Schwere Vorwürfe nach Brückenkatastrophe: US-Justiz verklagt Reederei
Das US-Justizministerium hat am Mittwoch eine Klage gegen den Eigentümer und Betreiber des Containerschiffs eingereicht, das im vergangenen März zur Zerstörung der Francis Scott Key Bridge führte und dabei sechs Arbeiter tötete. Der Vorfall lähmte den Hafen von Baltimore für Wochen.
Die Klageschrift wirft den beteiligten Unternehmen vor, dass ihre Handlungen vor dem Unglück „empörend, grob fahrlässig, willkürlich und rücksichtslos“ gewesen seien. Die Regierung fordert eine Entschädigung von über 100 Millionen US-Dollar, um die Kosten für die umfangreichen Notfallmaßnahmen und die finanzielle Unterstützung der arbeitslos gewordenen Hafenmitarbeiter zu decken. Zudem verlangt die Klage Strafschadenersatz, ohne jedoch eine konkrete Summe zu nennen.
Das Verfahren, das vor einem Bundesgericht in Maryland anhängig ist, beschreibt detailliert die Erkenntnisse der Ermittler zur kurzen und verhängnisvollen Fahrt des Schiffs in jener Nacht. Dabei wird ein Katalog von Fehlern an Bord dargelegt und mehrere Gelegenheiten beschrieben, bei denen die Katastrophe hätte verhindert werden können.
Aufgrund mangelhafter Wartung oder provisorischen Reparaturen wichtiger Schiffssysteme, die für die Kontrolle des Schiffs entscheidend gewesen wären, funktionierten weder Propeller, Ruder, Anker noch Bugstrahlruder, als sie dringend benötigt wurden, um das Unglück abzuwenden oder zumindest abzumildern, so die Klageformulierung.
Das unter dem Namen „Dali“ bekannte Containerschiff ist in Singapur registriert und gehört zu Grace Ocean und wird durch die Synergy Marine Group betrieben, beide ebenfalls in Singapur ansässig.