Spannungen um Mindestlohn-Anhebung: Arbeitgeber und Ökonomen im Schlagabtausch
Die Diskussion um eine mögliche Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro pro Stunde nimmt weiter an Schärfe zu. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall warnt vor einer politisch forcierten Anhebung und sieht in einem solchen Schritt wirtschaftliche Risiken. Oliver Zander, Hauptgeschäftsführer des Verbandes, äußerte gegenüber der Presse, dass eine Erhöhung auf 15 Euro in nur zehn Jahren einen Zuwachs von über 76 Prozent bedeuten würde. Dies sei problematisch, da die Tariflöhne mit dieser Dynamik nicht mithalten könnten.
Seit der Einführung des Mindestlohns sei dieser bereits von 8,50 auf 12,82 Euro gestiegen, während Tariflöhne lediglich um 29 Prozent zugelegt hätten. Zander argumentiert, dass ein so hoher Mindestlohn in der aktuell längsten Wirtschaftskrise seit Bestehen der Bundesrepublik zu ernsthaften wirtschaftlichen Belastungen führen könnte. Insbesondere kleine Betriebe in handwerklichen Branchen wie Friseure, Bäckereien und Gaststätten könnten durch steigende Preise und potenzielle Geschäftsaufgaben, insbesondere in Ostdeutschland, leiden.
Ein weiterer Anstieg illegaler Beschäftigungsverhältnisse sei nicht auszuschließen. Im Gegensatz dazu tritt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) mit einer optimistischeren Einschätzung auf. Der Präsident des DIW, Marcel Fratzscher, sieht in der Mindestlohnanhebung eine Chance für gesamtwirtschaftliche Vorteile.
Seiner Meinung nach könnte ein höherer Mindestlohn zu gesteigertem Konsum und damit zu einem stärkeren Wirtschaftswachstum beitragen. Erfahrungen hätten gezeigt, dass solch eine Anpassung die wirtschaftliche Struktur stabilisieren und zur Produktivitätssteigerung führen könne, indem Unternehmen und Branchen gefördert würden, die höhere Löhne zahlen.
Politisch brisant bleibt die Diskussion dennoch. SPD-Generalsekretär Matthias Miersch betonte, dass das Ziel von 15 Euro notfalls gesetzlich erreichbar sei, während CDU-Vertreter den politischen Mindestlohn ablehnen und auf die unabhängige Mindestlohnkommission verweisen. CDU-Politiker Karl-Josef Laumann mahnte die Kommission, stärker die Inflation und Lebensrealität der Arbeitnehmer im Blick zu behalten, nachdem 2023 Uneinigkeit über die Empfehlungen herrschte.
Der Koalitionsvertrag sieht für 2026 die Möglichkeit eines 15-Euro-Mindestlohns vor, gestützt auf eine ausgewogene Bewertung der Tarifentwicklungen.