Porzellan-Gigant in der Krise: Rosenthal plant Werksschließung
Der Niedergang einer deutschen Ikone
Einst Symbol für Eleganz und Qualität in deutschen Haushalten, kämpft der Porzellanhersteller Rosenthal heute ums Überleben. Steigende Lohnkosten, ein verändertes Konsumverhalten und die Konkurrenz durch günstige Importe haben das Unternehmen in die Enge getrieben.
Nun wird über die Schließung eines von zwei Produktionsstandorten verhandelt – entweder im fränkischen Selb oder im benachbarten Speichersdorf. Eine Entscheidung soll bis Ende Januar fallen.
Mit rund 600 Mitarbeitern und einer langen Tradition als künstlerischer Vorreiter steht Rosenthal beispielhaft für die Herausforderungen der deutschen Porzellanindustrie.
Doch die Zeiten, in denen hochwertiges Porzellan als unverzichtbarer Bestandteil eines gehobenen Haushalts galt, sind vorbei. Möbelhäuser und Discounter haben den Markt mit günstiger Massenware überschwemmt, und auch die Corona-Pandemie hat das Konsumverhalten dauerhaft verändert.
Produktionsrückgang und Arbeitsplatzabbau
Nach Angaben des Unternehmens wird die Neuausrichtung nicht nur eine Fokussierung auf einen einzigen Produktionsstandort erfordern, sondern auch einen Stellenabbau mit sich bringen. Für die Region, einst ein Zentrum der Porzellanherstellung, bedeutet das einen weiteren Verlust an industrieller Bedeutung.
„Wir stehen vor sehr anspruchsvollen Marktdynamiken“, erklärte eine Unternehmenssprecherin.
Zwar wolle Rosenthal weiterhin in Deutschland produzieren, doch die Kostenstruktur mache dies in großem Umfang zunehmend schwierig. Der Umsatz lag 2021 bei 77 Millionen Euro, während der Gewinn mit 1,9 Millionen Euro eher mager ausfiel – und das nach einem Verlustjahr 2020.
Traditionsreiche Marke im Wandel
Seit der Gründung durch Philipp Rosenthal im Jahr 1879 hat das Unternehmen zahlreiche Höhen und Tiefen durchlebt. Bekannt für künstlerische Kollaborationen und edles Design, war Rosenthal lange ein Inbegriff für Qualität „Made in Germany“. Doch die goldenen Zeiten sind längst vorbei.
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Die Übernahme durch den Waterford-Wedgwood-Konzern 1997 brachte zunächst neuen Schwung, doch mit der Insolvenz des Mutterkonzerns 2009 geriet auch Rosenthal ins Wanken. Heute gehört das Unternehmen zur Arcturus Gruppe, die versucht, die Marke in einem hart umkämpften Marktumfeld zu halten.
Billige Importe und sinkende Nachfrage
Wie viele andere deutsche Porzellanhersteller leidet Rosenthal unter der Konkurrenz durch Billigimporte. Produkte aus Asien, die häufig zu einem Bruchteil der deutschen Herstellungskosten produziert werden, dominieren den Markt. Selbst traditionsreiche Konkurrenten wie die Manufaktur Walküre oder Friesland Porzellan haben massive Einschnitte erfahren.
Die Konsumenten sind preissensibler geworden, und viele bevorzugen günstige Alternativen. Experten sehen in dieser Entwicklung eine langfristige Verschiebung im Markt, die die Nischenanbieter immer stärker unter Druck setzt.