Starke Nachfrage und knappe Kassen: Herausforderungen im Regionalverkehr
Die Nutzung von Bussen und Bahnen im Nah- und Regionalverkehr erfreut sich wachsender Beliebtheit, doch finanzielle Engpässe zwingen einige Bundesländer zu einer Reduzierung des Angebots. Besonders in Schleswig-Holstein stehen Fahrgäste vor einer ernüchternden Realität: Verstärkerzüge und Verbindungen in Randzeiten sollen ab Dezember wegfallen. Diese Maßnahmen sind trotz ihres begrenzten Umfangs von weniger als 1,5 Prozent der Verbindungen schmerzhaft und senden, so Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen, nicht das gewünschte Signal. Auch in weiteren Bundesländern zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) plant Niedersachsen bereits Abbestellungen, und ähnliche Maßnahmen könnten in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen folgen. Neben existierenden Verkehren sind auch geplante Verstärkerzüge betroffen, die angesichts steigender Kosten nicht mehr tragfähig sind. Die Hauptursache für diese Einschnitte sind gestiegene Betriebskosten, die Einnahmen aus Fahrkartenverkäufen und Regionalisierungsmittel nicht ausgleichen können. Die Erhöhung der Personalkosten um 13 Prozent und der Materialaufwand um beinahe 40 Prozent zwischen 2019 und 2021 setzen die Branche unter Druck. Auch wenn die Inflation nachgelassen hat, bleiben die Kosten hoch, und die gesetzlich vorgesehenen jährlichen Steigerungen der Bundesmittel um drei Prozent reichen nicht aus, um den Bedarf zu decken. Angesichts der wachsenden Nachfrage – allein im ersten Halbjahr 2023 stieg die Passagierzahl um sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr – fordert die Branche dringend eine bessere Finanzierung, um die Verkehrswende zu unterstützen. Das Deutschlandticket und die erholte Nachfrage nach der Pandemie tragen zu diesem Wachstum bei, bringen das System aber auch an seine Kapazitätsgrenzen. Um die finanzielle Lücke zu schließen, reagieren die Länder derzeit mit Ticketpreiserhöhungen. So steigen die Preise in Berlin, Brandenburg und weiteren Regionen Anfang nächsten Jahres. Ein vorübergehender finanzieller Puffer ergibt sich jedoch auch aus Vertragsstrafen von Verkehrsunternehmen im Schienenpersonennahverkehr. Dieser Effekt bleibt jedoch nur von kurzer Dauer, und die Gefahr weiterer Angebotsreduzierungen besteht, wenn keine langfristige Lösung gefunden wird.