Pharma als Leuchtfeuer in krisengeschüttelter Wirtschaft
Die deutsche Pharmabranche zeigt sich als strahlender Lichtblick in der aktuellen wirtschaftlichen Flaute. Laut einer Prognose des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) kann die Industrie in diesem Jahr mit einer deutlichen Umsatz- und Beschäftigungszunahme rechnen. Treibende Kräfte hinter dieser Entwicklung sind ein wachsendes Exportgeschäft, Stabilität im Heimatmarkt sowie Vorzieheffekte aufgrund angedrohter US-Zölle.
Mit Beginn des Jahres nahm das Exportgeschäft deutlich Fahrt auf, insbesondere bedingt durch die von US-Präsident Donald Trump in Aussicht gestellten Zölle auf Medizinprodukte. Deutsche Unternehmen haben daraufhin ihre Lagerbestände in den USA als Vorsichtsmaßnahme erhöht. Diese Bewegung wird durch US-Handelsdaten untermauert, die auf einen Anstieg der Importaktivitäten schließen lassen.
Die deutsche Pharmaindustrie sieht sich einer erhöhten Nachfrage aus den USA gegenüber, unterstützt durch Frachtführer wie Lufthansa Cargo und DHL, die von einem merklichen Anstieg an Pharma-Transporten über den Atlantik berichten. Zudem setzen sich die Branchenführer Vas Narasimhan von Novartis und Paul Hudson von Sanofi in der 'Financial Times' für eine Angleichung der Arzneimittelpreise in der EU an das höhere US-Niveau ein, um Innovationsanreize zu schaffen.
Der VFA erwartet ein beachtliches Umsatzplus von 2,5 Prozent und ein Produktionswachstum von 2,9 Prozent in diesem Jahr, angereichert durch eine steigende Nachfrage aus Europa und darüber hinaus. Die Zahl der Beschäftigten in der Branche könnte um 1.100 auf etwa 132.000 anwachsen, während die deutsche Gesamtwirtschaft 2025 eher mit einer Stagnation rechnen muss.
Abgesehen von möglichen US-Zöllen auf Medizinprodukte, die nicht in der Prognose berücksichtigt sind, können diese bei Einführung erhebliche Auswirkungen auf die Profitabilität der Pharmahersteller haben, warnt VFA-Chefökonom Claus Michelsen. Schon jetzt sind Sorgen um die nationale Gesundheitsversorgung spürbar, da Deutschland einen erheblichen Anteil an importierten Pharmazeutika und Vorprodukten aus den USA bezieht.
Trotz der Unsicherheiten bleibt der US-Markt unverzichtbar für die deutschen Pharmaexporte, die 2024 Waren im Wert von 27 Milliarden Euro dorthin lieferten. Immunologische Produkte wie Antisera und Impfstoffe sind dabei besondere Exportschlager. Wiederum importiert Deutschland signifikante Mengen an Pharmazeutika und Vorprodukten aus den USA, was im Falle eines Handelsstreits die Versorgung erheblich beeinflussen könnte.