Reaktionsstarke Insolvenz im britischen Luftfahrtsektor: Ein Pionier geht zu Boden
Die ambitionierten Träume von Reaction Engines, einem britischen Vorreiter in der Luftfahrt, die Realität von Hyperschallflügen zu revolutionieren, sind abrupt zu Ende gegangen. Das Unternehmen ist in Verwaltung übergegangen, nachdem es nicht gelungen war, neue Finanzmittel zu sichern.
Die renommierte Unternehmensberatung PwC wurde am Donnerstag als Insolvenzverwalter benannt. Laut PwC hatte Reaction Engines, das sich der Entwicklung eines hybriden Raketen-Düsentriebwerks verschrieben hatte, vergeblich versucht, zusätzliche Mittel zu beschaffen.
Von den ursprünglich 208 Mitarbeitern des Unternehmens sind 173 mittlerweile entlassen worden. Die verbleibenden Angestellten werden vorerst noch für das Abschließen bestehender Aufträge und die Unterstützung bei der Abwicklung benötigt.
Ein heikler Punkt stellt die Bedeutung von Reactions Technologie für mehrere Formel-1-Teams dar, die auf das innovative Kühlsystem des Unternehmens setzen. Teams wie Mercedes-Benz, McLaren, Williams und Aston Martin integrieren diese Technologie, um die Leistung ihrer Motoren zu optimieren.
Ein Sprecher von Mercedes F1 betonte, dass sich das Unternehmen in „aktivem Dialog mit den Insolvenzverwaltern“ befinde, um die Lieferung der notwendigen Hardware für die Saison 2025 sicherzustellen.
Neben den Sorgen um den Formel 1-Betrieb hat die Insolvenz auch eine mögliche Auseinandersetzung um geistiges Eigentum ins Spiel gebracht. PwC wird erwartungsgemäß diesbezüglich eine Bewertung vornehmen, wie es aus gut informierten Kreisen heißt.
Die Versuche von Reaction Engines, die erforderliche Finanzierung zu sichern, verliefen trotz intensiver Gespräche mit Aktionären wie dem Strategic Development Fund aus den VAE erfolglos. Auch bedeutende Unterstützer wie BAE Systems und Rolls-Royce hielten sich mit weiteren Investitionen zurück.
Rolls-Royce äußerte am Donnerstag sein Bedauern über die Entwicklung, während BAE betonte, an Beschäftigungsmöglichkeiten für die Betroffenen interessiert zu sein.
Die Gründung von Reaction im Jahr 1989 leitete eine Ära technologischer Innovationen ein. Besonders das Sabre-System, das die Effizienz eines Düsentriebwerks mit der Kraft einer Rakete kombinieren sollte, hob sich hervor.
Unter der Leitung von CEO Mark Thomas hatte sich das Unternehmen zuletzt auf die Lizenzierung seiner Technologie an Kunden wie Mercedes und Honeywell fokussiert. Honeywell konnte für eine Stellungnahme indes nicht erreicht werden.
Im Zuge eines Finanzierungsaufrufs wurden in der Vergangenheit bereits £150 Millionen eingesammelt, darunter £40 Millionen im Januar 2023 unter Federführung von SDF. Dennoch sahen sich finanzielle Investoren wie Artemis und Schroders gezwungen, ihre Beteiligungen im August abzuwerten.
Das Scheitern des Unternehmens wirft auch Fragen über ein militärisches UK-Projekt zu wiederverwendbaren hyperschallfähigen Luftfahrzeugen auf, an dem Reaction Engines beteiligt war.
Die Regierung bekundete, dass sie „alle ihre Lieferketten genau beobachte“, um die sichere und kontinuierliche Lieferung wesentlicher Fähigkeiten zu gewährleisten.
