Trumps zweites Kapitel: Die Wall Street zwischen Boom und Zweifel
Mit Donald Trump könnte ein Mann ins Weiße Haus zurückkehren, dessen Name in New York City so vertraut ist wie die Skyline der Stadt selbst. Doch für die Finanz- und Immobilienmärkte der Metropole bedeutet seine mögliche Wiederwahl nicht nur Glamour und Schlagzeilen, sondern auch Unsicherheit. Viele fragen sich: Wird New York von seiner Politik profitieren, oder wird die Stadt die Zeche zahlen?
Steuerpolitik: Wohltat für Unternehmen, Kopfschmerzen für New Yorker
Trumps Steuerreformen während seiner ersten Amtszeit waren ein zweischneidiges Schwert. Unternehmen profitierten von niedrigeren Steuern, die Wall Street boomte, und Investoren konnten sich über steigende Kurse freuen.
Doch für viele New Yorker Bürger sah die Sache anders aus: Die Beschränkung der SALT-Abzüge, die staatliche und lokale Steuern betreffen, traf insbesondere die gutverdienende Mittelschicht. Das machte das Leben in New York noch teurer – und die Abwanderung in steuerfreundlichere Bundesstaaten nahm zu.
Eine zweite Amtszeit könnte ähnliche Folgen haben. Unternehmen könnten weiter profitieren, doch die Stadt selbst könnte unter einer sinkenden Steuerbasis leiden. Für die New Yorker Finanzen, die ohnehin auf wackeligen Beinen stehen, wäre das eine Herausforderung.
Aussage von Michael Sanders, Unternehmer in Manhattan:
„Für Unternehmen wie unseres war Trumps Steuerpolitik ein Segen. Die gesenkten Körperschaftssteuern haben unsere Gewinne deutlich gesteigert, und das hat sich in den Portfolios unserer Investoren widergespiegelt. Aber ich mache mir Sorgen um die langfristigen Auswirkungen. Wenn New York immer mehr Steuerzahler an andere Bundesstaaten verliert, wird das nicht nur die Stadt treffen, sondern auch das Geschäftsklima insgesamt belasten. Eine gesunde Stadt braucht eine stabile Steuerbasis – ohne sie wird New Yorks Attraktivität irgendwann leiden.“
Immobilienmarkt: Trumps Vermächtnis auf dem Prüfstand
Donald Trump und Immobilien – eine Verbindung, die untrennbar ist. Doch New Yorks Immobilienmarkt könnte in einer zweiten Amtszeit mehr Schwierigkeiten als Chancen erleben.
Bereits in den letzten Jahren kämpfte das Luxussegment mit einer Flaute. Hohe Preise, steigende Zinsen und eine geringere Nachfrage nach extravaganten Wohnungen und Büros setzen den Markt unter Druck.
Trump selbst trägt dazu bei: Seine Immobilien, einst Symbole des Erfolgs, sind heute oft mehr Belastung als Aushängeschild. Viele Käufer meiden den Namen, und auch internationale Investoren, die lange eine treibende Kraft im Markt waren, könnten sich bei wachsender politischer Unsicherheit zurückhalten.
Die bekanntesten Trump-Immobilien in New York
- Trump Tower: Das ikonische Gebäude an der Fifth Avenue in Manhattan ist wohl das bekannteste Objekt in Trumps Portfolio. Der 58-stöckige Wolkenkratzer war einst ein Magnet für Prominente und Geschäftsleute. Heute kämpfen die luxuriösen Apartments mit sinkenden Preisen, und viele Mieter sind ausgezogen. Kritiker meinen, der Name „Trump“ schrecke Käufer ab – besonders in einer liberalen Stadt wie New York.
- Trump International Hotel and Tower: Direkt am Columbus Circle gelegen, kombiniert dieses Gebäude Luxuswohnungen und ein Hotel. Die Lage ist erstklassig, doch auch hier gibt es Berichte über sinkendes Interesse und Schwierigkeiten, Käufer oder Mieter zu finden, die mit der Marke in Verbindung gebracht werden möchten.
- Trump Plaza: Dieses Wohngebäude an der Upper East Side bot früher eine begehrte Adresse für wohlhabende New Yorker. Heute steht es vor ähnlichen Herausforderungen wie der Trump Tower: Der Name scheint mehr Nachteil als Vorteil zu sein.
- Trump Parc East: Direkt am Central Park gelegen, war dieses Gebäude einst ein Prestigeobjekt. Doch auch hier sind Preise und Nachfrage rückläufig.
Infrastruktur: Eine Chance für die Stadt?
Während seiner ersten Amtszeit versprach Trump massive Investitionen in die Infrastruktur – doch wenig davon wurde umgesetzt. Sollte er seine Pläne in einer zweiten Amtszeit ernsthaft verfolgen, könnte New York profitieren. Die Stadt braucht dringend eine Modernisierung: bröckelnde Brücken, veraltete U-Bahn-Systeme und volle Flughäfen schreien nach Investitionen.
Allerdings bleibt fraglich, ob die Mittel tatsächlich in New York landen würden. Trump hat in der Vergangenheit gezeigt, dass er politischen Gegnern das Leben schwer macht – und New York, als liberale Hochburg, ist nicht gerade sein größter Fan.
Tourismus: Kommt der nächste Aufschwung – oder eine Delle?
New York ist eines der beliebtesten Reiseziele der Welt. Doch wie könnte sich Trumps Wiederwahl auf den Tourismus auswirken? Während konservative Amerikaner vielleicht häufiger die „Heimatstadt ihres Präsidenten“ besuchen, könnten internationale Gäste abgeschreckt werden.
Lisa Müller, 34, aus München:
„New York war für mich schon immer ein Traumziel, aber die politische Stimmung hier macht sich bemerkbar. Trump hat die Stadt irgendwie gespalten. Man hört oft kritische Kommentare über ihn, auch von Einheimischen. Ehrlich gesagt hat uns das nicht davon abgehalten, zu kommen – schließlich hat das nichts mit den Sehenswürdigkeiten oder der Energie der Stadt zu tun. Aber ich kenne Freunde, die bewusst andere Reiseziele gewählt haben, weil sie sich von der US-Politik distanzieren wollten.“
Besonders aus Europa und Asien, wo Trump wenig Sympathien genießt, könnte die Zahl der Besucher zurückgehen.
Für Hotels, Restaurants und den Einzelhandel, die stark vom Tourismus abhängen, wäre das ein Schlag. Gleichzeitig könnte ein Boom des Inlandstourismus diese Verluste abfedern – zumindest teilweise.
Klaus Becker, 50, aus Hamburg:
„Es ist mein erstes Mal in New York, und ich finde die Stadt großartig – aber man merkt schon, dass Trump hier ein sensibles Thema ist. Wir haben in einem Café mit einem New Yorker gesprochen, der meinte, dass Trumps Wiederwahl die internationale Wahrnehmung der USA noch mehr belasten könnte.“
Was bedeutet das für New York?
Trumps Wiederwahl könnte ein zweischneidiges Schwert sein. Während Unternehmen und Finanzinstitute von weiteren Steuererleichterungen profitieren werden, drohen steigende Zinsen und politische Unsicherheiten die Immobilien- und Tourismusbranche zu belasten.