Roboter im Halbmarathon: Chinas technologischer Schachzug?
In einem unerwarteten Wettstreit zwischen Mensch und Maschine haben humanoide Roboter beim Halbmarathon in Peking die technologischen Ambitionen Chinas zur Schau gestellt. Die 21,0975 Kilometer lange Strecke im Stadtteil Yizhuang bot eine beeindruckende Kulisse für diesen einzigartigen Wettkampf, an dem sich 20 Forschungsinstitutionen und Unternehmen beteiligten. Die Bedingungen waren klar: Die Roboter mussten auf zwei Beinen laufen können.
Trotz der bahnbrechenden Demonstration blieben einige Roboter schon beim Start liegen, während andere so gemächlich waren, dass ihre Entwickler ihnen ohne Mühe folgen konnten. Insgesamt hatten sich über 10.000 Menschen zu diesem Ereignis angemeldet, was die Vorfreude und das Interesse an der Veranstaltung bestätigte. Die Roboter liefen auf separaten Bahnen und erhielten von den Ingenieuren rettende Anpassungen, die jedoch mit Zeitstrafen einhergingen.
Nach der regulären Laufzeit von 1 Stunde 11 Minuten und 07 Sekunden erreichte der schnellste menschliche Läufer das Ziel, während der bestplatzierte Roboter namens 'Tiangong' erst nach 2 Stunden 40 Minuten und 24 Sekunden ins Ziel eintraf. Diese Diskrepanz wirft die Frage auf: Handelte es sich nur um eine wohlinszenierte PR-Aktion, um Chinas technologische Supermacht zu demonstrieren? Laut Professorin Maren Bennewitz von der Universität Bonn und Professor Daniel Rixen von der Technischen Universität München ist der Wettkampf durchaus ein Maßstab für die software- und hardwaretechnische Reife von Humanoiden — auch wenn der symbolische Wert für die nationale Prestige unübersehbar ist.
Im Hintergrund dieser hochkarätigen Veranstaltung zeichnen sich geopolitische Spannungen ab. Der Lauf wird von vielen als eine subtile Antwort auf den technologischen Wettstreit mit den USA gesehen, wo Firmen wie Figure AI, Tesla, Agility und Boston Dynamics ebenfalls an der Neudefinition von Humanoiden arbeiten. Rixen betont Chinas Vorsprung, den das Land durch eine dynamische Industrie mit kostengünstiger Produktion erreicht hat.
Bei der Betrachtung der Zukunft des Roboter-Marktes verspricht die Branche immense wirtschaftliche Chancen. Der Einsatz humanoider Roboter wird nicht mehr als ferne Utopie wahrgenommen, sondern als greifbares Ziel, sei es in der industriellen Fertigung oder im alltäglichen Einsatz. Start-ups wie Unitree und AgiBot sowie das bekannte Unternehmen UBTech machen in diesem aufstrebenden Feld schon jetzt von sich reden. Unterstützt von der Regierung sieht Peking in der Robotertechnologie eine Schlüsselindustrie.
Regelmäßig werden Erfolge im Bereich der heutigen Roboterwelt von der staatlichen Propaganda zelebriert. Ein weiteres Zeichen dafür, wie ernst China seine Zukunftsvision einer 'intelligenten Stadt' nimmt, zeigt sich in der Nutzung von vierbeinigen Polizeirobotern, die in den Randbezirken Pekings patrouillieren.