Schwächerer Dollar, fallende Aktien – Investoren müssen umdenken, wenn das alte Modell kippt
Die Zeit der Einbahnstraße scheint vorbei: Der US-Dollar fällt, während die Aktienmärkte gleichzeitig einbrechen. Für viele Investoren, die sich seit der Finanzkrise auf die Doppelrolle von Dollarstärke und Kursgewinnen verlassen haben, bedeutet das einen fundamentalen Strategiewechsel. Nach dem jüngsten Zollschock ziehen Kapitalverwalter Konsequenzen – und schichten um.
Die Reaktion war deutlich: Nach den neuen protektionistischen Maßnahmen verloren der Dollar gegenüber Euro und Yen, obwohl in der Vergangenheit steigende Zölle oft als inflationsfördernd galten. Gleichzeitig stürzten die US-Indizes ab. Besonders betroffen: die „Magnificent Seven“, die in den letzten 15 Jahren einen Großteil der Kursgewinne getragen hatten. Allein ihr durchschnittliches Kurs-Gewinn-Verhältnis lag im Dezember bei 46 – ein Niveau, das jede Enttäuschung überproportional bestraft.
Internationale Anleger suchen nun Alternativen. „Wir rechnen mit einem strukturellen Rückgang des Dollars um 10 bis 15 Prozent in den nächsten fünf Jahren“, sagt Luca Paolini, Chefstratege von Pictet Asset Management. Für amerikanische Privatinvestoren bedeutet das: Wer weiterhin ausschließlich auf heimische Aktien setzt, riskiert reale Verluste.
Tatsächlich erzielten europäische Anleger, die in den vergangenen 15 Jahren ungesichert in den S&P 500 investierten, etwa 490 Prozent Rendite – dank des starken Dollars. Umgekehrt fielen Eurozonen-Aktien in Dollar gerechnet deutlich schwächer aus. Nun droht sich dieses Verhältnis umzukehren.
Historisch profitierten Nicht-US-Märkte von einem schwächeren Dollar – insbesondere Schwellenländer. So übertrafen laut ClearBridge Investments die Indizes MSCI EAFE und MSCI Emerging Markets in Phasen relativer US-Schwäche den S&P 500 im Schnitt um 2,0 bzw. 12,1 Prozentpunkte pro Jahr.
Dazu kommt: Die USA stehen vor einem innenpolitischen Umbau. Fiskalische Zurückhaltung, steigende Produktionskosten durch Onshoring und Zölle auf ausländische Güter könnten Konsum dämpfen – und den bisherigen Wachstumsantrieb der amerikanischen Wirtschaft schwächen. Gleichzeitig sind kapitalintensive Branchen wie Maschinenbau besonders anfällig für Lieferkettenstörungen und Investitionszurückhaltung.
Für Investoren ergibt sich daraus ein neues Bild. Diversifikation ist nicht länger optional, sondern überlebenswichtig. Wer sich allein auf die S&P-Gewinner der vergangenen Dekade verlässt, ignoriert strukturelle Risiken – und verpasst Chancen in Regionen, die bislang im Schatten standen.