Südkoreas Wirtschaft im Kreuzfeuer internationaler Handelskonflikte
Südkoreas stark exportorientierte Wirtschaft steht aktuell unter stärkerem Druck durch die Handelspolitik von Donald Trump als durch die innenpolitischen Krisen, erklärte der Gouverneur der Bank of Korea, Rhee Chang-yong, in einem Interview mit der Financial Times. Trotz Verzögerungen bei "kritischen Strukturreformen" infolge des gescheiterten Versuchs von Präsident Yoon Suk Yeol, das Kriegsrecht zu verhängen, sieht Rhee die Auswirkungen der innenpolitischen Turbulenzen als begrenzt an.
Größer ist hingegen die Sorge um die wirtschaftlichen Folgen von Trumps drohenden Zöllen auf führende Handelspartner der USA und die zunehmende Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Exporteure. Diese Faktoren trieben die südkoreanische Notenbank dazu, ihre Wachstumsprognosen für dieses Jahr und das nächste Jahr herunterzuschrauben, erläuterte Rhee. Bereits vor den jüngsten politischen Ereignissen litt die südkoreanische Wirtschaft unter schwacher Binnennachfrage, hoher Verschuldung der privaten Haushalte und dem wachsenden Druck durch chinesische Wettbewerber.
Nachdem die Zentralbank vergangene Woche unerwartet die Zinsen gesenkt hatte, reagierten die Finanzmärkte nur kurzzeitig auf Yoons Maßnahmen. Der Offshore-Index der südkoreanischen Börse brach zunächst ein; jedoch zeigten sich die Märkte stabil, nachdem Yoon verkündete, seinen Beschluss zurückzuziehen. Rhee betonte die rasche Reaktion der Zentralbank, die die Märkte beruhigte und stabilisierte.
Die politische Krise könnte jedoch noch länger andauern, da Yoon am Samstag mit einem Amtsenthebungsverfahren im Nationalparlament konfrontiert ist. Trotz der Unsicherheiten zeigte sich Rhee angetan von einem politischen Konsens zur Stärkung des Minderheitenschutzes in koreanischen börsennotierten Unternehmen.
Gleichzeitig lehnte er die Argumente derer ab, die behaupten, dass die politische Instabilität Indizes wie MSCI darin bestätige, Südkorea nicht als entwickeltes Land einzustufen. Rhee hob hervor, dass die Märkte trotz der politischen Ereignisse relativ ruhig blieben und der Kospi-Benchmark-Index nur einen begrenzten Rückgang verzeichnete.