SAP unter Druck: US-Behörden intensivieren Ermittlungen wegen mutmaßlicher Preisabsprachen
Der deutsche Software-Riese SAP sieht sich in den Vereinigten Staaten verstärkten Untersuchungen der Justizbehörden gegenüber, die mögliche Preisabsprachen in Zusammenarbeit mit Carahsoft Technology untersuchen. Laut einem Bericht von Bloomberg weitet sich die Untersuchung nun auf fast 100 Regierungseinrichtungen aus. Die Quelle berichtet zudem, dass das amerikanische Justizministerium eine formelle Anforderung an Carahsoft gestellt hat, Dokumente im Zusammenhang mit den Geschäften mit 94 zivilen Regierungsbehörden bereitzustellen, die SAP-Produkte betreffen. Carahsoft hatte sich zuvor geweigert, im Juni 2022 Unterlagen für das Landwirtschaftsministerium, das Arbeitsministerium, das Büro für Personalmanagement und die Zentren für Krankheitskontrolle und -prävention bereitzustellen. Die breitere Tragweite des zivilen Verfahrens wurde durch eine Klage im Jahr 2023 publik, bei der das Unternehmen beschuldigt wird, die Anfragen der Regierung unzureichend behandelt zu haben. SAP hat erklärt, dass man in seinem US-amerikanischen Ableger, SAP National Security Services, im August 2022 ebenfalls Aufforderungen zu Dokumenteneinsichten vom Justizministerium erhalten hat und in vollem Umfang kooperiere. Die Untersuchung zielt darauf ab, mögliche Manipulationen im Marktwert von über 2 Milliarden Dollar SAP-Technologie zu prüfen, die in der vergangenen Dekade von der US-Regierung erworben wurden. Auch das FBI und militärische Ermittler haben Büros von Carahsoft in Virginia durchsucht. Zusätzlich wird ein Segment von Accenture und andere Software-Wiederverkäufer im Rahmen des möglichen Preisabsprachen-Szenarios geprüft. Accenture hat in Berichtsfilings erwähnt, dass der US-Regierung eine freiwillige Erklärung abgegeben wurde, was sowohl zivile als auch strafrechtliche Untersuchungen ausgelöst hat. Trotz der Herausforderungen zeigt SAP in seinem Kerngeschäftsbereich eine positive Entwicklung. Im jüngsten Geschäftsjahr verzeichnete SAP einen Gesamtumsatz von 8,288 Milliarden Euro, angekurbelt durch ein stark wachsendes Cloud-Geschäft. Herausforderungen bleiben dennoch im Softwarelizenz- und Support-Bereich sowie steigende Kosten durch Umstrukturierungen. SAPs Aktienkurs reagierte auf die Entwicklungen mit einem Rückgang von 1,9 % im letzten Handelstag und schloss bei 220,47 Dollar. Im vergangenen Jahr konnten die Aktien jedoch um beachtliche 71,6 % zulegen, verglichen mit einem Wachstum von 31 % des entsprechenden Sektors.