung und an das internationale humanitäre Recht. «Ziele der ukrainischen Streitkräfte sind die Soldaten.»

Selenskyj sieht gefangene russische Soldaten als Faustpfand

Selenskyj schrieb: «Trotz schwieriger, intensiver Kämpfe geht der Vormarsch unserer Kräfte in der Region Kursk weiter.» Es würden auch immer mehr russische Soldaten gefangengenommen, um sie als Faustpfand zu nutzen für den nächsten Gefangenenaustausch mit Russland. Es würden die nächsten Schritte vorbereitet, sagte der Präsident. Details nannte er nicht. Er hatte schon zuvor gesagt, dass Russland den Krieg in die Ukraine gebracht habe und nun selbst spüren solle, was das bedeute. Ziel sei es, möglichst schnell einen gerechten Frieden zu erreichen. 

Die ukrainische Armee greift seit dem 6. August in der russischen Region Kursk mit einer großen Bodenoffensive an. Das ukrainische Projekt DeepState sieht bisher weniger Ortschaften als Selenskyj unter der Kontrolle Kiews - und zwar etwa 44 Ortschaften. Russische unabhängige Medien berichteten von etwa 30 Ortschaften.

Ukraine operiert erstmals auf russischem Territorium 

Nach fast zweieinhalb Jahren Abwehr gegen die russische Invasion hat die Ukraine mit dem Vordringen über die Grenze erstmals eine großangelegte Bodenoperation auf dem Gebiet des Gegners unternommen. Die Offensive läuft seit dem vergangenen Dienstag, wobei die militärische Lage weiterhin unklar bleibt. Russische Militärbeobachter gehen davon aus, dass die russischen Streitkräfte sich nach der anfänglichen Überraschung besser organisieren und den Vormarsch der Ukrainer stoppen. 

«Die Operation zur Vernichtung von Einheiten der ukrainischen Streitkräfte wird fortgesetzt», teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Es seien mehrere Versuche der Ukrainer abgewehrt worden, über weitere Grenzabschnitte nach Russland einzudringen. Nach Angaben des ukrainischen Oberbefehlshabers Olexander Syrskij hat die Ukraine die Kontrolle über etwa 1000 Quadratkilometer in Russland. Der russische Präsident Wladimir Putin befahl am Montag zum wiederholten Mal, die ukrainischen Kräfte aus dem Land zu vertreiben. Dabei lehnte er Verhandlungen mit der Ukraine ausdrücklich ab.

Evakuierungen im Gebiet Kursk gehen weiter 

Aus den Landkreisen im Gebiet Kursk, die durch die Kämpfe betroffen sind, sind nach Behördenangaben etwa 120.000 Menschen geflohen oder in Sicherheit gebracht worden. Für einen weiteren Landkreis wurde die Evakuierung vorbereitet. «Bis zum heutigen Tag gab es in unserem Landkreis keine Evakuierung. Alle sind von sich aus weggefahren, niemand hat sie daran gehindert. Heute sammeln wir Daten darüber, wer noch evakuiert werden muss», schrieb der Verwaltungschef des Kreises Bolschesoldatski, Wladimir Sajzew, auf Telegram. Anders als die bisher evakuierten Landkreise der Region Kursk liegt dieser Kreis nicht in unmittelbarer Nähe der ukrainisch-russischen Grenze, sondern weiter landeinwärts. 

In der Nacht wurde die ostukrainische Großstadt Sumy nach Behördenangaben zum Ziel eines russischen Raketenangriffs. Es seien Objekte der Infrastruktur getroffen worden, teilte die Militärverwaltung des Gebietes Sumy mit. Angaben über mögliche Treffer auf militärische Ziele macht die ukrainische Seite prinzipiell nicht. Über Sumy werden die ukrainischen Truppen versorgt, die seit mehr als einer Woche in Russland operieren.

Russland will Flüchtlinge aus Kursk in die Ukraine bringen

Die Kursker Behörden wollen Flüchtlinge auch in ein von Russland besetztes Gebiet in der Ukraine bringen. Er habe mit dem Gouverneur der Region Saporischschja über diese Lösung gesprochen, teilte der amtierende Gouverneur von Kursk, Alexej Smirnow, auf Telegram mit. Sein Amtskollege Jewgeni Balizki habe vorgeschlagen, zur Unterbringung der Evakuierten die Sanatorien und Pensionen am Asowschen Meer zu nutzen. «In den kommenden Tagen werden wir erste Transporte zusammenstellen, um Menschen in die Notunterkünfte in der Region Saporischschja zu bringen.»

Russland hatte die zur Ukraine gehörende Region Saporischschja im Herbst 2022 annektiert und schon davor den Ukrainer Balizki als moskautreuen Statthalter eingesetzt. Moskau kontrolliert das Gebiet zwar nicht vollständig, hatte aber vor allem den Zugang zum Asowschen Meer besetzt, wo es bis heute auch Sanatorien gibt. Dort sollen nun die Flüchtlinge unterkommen. 

Konflikte / Krieg / Ukraine / Russland
13.08.2024 · 19:11 Uhr
[13 Kommentare]
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt am 21.12.2024
Berlin/Magdeburg - Der Tatverdächtige von Magdeburg war nach Angaben eines Sprechers von Parteichefin Alice Weidel nicht in der AfD. "Wir können ausschließen, dass der Täter von Magdeburg Mitglied der AfD war", sagte Sprecher Daniel Tapp der "Rheinischen Post". "Auch ein Mitgliedsantrag hat nie vorgelegen", fügte er hinzu. Medienberichten zufolge soll der Tatverdächtige in Sozialen Medien […] (00)
vor 14 Minuten
Dubai plant Netzwerk von klimatisierten Wegen und Außenflächen für bequeme Spaziergänge
Dubai setzt massiv auf Wohlstand und Komfort, doch eines hat das Emirat bislang noch nicht geschafft: Die Wüstenhitze im Außenbereich zu besiegen. Spaziergänge bei Tageslicht können deshalb sehr beschwerlich werden, besonders für Touristen, die diese Temperaturen nicht gewohnt sind und dennoch möglichst viele Sehenswürdigkeiten besuchen möchten. Nun soll der sogenannte »Dubai Walk« entstehen, ein […] (01)
vor 5 Stunden
Tim Cook: Gebühren für Apple Intelligence KI waren nie ein Thema
In einem Interview mit dem Magazin „WIRED“ sagte Apples CEO Tim Cook, dass nie darüber gesprochen wurde, für KI, also Apple Intelligence eine Gebühr zu erheben. Er nannte Multitouch, welches die Smartphone-Revolution und das moderne Tablet ermöglichte. Künstliche Intelligenz (KI), Bild: tungnguyen0905/Pixabay Apple […] (00)
vor 1 Stunde
Splatoon 3: Rückkehr des Frosty Fests in 2025
Das erste „Frosty Fest“ in Splatoon 3 fand Mitte Januar 2024 statt, und das Event 2025 wird zur gleichen Zeit stattfinden. Der offizielle Twitter-Account des Spiels hat das Thema des „Frosty Fest 2025“ bekannt gegeben, das vom 11. bis 13. Januar 2025 stattfinden wird. Anders als beim „Frosty Fest“ 2024, bei dem Spieler wählen konnten, mit wem sie die Feiertage verbringen möchten (Freunde, […] (00)
vor 22 Minuten
Weitere Darsteller für «The Madison»
In der neuen Taylor-Sheridan-Serie wirken unter anderem drei weitere Schauspielerinnen mit. Die «Yellowstone»-Ableger-Serie The Madison soll im kommenden Jahr auf Sendung gehen. Bereits bekannt gegeben wurden Michelle Pfeiffer, Patrick J. Adams, Elle Chapman, Matthew Fox, Beau Garrett, Ben Schnetzer und Amiah Miller. Neu hinzugekommen sind Kevin Zegers («The Rookie: Feds»), Rebecca Spence («Lady in the Lake»), Alaina Pollack («On Call») und […] (00)
vor 3 Stunden
Ski alpin: Weltcup Super-G Damen
St. Moritz (dpa) - Fast sechs Jahre nach ihrem Rücktritt hat Alpin-Star Lindsey Vonn ein viel beachtetes und erstaunliches Comeback im Weltcup gefeiert. Die inzwischen 40 Jahre alte Olympiasiegerin von 2010 aus den USA raste beim Super-G im schweizerischen St. Moritz auf den 14. Platz und holte auf Anhieb Weltcup-Punkte. Nach WM-Bronze 2019 und zahlreichen Verletzungen hatte sie ihre Karriere […] (00)
vor 51 Minuten
Gehalts-Check 2025: Hier verdienen Sie am meisten
Wo Deutschlands Top-Gehälter warten Inmitten steigender Lebenshaltungskosten und einer ungebremsten Inflation blicken Arbeitnehmer immer genauer auf ihren Lohnzettel. Laut dem aktuellen Kununu-Gehaltscheck liegt das durchschnittliche Jahreseinkommen in Deutschland bei 50.239 Euro brutto. Doch hinter diesem Mittelwert verbergen sich extreme Unterschiede – sowohl zwischen Branchen als auch […] (00)
vor 52 Minuten
Mit GlobalBlock Marken und Namen in 600 Domainendungen schützen
Koeln, 20.12.2024 (PresseBox) - Mit GlobalBlock ist Ihre Marke über etwa 600 Domainendungen hinweg geschützt, einschließlich traditioneller und neuer Top-Level-Domains (TLDs) sowie Web3-Domains. Diese Abdeckung soll auf 700-800 TLDs erweitert werden, um einen noch umfassenderen Schutz zu gewährleisten. Dies bedeutet, dass Ihr Markenname auf einer Vielzahl von Domainendungen blockiert wird, […] (00)
vor 20 Stunden
 
DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt
Berlin (dpa) - Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat im Jahr 2024 einen massiven Spenden-Rückgang im […] (02)
Generalbundesanwalt (Archiv)
Berlin - In Deutschland werden die Ermittlungen zu Kriegsverbrechen in der Ukraine […] (04)
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt am 21.12.2024
Berlin/Magdeburg - Von dem mutmaßlichen Attentäter von Magdeburg soll es bereits im vergangenen […] (00)
Hubertus Heil (Archiv)
München - Gut zwei Monate vor der Bundestagswahl erkennt CSU-Spitzenkandidat Alexander Dobrindt […] (04)
SpaceX hebt ab – und nimmt Startup Vast mit auf die Reise ins All
SpaceX macht es wieder: Der Vorstoß, den Weltraum zu kommerzialisieren, bekommt mit Vast Space […] (00)
Deborah Norville moderiert «The Perfect Line»
Die neue Quizshow startet im kommenden Herbst auf den CBS-Kanälen. CBS investiert weiter in das […] (00)
Borussia Dortmund - Bayern München
Dortmund (dpa) - Die einzige Konstanz bei Borussia Dortmund ist die Krise zum Jahresende. Kein […] (00)
iPhone 16 laut MKBHD das beste kleinste Smartphone 2024
Jährlich veranstaltet MKBHD seine Smartphone Awards, wo die besten Smartphones in verschiedenen […] (00)
 
 
Suchbegriff