Real-Turbulenzen: Brasilien kämpft mit Wirtschaftswellen und Sparmaßnahmen
Brasiliens Währung erlebte am Donnerstag mit einem neuen Rekordtief stürmische Zeiten, als die Ankündigung der Regierung, in den kommenden zwei Jahren R$70 Milliarden (US$12 Milliarden) einzusparen, die Sorgen der Investoren über die öffentlichen Finanzen der größten Volkswirtschaft Lateinamerikas nicht lindern konnte. Der Real sackte um bis zu 1 Prozent ab, durchbrach die psychologisch wichtige Marke von sechs gegenüber dem US-Dollar, konnte jedoch einen Teil der Verluste ausgleichen und schloss den Handelstag 0,8 Prozent schwächer.
Zeitgleich stiegen die staatlichen Kreditkosten auf ein Allzeithoch, da der Markt die Wirksamkeit der budgetausgleichenden Sparmaßnahmen anzweifelt. Diese sehnlich erwarteten Maßnahmen, die am Mittwochabend enthüllt wurden, folgten auf wachsende Bedenken über die Finanzpolitik unter Präsident Luiz Inácio Lula da Silva. Mit zusätzlichen Ausgaben für Soziales und Infrastruktur will er die Lebensstandards der 213 Millionen Einwohner Brasiliens heben.
Unternehmer in Südamerika warnen jedoch, dass ansteigende Staatsausgaben die Inflation anheizen und die Verschuldung auf ein unhaltbares Niveau treiben könnten. Viktor Szabo von Abrdn betonte, dass die brasilianischen Märkte mit den Entscheidungen der Lula-Regierung oft unzufrieden sind, selbst wenn Details positiv überraschen.
Finanzminister Fernando Haddad versicherte am Donnerstag, dass die Regierung ihr Ziel für das nächste Jahr erreichen würde und kritisierte die übermäßig pessimistischen Investoren. Derselbe Tag sah jedoch einen markanten Anstieg der zehnjährigen Staatsanleihenrenditen auf ein Rekordhoch von 13,13 Prozent.
Demgegenüber steht ein positiverer wirtschaftlicher Ausblick mit einem erwarteten BIP-Wachstum von 3,2 Prozent im Jahr 2024. Trotz der positiven gesamtwirtschaftlichen Perspektiven mehren sich Befürchtungen, dass die Wirtschaft überhitzen könnte.
Die angekündigten Sparmaßnahmen werden um eine unerwartete Einkommenssteuerreform ab 2026 ergänzt, die die untere Mittelschicht entlasten soll, während erhöhte Abgaben auf Wohlhabende diese Kosten kompensieren sollen. Analysten befürchten jedoch, dass die fiskalischen Verpflichtungen das Wachstum der Ausgaben weiterhin vorantreiben könnnten.