Rückzug einer Ära: Stephan Weil verlässt die politische Bühne Niedersachsens
Nach über einem Jahrzehnt an der politischen Spitze Niedersachsens kündigt Stephan Weil seinen Rückzug an. Berichten zufolge wird sich der SPD-Politiker im kommenden Mai sowohl von seinem Amt als Ministerpräsident als auch als Landesparteivorsitzender zurückziehen, wie zuerst vom NDR berichtet wurde. Ein offizielles Statement von Weil ist am Nachmittag im Kurt-Schumacher-Haus in Hannover geplant.
Der 66-jährige Weil, der seit 2012 an der Spitze der niedersächsischen SPD und seit 2013 als Ministerpräsident amtiert, hinterlässt eine bedeutende Lücke. Er ist nach Reiner Haseloff und Winfried Kretschmann der dienstälteste Regierungschef in Deutschland. Seine politische Karriere begann in Hannover, wo er von 2006 bis 2013 das Amt des Oberbürgermeisters innehatte.
Der Abgang Weils war lange Zeit Gegenstand von Spekulationen. Viele vermuteten, er könnte den Staffelstab vorzeitig übergeben, um seinem Nachfolger einen Vorsprung für die kommenden Landtagswahlen zu verschaffen. Dies wurde von der CDU kritisiert, die schon frühzeitig Neuwahlen forderte, sollte Weil sein Amt nicht bis 2027 ausüben.
Inmitten einer nach der Bundestagswahl 2025 angeschlagenen SPD läutet Weils Rückzug eine neue Ära ein. Der niedersächsische Landesverband ist von zentraler Bedeutung für die Partei, mit prominenten Politikern wie Parteichef Lars Klingbeil, Hubertus Heil und Boris Pistorius, die allesamt aus der Region stammen. Der SPD in Niedersachsen gelang es bei der Landtagswahl 2022 über 33 Prozent zu erzielen, ein weit höherer Erfolg als auf Bundesebene.
Olaf Lies, der amtierende Wirtschaftsminister, gilt als Favorit für die Nachfolge Weils. Bereits zuvor hatte Lies Ambitionen auf das Ministerpräsidentenamt, musste sich jedoch 2013 in einem Mitgliederentscheid Wieil geschlagen geben. Mit der Möglichkeit einer baldigen Amtsübernahme könnte Lies die nächste politische Leitfigur Niedersachsens werden.
Die politische Reise von Weil war geprägt von einer Brückenbauer-Rolle zwischen Landes- und Bundespolitik, auch wenn er nie eine Führungsposition in der Bundes-SPD innehatte. Sein Rückzug markiert das Ende einer Ära, die Niedersachsen nachhaltig geprägt hat.