Russische Zentralbank überrascht mit stabilem Leitzins bei 21 Prozent
Die Bank von Russland hat die Finanzwelt überrascht, indem sie ihren Leitzins auf dem Rekordniveau von 21% belassen hat. Analysten rechneten im Vorfeld überwiegend mit einer weiteren drastischen Erhöhung, um der anhaltenden Inflation zu begegnen. Die zügige Preissteigerung liegt weiterhin bei über dem Doppelten des angestrebten 4%-Ziels der Zentralbank.
Von den befragten Wirtschaftsexperten erwarteten sechs eine Erhöhung um zwei Prozentpunkte, während zwei von einem Anstieg auf 24% ausgingen und lediglich zwei Analysten mit einem unveränderten Satz rechneten. Die Zentralbank begründete ihre Entscheidung damit, dass sich die geldpolitischen Bedingungen seit der letzten Erhöhung im Oktober stärker verschärft haben als erwartet.
Trotz der anhaltend hohen Preissteigerungen und der robusten Binnennachfrage sieht die Zentralbank die aktuellen Bedingungen als ausreichend, um die Disinflationsprozesse wieder in Gang zu bringen und mittelfristig das Inflationsziel zu erreichen. Die Notwendigkeit einer weiteren Zinserhöhung wird bei der nächsten Sitzung im Februar überprüft.
Im November beschleunigte sich die jährliche Inflation in Russland erneut auf 8,9%, nach 8,5% im Vormonat. Erwartungsgemäß erreichten die Inflationserwartungen im Dezember einen Jahreshöchstwert von 13,9%. Ursprünglich hatte die Zentralbank eine mögliche Lockerung der Geldpolitik für die zweite Jahreshälfte signalisiert, sah sich jedoch gezwungen, die Zinsen seit Juli angesichts der hartnäckigen Teuerung von 16% deutlich anzuheben.
Treibend für die hitzige Wirtschaft sind umfangreiche Ausgaben für den Ukraine-Krieg und Sozialprogramme sowie ein massiver Fachkräftemangel, der zu einem Anstieg der Löhne führt. Die Produktionskapazität konnte mit der wachsenden Nachfrage nicht Schritt halten, was die Preise weiter anheizt. Zwar bremst die Verteuerung von Krediten das Wirtschaftswachstum, jedoch nicht den Preisanstieg.
Aktuelle Daten des Wirtschaftsministeriums zeigen, dass der jährliche Preisauftrieb bis zum 16. Dezember 9,52% erreichte, während die Lebensmittelpreise um 10,93% stiegen. Vor allem Gemüse verteuerte sich um 24% im Vergleich zum Vorjahr. Die Zentralbank wies darauf hin, dass die Abkühlung der Kreditaktivität bereits alle Marktsegmente umfasst und noch weiter anhalten dürfte. Dennoch bleibt das langfristige Risiko einer anhaltenden Inflation bestehen.