Stellantis: Turbulenzen um Tavares' Rücktritt und die Frage der Abfindung
Die jüngsten Turbulenzen bei Stellantis, dem weltweit viertgrößten Automobilbauer, haben eine öffentliche Debatte über die finanzielle Entlohnung des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Carlos Tavares entfacht. Nachdem Tavares am Sonntag abrupt seinen Rücktritt erklärt hatte, wurde in Rekordzeit ein Abfindungspaket vereinbart, das jedoch deutlich unter seinem 36,5-Millionen-Euro-Gesamtpaket des Vorjahres liegt. Grund dafür sind unter anderem die rückläufigen Gewinne des Unternehmens, die einen Großteil seiner leistungsbezogenen Vergütung zunichtemachen.
Unternehmensquellen zufolge beruht ein erheblicher Teil von Tavares' Vergütung auf variablen Komponenten, die eng mit der Performance von Stellantis verknüpft sind, und deren endgültige Berechnung erst am Ende des Fiskaljahres stattfinden wird. Trotz Spekulationen über einen möglichen Abfindungsbetrag von 100 Millionen Euro betonte das Unternehmen, dass solche Berichte stark übertrieben seien.
Angesichts dieser Kontroversen meldeten sich in Italien Politiker und Gewerkschafter zu Wort und kritisierten die hohe Vergütung von Tavares, insbesondere in einer Zeit, in der das Unternehmen Jobabbau und Nachfrageeinbrüche erlebt. Italiens Vizepremierminister Matteo Salvini geht sogar so weit zu sagen, dass Tavares trotz der Krise bei Stellantis "mit einer reichen Beute von Dutzenden Millionen Euro" ausscheide. Ehemalige Bürgermeisterin von Turin, Chiara Appendino, bezeichnete die Abfindung als "unanständig", während tausende Arbeiter Mühe hätten, über die Runden zu kommen.
Die internen Spannungen waren auch auf Meinungsverschiedenheiten über den Umgang des Unternehmens mit Zulieferern, Gewerkschaften und Regierungen zurückzuführen. Dennoch hält die Unternehmensführung an der langfristigen strategischen Ausrichtung fest, wie Finanzchef Doug Ostermann bei einem Goldman-Sachs-Event erläuterte.
Die Abfindung von Tavares wird schließlich im Jahresbericht 2024 von Stellantis offengelegt werden. Bis dahin bleibt die hitzige Debatte bestehen, während das Unternehmen weiterhin mit Produktionsstopps und möglichen Werkschließungen, unter anderem in Frankreich und Großbritannien, kämpft.