Plötzliches Interesse an Xiaohongshu: US-Nutzer auf der Suche nach Alternativen zu Tiktok
Mit Blick auf ein drohendes Verbot von Tiktok in den Vereinigten Staaten wenden sich viele Nutzer an die beliebte chinesische Social-Media-App Xiaohongshu, um dort neue digitale Heimaten zu finden. In China selbst sorgt der plötzliche Zustrom von Amerikanern auf der als 'Kleines rotes Buch' bekannte Plattform für Verwunderung. Diese App, die anders als Tiktok vorwiegend für den chinesischen Markt entwickelt wurde, erlebt nun eine unerwartete internationale Aufmerksamkeit.
Ursprünglich im Jahr 2013 als Shopping-Plattform gestartet, hat sich Xiaohongshu in China zu einem populären sozialen Netzwerk entwickelt, das häufig als chinesisches Instagram bezeichnet wird. Interessanterweise sind die meisten Beiträge auf der Plattform in Mandarin verfasst, was die Kommunikation mit internationalen Nutzern durchaus spannend gestaltet. Dennoch zeigt sich die App nun in den Download-Charts des US-App-Stores von Apple auf einem Spitzenplatz, da zahlreiche US-Nutzer in einer Art digitalem Protest gegen ein mögliches Tiktok-Verbot handeln.
Die neuen Nutzer, die sich selbst als 'Tiktok-Flüchtlinge' bezeichnen, haben begonnen, mit kurzen Videos ihre Ankunft auf der Plattform zu deklarieren. Ein lebhafter kultureller Austausch ist im Gange: Neugierige chinesische Nutzer begrüßen die Amerikaner und bieten Chinesisch-Unterricht an, während sich amerikanische Nutzer bereit erklären, englische Aufgaben für ihre chinesischen Mitstreiter zu erledigen. Content wird mit zweisprachigen Untertiteln versehen, um die Barrieren weiter zu überwinden. Allerdings werden auch Warnungen ausgesprochen, keine politisch sensiblen Themen zu veröffentlichen, um nicht gegen chinesische Gesetze zu verstoßen.
Vor dem Hintergrund eines drohenden Tiktok-Verbots, welches bereits Mitte Januar Realität werden könnte, spiegelt diese Nutzerbewegung die wachsende Verzahnung internationaler digitaler Kulturen wider. Während US-Plattformen wie Facebook, Instagram und X seit langem von den chinesischen Zensoren blockiert werden, zeigt sich einmal mehr, dass der Fluss von Informationen und Nutzern in die andere Richtung durchaus möglich ist. Die kulturellen Austauschaktivitäten auf Xiaohongshu bieten einen faszinierenden Einblick in die sich verändernde digitale Landschaft und das Potenzial für Verständnis und Zusammenarbeit über geografische sowie politische Grenzen hinweg.