Russische Cyberbedrohung bringt Osteuropa-Netzwerke in die Defensive
Unter dem wachsamen Auge des russischen Geheimdienstes stehen nun vermehrt deutsche Organisationen mit einem Fokus auf Osteuropa, wie der Vorstandsvorsitzende des Akademischen Netzwerks Osteuropa (Akno), Philipp Schmädeke, berichtet. Einst auf exilierte Oppositionelle und Journalisten konzentriert, rücken jetzt verstärkt Wissenschaftler und ihre Organisationen in den Fokus der Beobachtung. Ein Umstand, der als besorgniserregende Entwicklung gilt.
Einbrüche und Cyberangriffe sind inzwischen alltäglich geworden. Akno, das seinen Sitz in Berlin hat, wurde bislang Opfer von zwei Cyberangriffen, die jedoch erfolgreich abgewehrt werden konnten. Eine Partnerorganisation erlebte sogar dreimalige Einbrüche. Besonders schwierig gestaltet sich der Nachweis russischer Geheimdienste hinter diesen Attacken, obwohl die Vermutung nahe liegt.
In der Zwischenzeit berichten Forschende über verdächtige Personen, die bei nicht angekündigten Treffen auftauchen. Die von Akno unterstützten Wissenschaftler stammen aus Russland und Belarus und sind oftmals Opfer von Verfolgung oder Berufsverboten. Forscher aus der Ukraine wurden durch Krieg und Repression zur Flucht gezwungen. In Deutschland, vorwiegend in Berlin, finden sie Unterstützung und knüpfen Kontakte zu verschiedenen Universitäten.
Im März wurde eine mutmaßlich russisch gesteuerte Cyberattacke auf die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO) publik. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und das Bundesamt für Verfassungsschutz sind mit der Analyse des Vorfalls betraut. Auch Akno steht in Kontakt mit diesen Sicherheitsbehörden.
Während die DGO von Russland als 'extremistische Organisation' gebrandmarkt wurde, gilt Akno seit Dezember 2023 als 'unerwünschte ausländische Organisation', was jegliche Tätigkeit auf russischem Boden untersagt. Der Sicherheitsaufwand bei Akno ist mittlerweile hoch. Schmädeke betont die Notwendigkeit, Mitarbeitende zu schützen und gleichzeitig den Ressourcenverbrauch kritisch zu betrachten.
Schwierigkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit sind eine der belastenden Folgen dieser Sicherheitsmaßnahmen. Einen weiteren eindrücklichen Beweis der Reichweite russischer Geheimdienste lieferte die Ermordung eines tschetschenischen Milizkommandeurs 2019 in Berlin. Der damalige Täter, ein Russe, wurde lebenslänglich verurteilt, jedoch 2024 durch einen Gefangenenaustausch freigelassen.
In Anbetracht dieser Ereignisse warnt das Bundesamt für Verfassungsschutz vor einer zunehmenden Bedrohung durch Spionage, Sabotage und Desinformation seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine.