So viel verdienen Lokführer wirklich: Der harte Kampf um Gehalt und Arbeitszeit

Kaum eine Berufsgruppe schafft es so öffentlichkeitswirksam, für ihre Belange auf die Straße zu gehen, wie die Lokführer. Unter der Führung von Gewerkschaftschef Claus Weselsky haben sie in den vergangenen Jahren mit spektakulären Streiks für Schlagzeilen gesorgt.
Doch was verdienen Lokführer eigentlich?
Und stehen sie nach den Arbeitskämpfen der letzten Jahre wirklich so viel besser da als andere Berufsgruppen?
Die Forderungen der GDL in dieser Tarifrunde
In der aktuellen Tarifrunde stellt die GDL hohe Forderungen: Ein Gehaltsplus von 555 Euro pro Monat, die volle Inflationsausgleichsprämie und höhere Zuschläge stehen auf der Liste.

Doch es geht nicht nur um das liebe Geld; die entscheidende Front verläuft bei der Frage der Arbeitszeit. Die GDL fordert eine Absenkung der wöchentlichen Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden ohne Lohneinbußen.
Die Frage nach dem aktuellen Gehalt der Lokführer gestaltet sich komplex. Die Gehaltstabelle aus dem Tarifvertrag gibt lediglich erste Anhaltspunkte. Aktuell variiert der Monatslohn je nach Tätigkeit und Berufserfahrung zwischen 2897 Euro und 3825 Euro.
Zusätzlich kommen Zuschläge für Wochenend-, Nacht- und Schichtdienste hinzu. Die Deutsche Bahn gibt an, dass die Gehälter ihrer Lokführer zwischen 45.000 Euro und 56.000 Euro pro Jahr liegen, was rechnerisch 3750 Euro bis 4667 Euro pro Monat entspricht.

Die GDL äußerte sich nicht zu den durchschnittlichen Gehältern ihrer Mitglieder. Die konkurrierende Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) bestätigt eine ähnliche Größenordnung, wobei die Bandbreite bei etwa 36.400 Euro bis 57.000 Euro pro Jahr liegt.
Das überraschende Gehaltsniveau im Vergleich der letzten zehn Jahre
Eine überraschende Erkenntnis ergibt sich beim Blick auf die Gehaltsentwicklung der Lokführer der letzten zehn Jahre. Trotz spektakulärer Streiks stiegen die Gehälter nur um durchschnittlich gut 20 Prozent, während der Durchschnitt der Nominallöhne laut Statistischem Bundesamt schneller stieg.
Eine Steigerung um 555 Euro pro Monat, wie von der GDL gefordert, würde jedoch eine Lohnerhöhung von fast 20 Prozent bedeuten.

Ein Abschluss in dieser Größenordnung hätte laut Deutscher Bahn einen Anstieg der Lohnkosten um etwa 50 Prozent zur Folge. Realistischer ist jedoch ein Abschluss in der Größenordnung der EVG, die im Sommer ein Plus von 410 Euro pro Monat zusätzlich zur Inflationsausgleichsprämie erzielte.
Bahn zahlt oft besser als die Konkurrenz
Trotz dieser Zahlen denken viele über eine Umschulung zum Lokführer nach. Die Branche sucht dringend Personal, und bei der DB sind die Chancen gut. Allerdings erfordert der Beruf eine dreijährige Ausbildung zum "Eisenbahner im Betriebsdienst Lokführer und Transport", deren Vergütung zwischen 1224 Euro und 1431 Euro liegt.
Im Vergleich zu Bus-, U-Bahn- und Straßenbahnfahrern im Nahverkehr sind die Lokführer der Deutschen Bahn besser bezahlt, wobei Busfahrer in Berlin zwischen 2700 Euro und 2935 Euro im Monat verdienen.
Fazit: Ein kritischer Blick auf die Forderungen der Lokführer
Insgesamt zeigt sich, dass die Lokführer trotz ihrer öffentlichkeitswirksamen Streiks in den letzten Jahren nicht so stark von Gehaltssprüngen profitierten wie angenommen. Die Forderungen der GDL wirken auf den ersten Blick hoch, könnten jedoch in einem realistischen Rahmen umgesetzt werden.

Am Ende des Arbeitskampfes wird es wohl zu einem Kompromiss kommen, vergleichbar mit dem Abschluss der EVG im Sommer.