Politisches Erdbeben in Südkorea: Yoons kurzer Ausflug ins Kriegsrecht
Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol hat die Welt mit einer dramatischen, wenn auch kurzlebigen, Ausrufung des Kriegsrechts in Aufruhr versetzt. In einem Schritt, der mehr Verwirrung als Macht demonstrierte, zog Yoon seinen brisanten Dekret am Dienstagabend gleich wieder zurück.
Dies geschah nach massivem Widerstand sowohl aus den eigenen Reihen als auch von der Opposition, die sich in das Parlament drängten, um das Dekret abzulehnen. Diese politische Krise in der zweitillionenschweren Wirtschaft, einem entscheidenden Bündnispartner der USA und bedeutendem Zentrum für Halbleiterproduktion, könnte weitreichende Auswirkungen auf Asien und darüber hinaus haben.
Seit Monaten wächst das interne Ringen zwischen Yoon und dem oppositionellen Parlament. Der jüngste Konflikt entflammte über Yoons Haushaltsentwurf, der mehr Gelder für das Präsidialamt und andere staatliche Institutionen vorsah. Yoons Ansehen schwindet aufgrund eines Einmischungsskandals, der seine Frau involviert und der neueste in einer Reihe von Kontroversen während seiner Amtszeit ist.
Der Ruf nach Konsequenzen ist laut. Die oppositionelle Demokratische Partei strebt Anklagen wegen Hochverrats und ein Amtsenthebungsverfahren gegen Yoon an, während die Regierungspartei den Rücktritt seines Kabinetts und die Entlassung des Verteidigungsministers fordert.
Der koreanische Won fiel am Dienstagabend auf ein Zweijahrestief und der Leitindex KOSPI eröffnete am darauffolgenden Morgen 2% schwächer. Auch Deals wie der Aktienverkauf von HD Hyundai Marine Solution wurden abgebrochen. Langfristige Schäden an der Investorenstimmung könnten nachhaltig sein.
Bereits vor der Krise zeigte die exportabhängige Wirtschaft Schwächen angesichts der globalen Nachfrageschwäche. Analysten von Citi senkten erst kürzlich die Wachstumsprognose für Südkoreas BIP 2025 auf 1,6% herab. Der KOSPI 200 ist in diesem Jahr um 9% gesunken und verzeichnet damit die schlechteste Performance unter den weltweiten Benchmark-Indizes.
Yoons drohende Amtsenthebung könnte die regionale Dynamik neu gestalten. Er hat sich stets für engere Beziehungen zu Japan und den USA ausgesprochen und strebt eine Verringerung der Handelsabhängigkeit von China an.
Der protektionistische Kurs des neu gewählten US-Präsidenten Donald Trump könnte den Nachfolger Yoons zwingen, die außenpolitische Ausrichtung Südkoreas zu überdenken. Dies hätte gigantische Auswirkungen über Asien hinaus: Technologieriesen wie Samsung Electronics und SK Hynix spielen kritische Rollen in westlichen Technologie- und Automobil-Lieferketten. Südkorea hat 2025 einen geopolitischen Kurvenschlag gelandet.