Putins Androhung von Exportbeschränkungen sorgt für Verwirrung
Präsident Wladimir Putins überraschende Ankündigung, Exporte strategischer Rohstoffe angesichts westlicher Sanktionen zu begrenzen, hat russische Beamte und Manager gleichermaßen in Verwirrung gestürzt. Viele fragen sich, ob eine solche Maßnahme realisierbar ist, ohne Russland selbst mehr zu schaden als dem Westen.
Putin stellte diese Überlegung während eines routinemäßigen Regierungstreffens vor und bat Premierminister Michail Mishustin, Vorschläge zu entwickeln, die die Interessen Russlands nicht beeinträchtigen. Dennoch sind viele russische Rohstoffe wie Öl, Gas, Nickel, Titan, Gold und Diamanten bereits von freiwilligen oder obligatorischen Importbeschränkungen oder gar Verboten durch den Westen betroffen.
Die Ankündigung traf die russische Regierung und Unternehmenswelt unerwartet. „Alle sind schockiert“, sagte eine anonyme Quelle eines betroffenen Unternehmens. Eine andere Quelle meinte: „Das ist, als würde man sich selbst ins Knie schießen.“
Insbesondere ein Exportstopp von Uran, Nickel und Titan, die Putin explizit erwähnte, würde die Deviseneinnahmen großer Unternehmen wie Rostec, Rosatom und Nornickel erheblich schmälern. Diese Firmen beschäftigen etwa eine Million Menschen, und ihre Umsätze sind bereits durch westliche Sanktionen beeinträchtigt.
Nornickels Gewinn im ersten Halbjahr fiel um 22%, da das Unternehmen versucht, seine Exporte nach Asien umzulenken. Neben niedrigen Nickelpreisen und Sanktionen bezeichnete Nornickel diese Situation als „perfekten Sturm“. Nach Putins Bemerkungen stieg der globale Nickelpreis leicht, bleibt jedoch weit unter historischen Höchstständen.
Ein Regierungsinsider betonte, dass jede Exportbeschränkung „freundliche“ Länder wie China verschonen sollte, Russlands wichtigsten Handelspartner. Zudem würde die Ausarbeitung eines solchen Plans Zeit in Anspruch nehmen, und ein konkreter Befehl dazu stehe noch aus.
Engagierte russische Rohstoffproduzenten wollten sich nicht äußern. Parallel dazu erreichen die Spannungen zwischen Russland und dem Westen aufgrund des Ukrainekriegs neue Höhen. Putin betonte, dass eine mögliche Maßnahme nicht nur auf Uran, Nickel und Titan beschränkt wäre. Russland verfügt über beachtliche Reserven von Erdgas, Gold und Diamanten.
Uran könnte tatsächlich eine Achillesferse des Westens darstellen. Russland lieferte letztes Jahr 27% des in den USA verbrauchten angereicherten Urans. Während die USA in der Theorie den Import verboten haben, wurden Ausnahmen bis 2027 zur Expansion heimischer Kapazitäten eingeräumt.
Europa hingegen hat sich weitgehend von russischem Gas unabhängig gemacht. Sanktionen der G7 und der EU auf Diamanten aus Russland zwangen Moskau, die Produktion von Alrosa selbst aufzukaufen. Russlands größte Goldproduzenten sind ebenfalls von Sanktionen betroffen. Zudem kämpft VSMPO-AVISMA, der größte Hersteller von Titanschwamm in Russland, um Ersatzlieferungen aus der kriegsgeplagten Ukraine.
Putin betonte, dass mögliche Beschränkungen nicht „über Nacht“ geschehen würden und Russlands Interessen nicht gefährden dürften. Kremlsprecher Dmitri Peskow unterstrich am Freitag den beispielsweise vorläufigen Charakter der Idee: „Es gibt noch keine konkreten Details.“