PwC's Drastische Maßnahme: China Verhängt Sechsmonatige Lizenzsperre und Rekordstrafe
Die chinesischen Behörden haben beschlossen, die Operationen der globalen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) für sechs Monate auszusetzen und eine rekordverdächtige Geldstrafe zu verhängen. Hintergrund dieser drastischen Maßnahme sind erhebliche Versäumnisse bei der Prüfung der China Evergrande Group.
Das Finanzministerium und die China Securities Regulatory Commission teilten mit, dass PwC insgesamt 441 Millionen Yuan (etwa 62 Millionen US-Dollar) zahlen müsse. Darüber hinaus wurde die Lizenz der in Guangzhou ansässigen Niederlassung, die Evergrandes geschönte Finanzberichte von 2018 bis 2020 prüfte, widerrufen.
Im Rahmen einer der größten Ermittlungen wegen Finanzbetrugs, die China je gesehen hat, geriet PwC ins Visier der Behörden. Diese stellten fest, dass der Entwickler Evergrande seine Einnahmen bei seiner Hauptlandeinheit Hengda in den beiden Jahren bis 2020 um 564 Milliarden Yuan übertrieben hatte.
Parallel dazu erklärte Hongkongs Accounting and Financial Reporting Council, dass seine Untersuchung der PwC-Prüfungen von Evergrande in der Stadt noch im Gange sei. Das in Shanghai registrierte PricewaterhouseCoopers Zhong Tian LLP, ein Mitglied des globalen PwC-Netzwerks, war damals verantwortlich für die Prüfung von Hengda.
PwC war über ein Jahrzehnt Evergrandes Prüfer gewesen, bevor sie im Januar 2023 aufgrund von streitigen Prüfungsfragen zurücktrat. Unter den "Big Four" ist PwC die am häufigsten von chinesischen Immobiliengesellschaften in Hongkong eingesetzte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Sie prüfte unter anderem auch die Bücher von großen Entwicklern wie Country Garden Holdings und Sunac China Holdings.
PwCs Festlandarm erzielte 2022 mit 291 Partnern und über 1.700 geprüften Buchhaltern einen Umsatz von 7,9 Milliarden Yuan, der höchste unter mehr als 9.000 lokalen Konkurrenten. Global belief sich der Umsatz des Unternehmens auf 50,3 Milliarden US-Dollar. PwC war für etwa 400 Unternehmen tätig, deren Aktien in Shanghai, Shenzhen, Hongkong oder New York gelistet sind.
Als Reaktion auf den Skandal trat Daniel Li, PwC China's Territory Senior Partner, zurück, bleibt jedoch als Chefbuchhalter der lokalen Einheit im Unternehmen. Hemione Hudson übernahm interimistisch die Rolle des TSP und zog in die Region um. Kevin Wang, Leiter der Assurance, wurde befördert und führt nun die Prüfungsgeschäfte in China.
Seit März haben mehr als 30 börsennotierte Unternehmen PwC als ihren Prüfer abgesetzt, darunter Größen wie die Bank of China, China Life Insurance, China Telecom und PetroChina. Diese Unternehmen zahlten im Vorjahr über 800 Millionen Yuan an Prüfungsgebühren.
Berichten zufolge entließ PwC im Juli mindestens 100 Mitarbeiter in China. Die Unsicherheit durch potenzielle Strafen und den Verlust von Kunden hatte viele PwC-Mitarbeiter dazu veranlasst, sich nach alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten umzusehen.
Während des Immobilienbooms erwirtschafteten viele chinesische Entwickler erhebliche Einnahmen, indem sie halb fertige Häuser verkauften und den Käufern die Fertigstellung in wenigen Jahren versprachen. Evergrande überschritt hierbei allerdings regelmäßig die Grenzen bei der Umsatzrealisierung und meldete Einnahmen aus Verträgen oft vor der tatsächlichen Fertigstellung der Projekte.
PwC geriet auch in anderen Regionen in Schwierigkeiten. In Hongkong läuft eine separate Untersuchung der dortigen Prüfungen von Evergrande, während in Australien und Großbritannien ebenfalls ernsthafte Vorwürfe und Strafen gegen PwC erhoben wurden.