Sanierungsstau bei Brücken: Trotz Milliardenfonds Verwirrung und Verzögerungen
Deutschlands marode Brücken geraten verstärkt in den Fokus, da eine weitere wichtige Verkehrsader, die A100-Brücke in Berlin, aus Sicherheitsgründen gesperrt werden musste. Die Mitte März erzwungene Sperrung der vielbefahrenen Ringbahnbrücke wirft erneut ein Licht auf den brisanten Sanierungsbedarf im Land.
Über 4.000 Brücken im Bundesbesitz warten auf dringende Renovierung, ein Erbe vergangener Regierungen, das nun schleppend abgearbeitet wird. Eine finanzielle Mangellage ist indes nicht das Problem, da der Bund ein kreditfinanziertes Sondervermögen von rund 500 Milliarden Euro zur Verfügung stellt, um Engpässe in der Infrastruktur zu beseitigen.
Trotz dieser beeindruckenden Summe herrscht Unklarheit darüber, wie die Gelder gezielt eingesetzt werden sollen, was auch durch die Aufteilung der Fördermittel unter den Ländern verkompliziert wird. Die Diskussionen über Zuständigkeiten verwirren zusätzlich, denn während der Bund die Verantwortung für die A100-Brücke trägt, ist die Stadt Dresden für die Carolabrücke zuständig.
Der Sanierungsstau ist nicht auf finanzielle Kapazitäten zurückzuführen, wie Tim-Oliver Müller vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie betont. Die Bauindustrie ist bereit zu handeln und leidet eher unter Auslastungsproblemen als Engpässen. Die Forderung nach einem flexibleren Vergaberecht und einem schlanken Prozess wird lauter.
Auch gesetzlich wurde mit einem Beschleunigungsgesetz reagiert, das Bauzeiten durch den Abbau von Auflagen und die Digitalisierung verkürzen soll. Experten bemängeln zusätzlich die fehlende langfristige Finanzierungssicherheit. Vorschläge zur finanziellen Eigenständigkeit der Autobahn GmbH werden laut, um eigenverantwortlich planen zu können.
Dennoch sei eine rasche Behebung der Versäumnisse der letzten Jahrzehnte unrealistisch. Das spüren die Berlinerinnen und Berliner, die den Riss in der A100-Brücke und die darauffolgenden Verkehrseinschränkungen hautnah erleben. Der Abriss der Brücke ist bis Ende April geplant, mit einer Verzögerung des S-Bahnverkehrs aufgrund technischer Anforderungen.
Die Probleme sind nicht neu, wie ein Blick auf die Rahmede-Talbrücke an der A45 bei Lüdenscheid zeigt. Seit ihrer Sperrung Ende 2021 leidet die Region durch Staus, Abgasbelastung und wirtschaftliche Einbußen. Ein Neubau ist in Planung, doch der Verkehrsfluss soll erst 2026 wieder anlaufen.
Unklare zeitliche Vorgaben vonseiten der Koalitionsgespräche bedeuten weiterhin Ungewissheit über den Zeitrahmen der Ertüchtigung der nationalen Infrastruktur.