SPD-Mitgliedervotum: Entscheidung über Koalitionsvertrag rückt näher
Mit Spannung blickt die politische Landschaft Deutschlands auf das bevorstehende Mitgliedervotum der SPD zum Koalitionsvertrag mit der Union. Parteichef Lars Klingbeil appellierte eindringlich an die Mitglieder, den verhandelten Vertrag anzunehmen und warnte vor den Folgen eines Scheiterns. Alternativen, wie Neuwahlen oder eine Minderheitsregierung, bezeichnete Klingbeil als Gefahrenpotenzial, das die Kräfte der Union stärken könnte, die eine Annäherung an die AfD befürworten.
Ab dem kommenden Dienstag haben rund 358.000 SPD-Mitglieder die Möglichkeit, ihre Stimme online abzugeben. Diese Abstimmungsplattform wird um 8 Uhr morgens freigeschaltet und bleibt bis zum 29. April um 23:59 Uhr zugänglich. Die Bekanntgabe des Ergebnisses ist für den 30. April geplant. Für eine erfolgreiche Ratifizierung des Koalitionsvertrags bedarf es nicht nur einer Stimmenmehrheit, sondern auch der Beteiligung von mindestens 20 Prozent der Mitglieder.
Trotz der in den Verhandlungen erreichten Erfolge der SPD, wie dem Mindestlohn von 15 Euro oder Steuerentlastungen, zeigt sich insbesondere die Parteijugend der Jusos kritisch. Unter Führung von Philipp Türmer lehnen die Jusos den Vertrag kategorisch ab und fordern signifikante Nachbesserungen. Der Juso-Chef verwies auf den 'tickenden Zeitbomben'-Charakter des im Vertrag verankerten Finanzierungsvorbehalts und artikulierte die Ablehnung der Jugendorganisation, die etwa zwölf Prozent der Gesamtmitgliedschaft der SPD ausmacht.
Im Falle eines Scheiterns des Mitgliedervotums stehen vier hypothetische Szenarien im Raum. Diese reichen von Nachverhandlungen, die durch den CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz als unwahrscheinlich gelten, bis hin zu Neuwahlen, einer Minderheitsregierung oder gar einer Zusammenarbeit der Union mit der AfD. Letzteres wird allerdings von der Union selbst kategorisch abgelehnt. Die Unsicherheit der letzten Monate könnte dann in eine neue Phase der politischen Hängepartie münden, währenddessen die geschäftsführende Regierung unter Kanzler Olaf Scholz nur eingeschränkt agieren könnte.
Parallel dazu wird die Zustimmung der CDU zum Koalitionsvertrag erst noch erfolgen müssen. Diese Abstimmung ist für den 28. April auf einem kleinen Parteitag angesetzt, während die Kanzlerwahl und die Kabinettsvereidigung für den 6. Mai geplant sind.