RWE kürzt Investitionen um zehn Milliarden Euro
Weniger Investitionen, mehr Vorsicht
RWE zieht die Reißleine: Der Konzern will in den kommenden Jahren zehn Milliarden Euro weniger investieren als ursprünglich geplant. Statt 45 Milliarden Euro bis 2030 sind jetzt nur noch 35 Milliarden Euro vorgesehen.
Gründe für den Kurswechsel sind geopolitische Risiken, Lieferkettenprobleme, regulatorische Unsicherheiten und steigende Zinsen.
Konzernchef Markus Krebber begründet die Entscheidung mit einem „strikteren Risikomanagement“ und höheren Renditeerwartungen. Während Großprojekte mit einer Kapazität von mehr als zwölf Gigawatt weiterlaufen, werden neue Vorhaben kritischer geprüft.
Gewinn bricht ein – Aktie bleibt stabil
Der Gewinnrückgang setzt dem Unternehmen zu: Das bereinigte EBITDA sank im vergangenen Jahr um 26 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro. Für 2025 rechnet RWE mit weiteren Einbußen – das operative Ergebnis soll zwischen 4,55 und 5,15 Milliarden Euro liegen.
Hauptgrund für den Gewinneinbruch waren sinkende Strompreise und niedrigere Margen im Terminverkauf. Auch das Handelsgeschäft litt unter der Marktentwicklung. Dennoch hält RWE an seinen finanziellen Zielen fest: Bis 2030 soll das bereinigte Nettoergebnis auf vier Milliarden Euro steigen.
Anleger profitieren – aber zu welchem Preis?
Trotz des Gewinnrückgangs gibt es eine positive Nachricht für Aktionäre: Die Dividende steigt. Für 2024 soll sie von 1,00 Euro auf 1,10 Euro je Aktie angehoben werden, für 2025 sind 1,20 Euro geplant.
Gleichzeitig hat RWE ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 1,5 Milliarden Euro angekündigt, das bis 2026 abgeschlossen sein soll.
Doch die Strategie ist nicht ohne Risiko. Während RWE Investitionen zurückfährt, um Kapital freizusetzen, bleibt die Frage, ob das Unternehmen damit langfristig seine Wettbewerbsfähigkeit schwächt. Besonders im Bereich Offshore-Windkraft und Wasserstoff drohen Verzögerungen – und damit mögliche Marktanteilsverluste.
Energiewende auf Sparflamme?
Die Entscheidung von RWE zeigt einmal mehr die Herausforderungen der Energiewende. Steigende Finanzierungskosten, regulatorische Hürden und politische Unsicherheiten bremsen den Ausbau erneuerbarer Energien. Während RWE sein Kapital vorsichtiger einsetzt, bleibt offen, ob Deutschland seine Klimaziele ohne konsequente Investitionen in neue Infrastruktur halten kann.