TSMC trotzt globalen Risiken mit AI-Wachstum – doch die Breite des Chipmarkts bleibt fragil
Taiwan Semiconductor Manufacturing Co. (TSMC) meldete für das laufende Quartal starke Umsatzaussichten und hält trotz geopolitischer Unsicherheiten an seinen Investitionsplänen fest. Im Zentrum steht das Geschäft mit AI-Chips, dessen Erlöse sich laut CEO C.C. Wei im laufenden Jahr verdoppeln sollen. Der Konzern rechnet langfristig mit einem jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von rund 45 % in diesem Segment – und zeigt sich damit als klarer Profiteur des globalen KI-Booms.
TSMC ist dabei nicht allein: Branchenriesen wie Nvidia oder Ausrüster wie ASML verzeichnen ähnlich hohe Erwartungen im AI-Bereich. Doch während ASML zuletzt mit unter den Erwartungen liegenden Auftragseingängen enttäuschte und explizit auf die zunehmende Unsicherheit durch neue US-Zölle verwies, bleiben die Taiwaner vorerst unbeeindruckt. Die jüngste Exportbeschränkung für speziell auf China zugeschnittene Nvidia-Chips sei in der Prognose bereits berücksichtigt, hieß es am Donnerstag.
Wirklich robust scheint der Gesamtmarkt jedoch nicht. Während TSMC und andere Chipproduzenten von Investitionen großer Tech-Konzerne wie Amazon, Google, Meta oder Microsoft profitieren – allein Amazon plant 2024 mit rund 100 Milliarden US-Dollar Investitionen, Alphabet mit 75 Milliarden –, bleibt der restliche Halbleitermarkt hinter früheren Erwartungen zurück. Die Nachfrage nach Chips für Smartphones, PCs, Fahrzeuge oder das Internet der Dinge wächst bestenfalls im niedrigen einstelligen Bereich.
Laut IDC werden Smartphone-Auslieferungen in diesem Jahr lediglich um 2,3 % steigen, PCs um 3,7 %. Von einer dynamischen Markterholung ist kaum die Rede. Auch Elektrofahrzeuge und industrielle Anwendungen liefern nicht die Impulse, die vor dem AI-Hype als Treiber galten. Der breite Nachfrageschub, wie er während der Pandemie fast alle Endmärkte erfasste, bleibt aus.
Hinzu kommen politische Risiken. Die jüngsten US-Zölle – nicht zuletzt Donald Trumps angedrohte Eskalation gegen China – sorgen für Unsicherheit. Noch ist unklar, wie sich diese Maßnahmen konkret auf die Bestellpraxis von Kunden auswirken werden. „Das Einkaufsverhalten ist bislang stabil, aber das finale Bild der Handelspolitik steht aus“, sagte Analyst Brian Chin von Stifel in einer Notiz zu den TSMC-Zahlen.
Die Konzentration auf einen einzelnen Wachstumsmotor – KI – stellt damit auch ein strukturelles Risiko dar. Sollte sich das wirtschaftliche Umfeld eintrüben oder Werbeerlöse von Meta, Google und Amazon unter Druck geraten, droht ein empfindlicher Rücksetzer. Das Vertrauen in KI allein könnte dann nicht mehr ausreichen, um die strukturelle Schwäche anderer Teilmärkte zu kompensieren.