Sorgfältige Prüfung: Sheins Börsengang steht auf der Kippe
Der geplante Börsengang des Fast-Fashion-Händlers Shein in London zieht sich länger als erwartet hin. Großbritanniens Finanzaufsichtsbehörde FCA untersucht derzeit die Lieferkette des Unternehmens, nachdem eine Interessenvertretung der uigurischen Bevölkerung in China den Börsengang infrage gestellt hat. Die Organisation Stop Uyghur Genocide (SUG) hat im August ein Dossier an die FCA geschickt, das Shein vorwirft, Baumwolle aus der chinesischen Region Xinjiang zu verwenden, wo Menschenrechtsverletzungen vermutet werden. Diese Vorwürfe wurden von Peking vehement bestritten.
Zusätzliche Bedenken äußerte die britische Anti-Sklaverei-Beauftragte, die in einem Brief an das Innen- und Wirtschaftsministerium warnte, dass ein Börsengang von Shein einen falschen Eindruck in Bezug auf die Arbeitspraktiken des Unternehmens erwecken könnte. Dabei wies sie darauf hin, dass ein solcher Schritt impliziere, Menschenrechte zugunsten wirtschaftlicher Vorteile hintanzustellen.
Shein, mit Sitz in Singapur, verkauft preisgünstige Mode und hat einen Antrag auf Börsenzulassung bei der FCA eingereicht. Nach eigenen Angaben fand das Unternehmen in einem Nachhaltigkeitsbericht aus dem August zwei Fälle von Kinderarbeit, aber keine von Zwangsarbeit in seiner Lieferkette. Wie andere Einzelhändler überwacht Shein die Herkunft seiner Baumwolle durch isotopische Tests. Der Finanzminister Großbritanniens, Rachel Reeves, fordert von der FCA, neue Unternehmen stärker zu unterstützen, während NGOs wie ClientEarth dazu tendieren, regulatorische Entscheidungen gerichtlich anzufechten.
Auch wenn Sheins Umsatzwachstum die Erwartungen übertrifft, bleiben erhebliche Unsicherheiten bestehen, was die rechtlichen Hürden betrifft, die es für den Londoner Börsendebüt zu überwinden gilt. Ob SUG einen gerichtlichen Überprüfungsantrag stellt, bleibt abzuwarten.